Auf den Titel der "Vogue" hat es sie gerade noch geschafft. Zendaya ist auf dem Titel der britischen Ausgabe in einer Trainingsjacke zu sehen. Das Modell von Wales Bonner und Adidas könnte man als zeitgemäße Ausgabe einer Übergangsjacke bezeichnen: praktisch, funktional, höchstwahrscheinlich pflegeleicht und damit eine gute Übergangslösung zwischen Winterdaune und "T-Shirt ohne alles" im Sommer.

In diesem Frühjahr aber ist alles anders. Kaum war die Daunenjacke ausgezogen, um Trenchcoat oder Jeansjacke (zwei typischen Vertretern der Übergangszeit) zu weichen, schnellten die Temperaturen in die Höhe – 30 Grad hatte es am vergangenen Wochenende in Bruck an der Mur, für kommenden Sonntag sieht die Vorhersage ähnlich aus. Die leichte Jacke, früher immer gut für ein lockeres Techtelmechtel zwischendurch, wird plötzlich zum Garant für einen verschwitzten Auftritt.

Man könnte schlussfolgern: Der Klimawandel, die langsame Abschaffung von Frühjahr und Herbst, wird modische Konsequenzen haben. Langfristig werden die Kaufhäuser die Kategorie "Überjacke" überdenken müssen. Doch nicht nur das: Der Saisonen-Kalender der Modehäuser mit seinen Frühjahrs- und Herbstkollektionen steht auf dem Spiel. Nebenbei trübt Sonnenschein übrigens auch die Einkaufslust: Schon 2018 stellte die Studie "Weather to Shop" des britischen Met Office und des British Retail Consortium fest, dass der Umsatz mit Damenbekleidung um elf Millionen Pfund (12,7 Millionen Euro) einstürzt, wenn es nur ein Grad wärmer ist als im Vorjahr.

Ein Jammer für die Unmengen an Übergangsjacken, die von nun an in den Kästen verstauben werden. Deren Qualitäten hat man lange nicht zu schätzen gewusst. Übergangsjacke, die Bezeichnung war der Inbegriff beiger Spießigkeit, die Uniform ordnungsbewusster Menschen, die für jedes Wetter, jede Eventualität nicht nur einen Plan B, sondern auch ein Kleidungsstück im Kasten haben. Oder wie ihre Einsatzgebiete so schön im Webshop eines Kaufhauses beschrieben wurden: "Elegante Übergangsjacken eskortieren Damen routiniert in das Büro oder zu Anlässen mit gehobenerem Dresscode."

Auch US-Model Bella Hadid trägt Übergangsjacken, hier einen Trenchcoat des spanischen Retailers Mango.
Mango

Für die Stürme des Lebens

Rückblickend sieht man die Dinge natürlich entspannter, aber auch klarer: Spielte die Übergangsjacke bei überraschenden Wetterwechseln nicht oft den Retter in der Not? Und waren Trench und Jeansjacke nicht um einiges besser kombinierbar als der knöchellange Daunensack? In der leichten Jacke könne man im besten Fall "allen Stürmen des Lebens begegnen", hieß es einmal in der "Zeit". Das ist verdammt dick aufgetragen. Aber ja, angespielt wurde auf Götz George alias Horst Schimanski, der in einer unkaputtbaren Army-Jacke 43 Einsätze lang über den Bildschirm flimmerte.

Bevor sich nun hier weiter Wehmut breitmacht: Noch lebt der Patient. Nutzen wir den nächsten Wettereinbruch für einen Spaziergang mit ihm. (Anne Feldkamp, 10.4.2024)