Das Bild zeigt den Controller einer Playstation 5
Bereits im November könnte es neue Playstation-Hardware geben – so naheliegend wie 2016 bei der Playstation 4 ist ein Pro-Modell diesmal aber (noch) nicht.
IMAGO/Pond5 Images

Offiziell wurde sie zwar noch nicht bekanntgegeben, in der Branche gilt sie allerdings schon als fix gesetzt: die Playstation 5 Pro. Nach dreieinhalb Jahren und mehr als 50 Millionen ausgelieferten Konsolen des Standardmodells scheint Sony Insidern zufolge sogar noch heuer im November ein Pro-Modell der Playstation 5 nachlegen zu wollen.

Es war einmal

Dabei wirft die bevorstehende Einführung der Konsole einige Fragen auf – und das nicht nur hinsichtlich technischer Spezifikationen und Verbesserungen, die sie bringen soll. Führt man sich den zahnlosen Konkurrenten Microsoft und die Aussage von Sony-Manager Naomi Matsuoka vor Augen, wonach die Playstation 5 "in die letzte Phase ihres Lebenszyklus kommt", ist auch die Frage durchaus berechtigt, warum Sony ausgerechnet jetzt mit neuer Spielehardware punkten möchte. Die Antwort darauf mag erschreckend naheliegen, ob sie ausreicht, darf noch bezweifelt werden – doch dazu später mehr.

Die Idee des Mid-Gen-Refreshs ist jedenfalls nicht neu: Ein Blick zurück auf die letzte Generation zeigt, dass sowohl Sony als auch Microsoft schon einmal den Weg eingeschlagen haben, den Lebenszyklus von Konsolen mit einem kräftigen Hardware-Upgrade in die Länge zu ziehen. Dass sowohl die Playstation 4 Pro als auch die Xbox One X im Vergleich zu den Standardmodellen deutlich bessere Spezifikationen boten, hatte auch einen simplen Grund.

8K? Geh bitte …

Beide Konsolen trafen 2016 bzw. 2017 auf einen Markt, der durch die stark wachsende Verbreitung von 4K-Fernsehgeräten eine klare Nachfrage für Konsolen zeigte, die auch höhere Bildauflösungen ausgeben konnten. Dieses "Problem", wenn man so möchte, gibt es mit der aktuellen Konsolengeneration nicht: Zwar können Entwickler das Versprechen der Hardware-Hersteller meist nicht mehr einlösen, den Spielerinnen und Spielern ein "4K60"-Erlebnis zu bieten – aber der Bedarf, Inhalt in einer höheren Auflösung als 4K auszugeben, ist de facto nicht vorhanden.

Obwohl 8K-Fernseher schon lange auf dem Markt sind, fehlt es nach wie vor an entsprechendem Content, und die visuellen Unterschiede zu 4K sind selbst auf großen Bildschirmen für viele Verbraucherinnen und Verbraucher kaum feststellbar – nicht zuletzt würde das dafür erforderliche Leistungsplus der Hardware auch in keinem Verhältnis zum sichtbaren Output stehen. Kurzum: Anders als beim letzten Mid-Gen-Upgrade, wo die Unterschiede zu den Standardmodellen leicht erkenn- und somit argumentierbar waren, wird es diesmal für Sony bedeutend schwieriger, einen Umstieg schmackhaft zu machen.

Dezenter Grafikboost in Aussicht

Wie will das Playstation-Flaggschiff dann überhaupt überzeugen? Der Prozessor des Pro-Modells, das intern unter dem Namen "Trinity" geführt wird, soll unverändert bleiben. Allerdings ist ein spezieller Modus vorgesehen, der eine zehnprozentige Taktsteigerung ermöglicht. Für eine bessere Leistung soll auch der Arbeitsspeicher optimiert worden sein und so um knapp 30 Prozent schneller arbeiten.

Vor allem aber verspricht das zukünftige Pro-Modell eine deutlich stärkere Grafikeinheit, deren Render-Performance 45 Prozent besser sein soll als beim aktuellen Modell. Verglichen mit der jetzigen Playstation 5, die aus grafischer Sicht mit einer AMD Radeon RX 6700 vergleichbar ist, dürfte die neue Version tendenziell an eine AMD Radeon RX 7800 XT heranreichen.

Das Bild zeigt den Ausschnitt einer Playstation 5.
Unter der Haube der Playstation 5 Pro soll vor allem eine neue Grafikeinheit den Unterschied ausmachen – zum Standardmodell, aber auch zu konkurrierenden Konsolen.
IMAGO/NurPhoto

Ein Highlight dürften Gerüchten zufolge auch die stark verbesserten Raytracing-Fähigkeiten sein. Konkret bedeutet das, dass die neue Konsole dank der RT-Engine von AMDs RDNA4-Architektur in diesem Bereich mindestens doppelt so performant sein soll – Raytracing könnte auf Konsolen also erstmals weit über bloße Werbeversprechen hinaus eingesetzt werden.

