Arbeiter mit Schutzausrüstung beim Schleifen mit einer elektrischen Scheibe in einer Fabrik
Bei den Unternehmen der Fahrzeug- und Metallindustrie war die Rezession teils deutlich spürbar.
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Wien – Minus sechs Prozent im dritten Quartal 2023, minus 7,2 Prozent im vierten Quartal – der Rückgang bei der abgesetzten Produktion der österreichischen Sachgüterindustrie ist im Vorjahr brutal angelaufen. Ein ähnliches Bild gibt es beim Auftragseingang, auch hier blieben Aufträge aus. Kaum besser dürfte es in den ersten drei Monaten des heurigen Jahres gelaufen sein, sagten der Geschäftsführer der Bundessparte Industrie, Andreas Mörk, und sein Obmann Siegfried Menz vom Braukonzern Ottakringer am Freitag bei einer Pressekonferenz. Man hoffe, dass die Talsohle erreicht sei und vor allem der Export wieder anspringe.

Im Gesamtjahr 2023 brach die abgesetzte Produktion der Industrie um 14,2 Prozent ein. Nominell erwirtschaftete die heimische Industrie einen vorläufigen Produktionswert von 217,4 Milliarden Euro. Im Schnitt aller 14 Industriefachverbände sieht das Bild dann doch nicht so dramatisch schlecht aus, der Produktionsrückgang im Vorjahr betrug im Schnitt 2,8 Prozent. Die Differenz liegt bei der Mineralölindustrie und den Gas-/Wärmeversorgern, die in der Industrie eine nicht unbedeutende Rolle spielen. Gegenüber 2022, dem Höhepunkt der Energiekrise, büßten Ölindustrie und Gas-/Wärmeversorger allerdings um zehn Prozentpunkte ein, sie kommen nun auf einen Anteil an der Industrieproduktion von 14 Prozent. Rechnet man diese aus der Industrie heraus, bleibt unterm Strich ein Produktionsrückgang in der Industrie von 2,8 Prozent.

Optimismus gesucht

Kaum weniger besorgniserregend ist für die Industrievertreter die Auftragslage. Bei Bahnausrüstern und Bahninfrastruktur läuft es gut, auch in der Luftfahrt. Maschinenbau, Haushaltsgeräte- und Konsumgüterindustrie hingegen spürten den Rückgang ebenso wie die Bauindustrie, wobei der Tiefbau aufgrund öffentlicher Aufträge, etwa im Bahnausbau, wesentlich besser laufe als der Wohnungsbau. Chemische und Glasindustrie ächzen ebenfalls unter schleppender Auftragslage. Einzig in der Papierindustrie herrsche Zuversicht, allerdings war der Rückgang in den zwei vorangegangenen Jahren so dramatisch, dass jetzt alles wie eine Erholung wirke.

Vor allem aus dem Ausland kamen weniger Aufträge herein, im Vergleich zum Vorjahr gingen die Bestellungen um neun Prozent zurück, insgesamt betrug der Rückgang 6,7 Prozent. "Diese fehlenden Aufträge drücken die Produktion 2024 massiv", skizzierte Industrievertreter Mörk die pessimistische Einschätzung. In der Beschäftigung spürt man die Rezession – bis auf wenige Ausnahmen – allerdings noch kaum. Insgesamt waren rund 473.000 Personen in der Industrie beschäftigt, das ist im Vergleich zum Jahr 2022 sogar ein leichter Anstieg. Im Wissen, dass Fachkräfte schwer zu finden sind, suchten die Unternehmen ihre Mitarbeiter trotz schwieriger Produktionssituation zu halten, sagte Mörk. Der enorme Anstieg der Lohnstückkosten mache dies allerdings zunehmend schwierig. Um vor allem im Ausland wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten die Preise auf einen Schlag um 20 Prozent erhöht werden, rechnet Mörk vor. Um diese Größenordnung seien die Lohnstückkosten im Vorjahr und heuer gestiegen. Das freilich ist der hohen Inflationsrate geschuldet, die wiederum hohe Lohnforderungen seitens der Gewerkschaft nach sich zog.

Entsprechend sieht das Forderungspaket der Industrie an die noch waltende Regierung aus: Lohnnebenkostensenkung, Verlängerung des Stromkostenausgleichs bis 2030, Bekämpfung der deutschen Gasumlage (die auf Gasimporte aus Deutschland fällig wird) und mehr Fördermittel aus den Basisprogrammen der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Bei den Lohnnebenkosten hat die Industrie vor allem den Familienlastenausgleichsfonds im Visier, er könne genauso gut aus dem Budget dotiert werden, sagte Menz. (Luise Ungerboeck, 5.4.2024)