Im AUVA-Traumazentrum Wien-Meidling wurde am Dienstag eine eigene "Station Lorenz Böhler" in Betrieb genommen. Hier ist Personal aus dem abgesiedelten AUVA-Spital in der Brigittenau beschäftigt.
APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Aufgrund massiver Mängel beim Brandschutz musste das Lorenz-Böhler-Spital in Wien-Brigittenau bis Ende März komplett abgesiedelt werden. Der Bettenturm wurde gesperrt, die letzten Patientinnen und Patienten haben das Spital bereits vor einer Woche verlassen. Eine Erstversorgungsambulanz bleibt am Standort bestehen. Spätestens Anfang 2025 sollen Teile des Wiener AUVA-Spitals samt einer Containerlösung aber wieder in Betrieb gehen: Konkret sollen bis dahin etwa die OP- und Intensivbereiche so weit ertüchtigt werden, dass Operationen und Eingriffe wieder im Böhler-Krankenhaus durchgeführt werden können, sagte AUVA-Generaldirektor Alexander Bernart am Freitag.

Die Ertüchtigung des Bettenturms gehe sich bis dahin allerdings nicht aus. Daher wird aktuell an einer Containerlösung gefeilt. Um das Containerspital am Standort umsetzen zu können, wird überlegt, das bestehende Parkdeck abzureißen. Das sei die wahrscheinlichste Variante, sagte Bernart. Parallel würden aber auch weitere Areale für die Containerlösung in unmittelbarer Nähe geprüft, etwa beim ehemaligen Nordwestbahnhof. Man plane für beide Optionen, hieß es vonseiten des AUVA-Generaldirektors am Freitag.

Die Übergangslösung inklusive Containern werde laut Bernat für zumindest sieben Jahre konzipiert. Dieser Zeitrahmen ergebe sich dadurch, dass bis dahin ein neuer Forschungs-, Wirtschafts- und Gesundheitscampus in der Brigittenau errichtet werden soll. Dieses Projekt wird von AUVA, Stadt Wien und Wirtschaftskammer Wien gemeinsam verfolgt. Noch vor wenigen Wochen wurde von der AUVA allerdings das Jahr 2030 als Zeitpunkt der Fertigstellung des Projekts genannt. Das dürfte sich nicht mehr ausgehen. Aktuell steht laut Bernat noch nicht einmal fest, ob dieser geplante Campus auf dem Areal des AUVA-Spitals realisiert wird – oder an einem anderen Standort in der Nähe. Bisher war jedenfalls der Standort Lorenz Böhler geplant.

379 Operationen verschoben

Bis das Containerspital als Übergangslösung bis Anfang 2025 hochgefahren ist, werden die bisher im Böhler-Spital erbrachten Leistungen auf mehrere Standorte aufgeteilt. Den Großteil übernimmt das AUVA-Traumazentrum Wien-Meidling: Hier wurde eine "Station Lorenz Böhler" statt einer zuvor als Tagesklinik verwendeten Station geschaffen. 20 von insgesamt 34 Betten waren am Freitag bereits belegt. Mit einer weiteren Station sind im Endausbau rund 50 Betten geplant.

Dazu werden durch Umschichtungen die Kapazitäten in den OP-Sälen hochgefahren: Seit Dienstag habe man so in Meidling im Bereich der Akutoperationen bereits ein Plus von 60 Prozent erreichen können, sagte Christian Fialka, der ärztliche Leiter des Traumazentrums. Das Ziel sei eine Steigerung von 80 Prozent. Zum Einsatz kommt hier auch medizinisches Personal aus dem Böhler-Spital. Ganz kompensieren kann die AUVA den Ausfall des Böhler-Spitals im Akutbereich demnach aber nicht: Hier müssen auch noch andere Spitäler wie das AKH einspringen.

Im AKH soll Personal aus dem Böhler-Spital künftig für eine Normalstation mit 23 Betten sowie für sechs Intensivbetten zuständig sein. Aktuell laufen noch Einschulungen: Der Betrieb der Normalstation soll in der zweiten April-Hälfte erfolgen, die Intensivpflege ab Anfang Mai starten. Operationen werden aber im AKH von dortigen Ärztinnen und Ärzten durchgeführt. Geplant sind zwei bis drei zusätzliche Eingriffe pro Tag. Details zur Kooperation, etwa die Finanzierung, würden noch verhandelt, sagte Bernart.

AUVA-Generaldirektor Alexander Bernart mit Thomas Hausner, dem Standortleiter des Traumazentrums Wien-Brigittenau, und dem ärztlichen Leiter des Traumazentrums Wien, Christian Fialka (von links).
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Bei den planbaren Operationen muss in den kommenden Monaten noch ein gehöriger Rückstau abgearbeitet werden, der sich aus der Schließung des Böhler-Spitals ergeben hat: Konkret wurden bisher laut AUVA 379 planbare Eingriffe verschoben. Das Nachholen werde "bis weit in den Herbst hinein gehen", sagte Fialka. Die planbaren Operationen werden großteils im AUVA-Spital in Meidling durchgeführt. Außerdem gibt es eine Kooperation mit der Privatklinik Confraternität, wo 130 OP-Termine nachgeholt werden. Geplant sind jeden Freitag bis zu acht Eingriffe – die Fachärzte der AUVA müssen für diese Eingriffe aber freiwillige Überstunden leisten, bestätigte Thomas Hausner, der AUVA-Standortleiter Brigittenau. Hauser bedankte sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und sprach von einer "extrem anstrengenden Zeit". Er räumte ein, dass "viele Menschen sehr erschöpft seien".

Laut AUVA-Generaldirektor Bernart werden die vergangenen Wochen aufgearbeitet: Es werde auch geprüft, ob man etwas hätte anders machen können oder ob der mangelnde Brandschutz schon früher hätte auffallen müssen. Fix sei schon jetzt, dass "der Brandschutz nicht so ausgeführt worden ist, wie er hätte sein müssen". (David Krutzler, 5.4.2024)