Immer mehr Kinder und Jugendliche besitzen ein Smartphone. Zwar ist es wichtig, den Umgang mit essenziellen Technologien zu lernen, doch die hohe Verbreitung hat auch negative Folgen, wie mittlerweile einige wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt haben. Ein Umstand, für den die britische Regierung nun eine radikale Maßnahme erwägt.

Diskutiert wird ein Verbot des Verkaufs von Smartphones an Personen unter 16 Jahren. Ein durchaus schwerer Einschnitt, wenn man die extrem hohe Verbreitung im Vereinigten Königreich bedenkt. Denn laut Daten im "Media Use and Attitudes"-Report (PDF) der britischen Medienaufsichtsbehörde Ofcom aus dem Jahr 2023 haben schon 97 Prozent aller zwölfjährigen Britinnen und Briten ein eigenes Smartphone. Bis zum 17. Lebensjahr steigt der Anteil gar auf 99 Prozent.

Zum Thema laufen derzeit Beratungen im Technologieministerium, eine Entscheidung wurde noch nicht gefällt. Ministerin Michelle Donelan will vor allem schädliche Einflüsse durch übermäßigen Konsum sozialer Medien eindämmen. Das Verkaufsverbot ist eine von mehreren vorgeschlagenen Handlungsoptionen. Auf dem Tisch liegen auch neue Vorschriften, um es Eltern einfacher zu machen, auf Smartphones ihrer Kinder Kontrollen und Sperren einzurichten, sowie ein Verbot für Anmeldungen in sozialen Netzwerken für unter 16-Jährige. Die meisten Plattformen setzen derzeit ein Mindestalter von 13 Jahren voraus.

Ein Teenager spielt am Smartphone.
Utrecht, Robin / Action Press /

Viele Eltern unterstützen Verkaufsverbot

Die Initiative des Technologieministeriums folgt auf einen Vorstoß des Bildungsministeriums. Dieses hat heuer einen Ratgeber für Schulen veröffentlicht und die Bildungseinrichtungen aufgefordert, Handys in Klassenräumen zu verbieten, um Störungen des Unterrichts zu reduzieren und besseres Verhalten von Schülerinnen und Schülern anzustoßen.

Ein solches Smartphone-Verkaufsverbot hat von Eltern möglicherweise mehrheitliche Unterstützung. Eine im März durchgeführte Befragung von 2.496 englischen Erziehungsberechtigten durch die gemeinnützige Organisation Parentkind erbrachte, dass 58 Prozent diesen Schritt unterstützen würden. Explizit dagegen sprachen sich 33 Prozent aus. 83 Prozent gaben an, dass sie Smartphones als "schädlich" für Kinder und Jugendliche betrachteten.

Verschiedene Elterninitiativen und Vereine machen sich seit geraumer Zeit für einen konservativeren Umgang mit Smartphones beim Nachwuchs stark. Vor kurzem sorgte etwa die Initiative Smartphone Free Childhood mit großem Zulauf für Schlagzeilen. Auch verschiedene britische Prominente haben schon kritische Position ergriffen. Die Schauspielerin Sophie Winkleman etwa macht sich dafür stark, Kindern statt Smartphones klassische Tastenhandys zu geben. Damit sei Erreichbarkeit gewährleistet, aber der Zugang zu Social Media eingeschränkt.

Laut "Telegraph" geht es der Regierung nicht um ein komplettes Smartphone-Verbot für jüngere Altersgruppen. Ein entsprechendes Gesetz würde lediglich den direkten Verkauf von Smartphones an Personen unter 16 Jahren verhindern. Diese könnten aber weiterhin von ihren Eltern ein Handy erhalten.

Ein Mädchen schaut im Bett aufs Handy.
Getty Images

Smartphone-Boom mit Folgen

Zu den Folgen von Smartphones für die körperliche und mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gibt es mittlerweile zahlreiche Daten. Beispielsweise die Youth Risk Behavior Survey der US-Gesundheitsbehörde CDC aus dem Jahr 2023. Diese legt einen Zusammenhang zwischen der wachsenden Präsenz moderner Mobiltelefone und der Zunahme von psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen nahe. Das Vorkommen solcher stieg allein zwischen 2009 und 2019 um 40 Prozent. In dieser Zeit etablierten sich auch moderne Smartphones.

Andere Untersuchungen sehen übermäßige Handynutzung in sehr jungen Jahren als Störfaktor für die soziale Entwicklung. Eine im Oktober 2023 veröffentlichte Längsschnittstudie der Universität Wien attestiert negative Auswirkungen nächtlicher Smartphonenutzung bei Jugendlichen auf den Schlaf. Das beeinträchtigt auf Dauer die kognitive Entwicklung und Konzentration und kann sich entsprechend auf schulische Leistungen auswirken. (gpi, 12.4.2024)