Die geplante Wien Holding Arena
Bis in der geplanten Eventhalle in Neu Marx im dritten Wiener Bezirk tatsächlich die ersten Bands spielen oder die ersten Sportveranstaltungen durchgeführt werden, dürften noch mindestens sechs Jahre vergehen.
Rendering:Architekten Kronaus/Mitterer/Gallister

Die Stadt Wien soll eine moderne Arena für 20.000 Zuschauer erhalten, die alle technischen Stückerln spielt. Dieser Plan ist seit Jahren bekannt, an der konkreten Umsetzung hapert es aber. Dabei steht der Standort der riesigen Halle mit einem Areal in Neu Marx nahe der Südosttangente längst fest, auch der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs liegt seit dem Jahr 2020 vor. Der Prozess rund um die Suche nach dem Bestbieter, der die Event-Arena als privater Partner errichten und betreiben soll, stockt aber gehörig. Das hat auch den Zeitplan für das Projekt durcheinandergewirbelt: Die Arena, die nach ursprünglichen Plänen bereits heuer in Betrieb gehen sollte, wird frühestens im Jahr 2030 eröffnet. Das räumte die für das Projekt verantwortliche Wien Holding auf STANDARD-Anfrage ein. Dabei hatte sich im Vergabeverfahren eine Tochter des internationalen Konzerns Oak View Group (OVG) durchgesetzt. Das Landesverwaltungsgericht Wien hob im Vorjahr den Zuschlag an OVG allerdings aus formalen Gründen auf. Seither herrscht rund um das Millionenprojekt Stillstand.

Am Donnerstag betrieb die Führung von OVG in Wien Eigenwerbung für ihr Arena-Vorhaben. Firmenmitgründer und Geschäftsführer Tim Leiweke machte keinen Hehl daraus, die Halle in Wien als Chef des nach Eigenangaben weltweit größten Entwicklers von Sport- und Eventhallen weiterhin errichten zu wollen. Leiweke sprach dabei gerne in Superlativen: Es gehe darum, "die besten Hallen in den besten Städten" zu realisieren, Oak View sei demnach das am besten geeignete Unternehmen dafür. Und Wien sei "das Herz der Musikwelt". Leiweke verwies auch darauf, dass OVG hinter der Manchester-Eventhalle Co-op Live steht: Die Arena mit einer Kapazität für 23.500 Besucherinnen und Besucher wird am 23. April eröffnet, geplant sind mehr als 120 große Liveveranstaltungen pro Jahr.

Für die geplante Wiener Veranstaltungshalle brachte Leiweke in einer Gesprächsrunde auch Weltstar Arnold Schwarzenegger als Partner und möglichen Investor ins Spiel. "Ja, wir hatten Gespräche", sagte Leiweke. "Aber zuerst müssen wir noch den Auftrag gewinnen." Konkreter wurde Leiweke vorerst nicht, Schwarzenegger werde jedenfalls mehr als ein Unterstützer und Influencer sein. Bei der Arena in Manchester ist übrigens Sänger Harry Styles als Investor beteiligt, er wirkte nach Angaben von OVG auch bei der Entwicklung von Teilbereichen des Projekts mit.

Noch keine Entscheidung zur weiteren Vorgangsweise

Der Zuschlag im Vergabeverfahren für die Firma OVG Bristol wurde vom Landesverwaltungsgericht Wien unter anderem deshalb aufgehoben, weil sich das Bieterkonsortium gegen Ende der Ausschreibung hin deutlich verändert hat: So waren zunächst auch der globale Entertainment-Riese Live Nation sowie der Baukonzern Porr gemeinsam mit OVG Bristol aufgetreten, beide Partner verschwanden aber aus dem Konsortium. Aufklären konnte Leiweke die Ungereimtheiten nicht: Einen exklusiven Promoter werde es jedenfalls für die Veranstaltungen in der geplanten Wiener Halle nicht geben, legte er sich fest. Laut Francesca Bodie, der Betriebsleiterin der Arena und Tochter von Leiweke, plant OVG auch eine Niederlassung in Wien. Diese gibt es bisher nicht.

Doch wie geht es nun im komplexen Vergabeprozess weiter? Die städtische Wien Holding verweist auf mehrere Optionen: Zum einen kann das bisherige Verfahren widerrufen und neu ausgeschrieben werden. Zum anderen könnten aber auch noch Verhandlungen mit dem vorerst einzigen verbliebenen zweiten Bieter CTS Eventim aufgenommen werden. Das aktuelle Angebot sei "unannehmbar", hieß es. Eine Entscheidung soll in den nächsten Wochen fallen. Das hieß es freilich auch schon vor einigen Wochen.

Konkret hat CTS Eventim für ihr Hallenprojekt auf knapp 100.000 Quadratmetern Investitionen von rund 800 Millionen Euro vorgesehen, die Stadt Wien hätte sich demnach mit rund 400 Millionen Euro beteiligen sollen. OVG Bristol bot ein Arenaprojekt auf nur 64.000 Quadratmetern an: Die Kosten wurden mit 384 Millionen Euro veranschlagt, wovon für die Stadt ein Betrag von 55 Millionen Euro fällig gewesen wäre.

Zu den Zeitverzögerungen bei der neuen Halle heißt es von der Wien Holding, dass vorerst weiterhin "alle Konzerte und Shows in der Wiener Stadthalle gespielt werden" können. Wien brauche angesichts der in die Jahre gekommenen Stadthalle aber eine neue Arena, "die auch in den nächsten Jahrzehnten der weltweit agierenden Entertainmentbranche optimale Rahmenbedingungen bietet". Positiv sei, dass die weltweit größten Entertainmentkonzerne "ein extrem hohes Interesse am Standort Wien haben, um hier eine der modernsten und größten Arenen Europas zu errichten". (David Krutzler, 12.4.2024)