Rivale zu DLSS und FSR inkludiert

Zudem wird die neue Konsole durch spezielle KI-Einheiten unterstützt, die eine fortschrittliche Upscaling-Technologie namens "Playstation Spectral Super Resolution" (PSSR) ermöglichen. Diese Technik baut auf Temporal Anti-Aliasing und maschinellem Lernen auf und soll in Sachen Bildqualität und Leistung mit ähnlichen Technologien von Nvidia und AMD mithalten – in manchen Vergleichsbildern soll PSSR jetzt schon besser abschneiden als FSR 2. Gut möglich, dass genau das auch Sonys langfristige Absicht dahinter ist: eine Alternative zur Lösung von AMD "an Bord" zu haben.

PSSR will es auch ermöglichen, die Eingangsauflösung dynamisch an die Bildrate anzupassen, und kann Bilder bis zu 4K, in Zukunft möglicherweise bis zu 8K, hochskalieren. Interessanterweise wird aus den durchgesickerten Informationen deutlich, dass dafür keine großen Anpassungen außer in der Speicherverwaltung nötig sind, die KI-Algorithmen müssen nicht für jedes Spiel separat trainiert werden.

Ein Label für die Verbesserung

Damit man als Spielerin oder Spieler auch weiß, ob Titel für die Konsole das Plus an Leistung überhaupt ausreizen können, plant Sony, mit der PS5 Pro ein ähnliches Label-System einzuführen, wie es bereits bei der PS4 (Pro) der Fall war. Spiele, die speziell für die verbesserten Fähigkeiten der neuen Konsole optimiert sind, werden eine entsprechende Kennzeichnung erhalten.

Sony soll drei Hauptanforderungen an das Label "PS5 Pro Enhanced" knüpfen: eine konstante Bildwiederholrate von 60 Bildern pro Sekunde, die Implementierung von PSSR und die Nutzung von oder Verbesserung der Grafik durch Raytracing. Bislang unklar ist noch, wie viele dieser drei Kriterien gleichzeitig erfüllt sein müssen, damit ein Spiel das "Enhanced"-Label erhält. Gerade im Hinblick auf Raytracing erscheint es unwahrscheinlich, dass alle drei Eigenschaften für die Kennzeichnung nötig sind. Ohne Mehraufwand ließen sich so zumindest bestehende/ältere Titel nicht aufwerten.

Die beste Konsole für "GTA 6"

Während das Aufhübschen älterer Titel sicherlich ein netter Bonus sein kann, wird das mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ausreichen, die neue Konsole publikumswirksam ins Schaufenster zu stellen. Was aber, wenn das Versprechen daran geknüpft ist, die stärkste Konsole für einen zukünftigen Blockbuster zu sein? Zum Beispiel für den Nachfolger eines Spiels, das sich knapp 200 Millionen Mal verkauft hat?

Was auf den ersten Blick lächerlich klingen mag, könnte bei näherer Betrachtung durchaus Sinn ergeben. Mit dem bevorstehenden Gangster-Epos "GTA 6" könnte Rockstar genau jenes starke Argument für Sony liefern, das Spielerinnen und Spieler in verbesserte Hardware investieren lässt, um das bestmögliche Spielerlebnis für "ihr" Lieblingsspiel zu bekommen.

Als beste Konsole für solche AAA-Titel ließe sich die Playstation 5 Pro locker positionieren – insbesondere wenn man bedenkt, dass Microsoft bisher kein vergleichbares Hardware-Upgrade für die Xbox angekündigt hat und "Xbox-Totengräber" Phil Spencer momentan eher damit liebäugelt, einen Microsoft-Handheld und Gamepass auf allen Plattformen zu haben.

Das Risiko bleibt

Der Schlüssel zum Erfolg der neuen Pro könnte in Sonys Fähigkeit liegen, mit Hochkarätern wie "GTA 6" den Nerv der Gaming-Community genau zur richtigen Zeit zu treffen. Spiele dieser Größenordnung haben durchaus das Potenzial, eine Konsole maßgeblich zu definieren. Auch wenn sich also Wege abzeichnen, wie eine Positionierung der PS5 Pro auf dem Markt aussehen könnte, wird es für Sony dennoch eine große Herausforderung bleiben.

Und möglicherweise auch ohne direkte Konkurrenz eine größere Challenge als damals mit der PS4 Pro. Die Frage, ob man bereit ist, mehrere Hundert Euro für eine Konsole auszugeben, die in einigen Bereichen nur marginale Verbesserungen bietet, ist nicht für jeden einfach zu beantworten. Der Kreis der Spieler, die sich für solche Details interessieren, ohne dabei gleich auf PC-Gaming umzusteigen, könnte überschaubar ausfallen. Kleiner jedenfalls als der jener Spieler, die mit dem Standardmodell "ja eh noch alles" spielen können.

Sony wäre nicht zuletzt auch gut damit beraten, sich die Überwindung einer Hürde zu überlegen, die in der Vergangenheit etliche vielversprechende Konsolenstarts getrübt hat: das Problem der Scalper. Mit einer Verkaufspolitik, durch die Konsolen fair und zu regulären Preisen an diejenigen gehen, die wirklich an der Hardware interessiert sind, und nicht an Wiederverkäufer, könnte man ein Zeichen setzen. Eines, das auf ganz besondere Art auch "Pro" wäre. (Benjamin Brandtner, 14.4.2024)