Die Polizei ermittelt nach dem Unfall wegen schwerer Sachbeschädigung und Gefährdung der körperlichen Sicherheit.
APA/LILIS WELT IM PRATER

1954 hatte der Kutscher eines Fiakergespanns Schuld. 2020 die Lenkerin eines Kastenwagens. Am Wochenende waren es auf den ersten Blick harmlose Gegenstände, die die Liliputbahn in einen Unfall verwickelten: Metallteile und Steine auf den Gleisen. Sie bescherten der 96 Jahre alten Prater-Attraktion einen neuen Eintrag in ihrer Unfallstatistik. Sonntagnachmittag entgleiste, wie berichtet, eine Lok und kippte zur Seite.

Vorweg: Verletzt wurde niemand, die Bahn konnte noch am Sonntag wieder ihren Betrieb aufnehmen. Aber dennoch beschäftigt der Unfall auch am Tag danach – nicht zuletzt deshalb, weil ein Sabotageakt im Raum steht. Wollte da wirklich jemand einer Wiener Institution Böses?

Diese Frage lässt sich bis dato nicht eindeutig beantworten. Die Betreiberfirma Lilis Welt hat jedenfalls Anzeige gegen unbekannt erstattet, aufgenommen wurden "eine schwere Sachbeschädigung und eine Gefährdung der körperlichen Sicherheit", teilt die Polizei dem STANDARD mit. Die Ermittlungen seien "im Gange".

Die Gegenstände könnten absichtlich oder unabsichtlich auf die Gleise gekommen sein, sagt Lilis-Welt-Sprecher Philipp Pertl auf Anfrage. "Das kann aus Blödheit passiert sein, Jux und Tollerei gewesen sein – oder Zufall." Probleme oder Konflikte habe man zuletzt nicht gehabt: "Wir beschuldigen niemanden." Klar sei aber auch: "Große Wirkung ist große Wirkung."

Täglicher Kontrollgang

Der Unfall passierte im Bereich der Luftburg. An dieser Stelle seien die Schienen einbetoniert, Gegenstände könnten sich dort daher gut verkeilen, sagt Pertl. Die Gleise der Liliputbahn sind übrigens nur 38 Zentimeter breit: Es handelt sich um eine sogenannte Schmalspurbahn. Um Unfälle zu verhindern, betreibe das Team gehörigen Aufwand, erklärt er: Die gesamte, rund vier Kilometer lange Strecke werde täglich vor Betriebsbeginn abgegangen und auf Hindernisse auf den Gleisen kontrolliert. "Da geht es vor allem um Äste. Sicherheit wird bei uns großgeschrieben."

Wohl mit ein Grund, warum der Unfall glimpflich ausging: Die Liliputbahn tuckert mit lediglich rund 20 km/h durch den Prater, eine Runde dauert circa 20 Minuten. Bei der entgleisten Lok handle es sich um eine einstige Dampflok, die bereits in den 1960er-Jahren in eine Diesellok umgebaut wurde. Sie wurde mit einem Kran geborgen und muss nun repariert werden.

Dieselloks ziehen die Waggons seit 1957 durch den Prater, davor waren ausschließlich Dampfloks im Einsatz. Zwei davon, sie stammen noch aus dem Gründungsjahr 1928, sind am Wochenende und an Feiertagen nach wie vor im Einsatz. Sie werden allerdings nicht mehr mit Kohle, sondern mit vermahlenen Olivenkernen beheizt. Wegen des Unfalls am Sonntag war der Betrieb rund 1,5 Stunden unterbrochen, die Höhe des Schadens lässt sich laut Sprecher Pertl nicht beziffern. (APA, rach, 8.4.2024)