Das Logo von ExxonMobil
ExxonMobil hat 2023 für einen Megadeal gesorgt. Die hohen Finanzierungskosten machten Übernahmen dieser Größenordnung aber seltener.
REUTERS/DADO RUVIC

Es waren Deals, die Schlagzeilen gemacht haben. Im Vorjahr hat der US-Ölriese ExxonMobil bekanntgegeben, seinen Konkurrenten Pioneer Natural Resources übernehmen zu wollen – für 60 Milliarden Dollar. Für 53 Milliarden Dollar will der US-Ölkonzern Chevron seinen Konkurrenten Hess übernehmen. Doch abgesehen von diesen Megadeals hat die Branche Mergers & Aquisitions (M&A) weltweit gelitten.

"Die rasant gestiegenen Zinsen und die hohe Inflation haben auch die Finanzierungen von Transaktionen teuer gemacht", sagt Gregor Zach, M&A Leader bei PwC Österreich. Das habe sich vor allem auf die sogenannten Megadeals ausgewirkt, also auf Transaktionen mit einem Wert von mehr als fünf Milliarden Dollar. Diese Deals sind von ihrem Höchststand von fast 150 Deals im Jahr 2021 um 60 Prozent auf weniger als 60 im Jahr 2023 zurückgegangen. Die globalen Werte der Deals hatten sich zuletzt in nur zwei Jahren von ihrem Höchststand von über fünf Billionen US-Dollar im Jahr 2021 auf 2,5 Billionen US-Dollar im Jahr 2023 halbiert. Das weltweite Volumen der Deals ging ebenfalls zurück, und zwar um 17 Prozent von knapp über 65.000 Deals im Jahr 2021 auf rund 55.000 im Jahr 2023. Allein 2023 verringerte sich das weltweite M&A-Volumen – also die Anzahl an Transaktionen – um sechs Prozent im Vergleich zu 2022.

"Für heuer erwarten wir wieder einen Aufschwung", sagt Gerald Eibisberger, Deals Leader bei PwC Österreich.

Steter Deal-Flow

Bei Megadeals kann Österreich zwar nicht mithalten, im Land gibt es aber einen steten Deal-Flow, sagen die PwC-Experten. "Es gibt in Österreich nur eine kleine Private-Equity-Szene, das sorgt für einen in Summe recht stabilen Markt", sagt Zach. Auch Family-Offices würden bei Zukäufen wieder aktiver, was sich positiv auf den Markt auswirke.

Rund 200 Deals würden in Österreich pro Jahr abgewickelt. Ein Drittel dieser Deals spiele sich laut den PwC-Experten im Bereich Industriegüter ab. 20 bis 25 Prozent finden in den Sektoren Technologie und Telekommunikation statt.

In den Bereichen Energiewende und Recycling gebe es derzeit Wachstum und Innovationen. Das erhöhe auch die Nachfrage von Käufern. In diesen Bereichen erwarten die beiden Merger-Experten von PwC die nächsten großen Deals. Auch im Bereich der digitalen Transformation stecke M&A-Potenzial. Ebenso bei der grünen Transformation der Wirtschaft.

Schwierig sei hingegen der Immobiliensektor geworden. Die Notverkäufe rund um die Signa-Insolvenzen bringen zwar Wind in das Thema, in Summe werde es aber wohl ein bis zwei Jahre dauern, bis sich die Immobilienbranche wieder erholt haben werde.

Emotionen großes Thema

Von einem stabilen Grundrauschen im österreichischen M&A-Bereich berichtet auch Rechtsanwalt Gerald Schmidsberger von Saxinger. Vor allem im Mittelstand tue sich viel, die Dealgrößen bewegen sich laut Schmidsberger im ein- bis zweistelligen Millionenbereich. Eine große Herausforderung sei es, wenn es zu Verkäufen bei Familienunternehmen komme. "Hier hängt viel Emotion mit drinnen", sagt Schmidsberger, Experte für Gesellschaftsrecht. Dass Inhaber loslassen, die Verantwortung abgeben, das aufgebaute Unternehmen teilen – "das sind Prozesse, die mit viel strategischen, steuerrechtlichen, aber noch stärker mit familieninternen Prozessen zu tun haben", so der Rechtsanwalt.

Selbst wenn die Entscheidung für den Verkauf gefallen sei, gebe es eine weitere Hürde, von der Gregor Nischer, Founding & Manager Partner bei MP Corporate Finance, berichtet. "Die Frage, was die Leute sagen werden, beschäftigt viele", sagt Nischer. Verkaufe man in den USA sein Unternehmen, gelte man als Held. In Österreich hingegen gelte ein lukrativer Verkauf immer noch als unrühmlich, eine Neiddebatte werde nicht selten geführt. Das erschwere die Deals, verhindere sie aber nicht, heißt es.

Aktuell sehen auch Schmidsberger und Nischer gute Chancen für Transaktionen. Wobei Partner von außen ins Unternehmen zu holen in Österreich noch immer auf Skepsis treffe. Die Frage, wem man wann welche Informationen gebe und was mit diesen passiere, lasse Unternehmer oft zögern. Gehe es beim Verkauf doch auch immer darum, den Wert des eigenen Unternehmens schützen zu wollen. (Bettina Pfluger, 4.4.2024)