Die neue Hängebrücke befindet sich im Herzen Umbriens.
Die neue Hängebrücke befindet sich im Herzen Umbriens.
EPA/Gianluigi Basilietti

Umbrien ist eine der wenigen Regionen Italiens, die keinen Meereszugang haben. Dafür ist sie jetzt um eine Attraktion reicher, wie "La Rebubblica" schreibt. Denn in Sellano im Herzen Umbriens wurde Ende März die höchste tibetische Brücke Europas eröffnet. Sie führt in einer Höhe von 175 Metern über den Talboden. Die Brücke ist knapp 518 Meter lang. In rund 40 Minuten überqueren Wagemutige die 1.023 Trittstufen in schwindelerregender Höhe.

Die Brücke ist knapp 518 Meter lang. 
Die Brücke ist knapp 518 Meter lang.
EPA/Gianluigi Basilietti

Das Bauwerk verbindet Sellano mit Montesanto. Der Gang über die Brücke ist nur gesichert erlaubt. Maximal 75 Menschen dürfen sich gleichzeitig auf der Konstruktion befinden. Der Bau der Brücke hat rund eineinhalb Millionen Euro gekostet. "Die tibetische Brücke von Sellano ist ein gutes Beispiel für Investitionen zur Wiederbelebung dieses Gebiets, auch im touristischen Bereich", sagte Paola Agabiti, Regionalrätin für den umbrischen Tourismus, bei der Einweihungsfeier. Der Preis pro Person beträgt 25 Euro. Kinder, die die Brücke überqueren wollen, müssen mindestens 1,20 Meter groß sein.

In rund 40 Minuten überqueren Wagemutige die 1.023 Trittstufen in einer Höhe von 175 Metern.
In rund 40 Minuten überqueren Wagemutige die 1.023 Trittstufen in einer Höhe von 175 Metern.
EPA/Gianluigi Basilietti

Die neue Attraktion in Sellano egalisiert den europäischen Höhenrekord für tibetische Hängebrücken. Arouca 516 in Portugal ist gleich hoch über dem Boden, aber knapp zwei Meter kürzer. Die längste Fußgänger-Hängebrücke der Welt befindet sich in Dolní Morava in Tschechien. Diese sogenannte Sky Bridge ist 721 Meter lang, hängt allerdings "nur" 95 Meter über dem Boden.

Das Bauwerk verbindet Sellano mit Montesanto.
Das Bauwerk verbindet Sellano mit Montesanto.
EPA/Gianluigi Basilietti

Aber was genau ist eine tibetische Hängebrücke? Laut "Travelbook" weisen tibetische Brücken verschiedene Merkmale auf, die durch die morphologische Struktur des Geländes bestimmt werden, durch das sie führen. Ursprünglich bestand die Struktur tibetischer Hängebrücken aus drei im Dreieck angeordneten Seilen. Zwei davon parallel an den Seiten, um sich mit den Händen daran festzuhalten, und einem weiteren Seil darunter, um die Füße abzustützen.

Die Brücke darf nur gesichert überquert werden.
Die Brücke darf nur gesichert überquert werden.
EPA/Gianluigi Basilietti

Ein weiteres Merkmal einer tibetischen Hängebrücke ist, dass diese vollständig von Ankern an den Enden gestützt wird und weder über Türme noch stützende Pfeiler verfügt. Die Konstruktion ist dennoch äußerst robust, da die Seile so straff gespannt sind, dass sie Schwingungen verringern. Der Name dieses Brückentyps stammt aus einer Zeit vor Christi Geburt. Erstmals wurden sie von den chinesischen diplomatischen Vertretungen in den Himalaya-Ländern während der Zweiten Han-Kaiser-Dynastie genutzt, heißt es bei "Travelbook". Im Laufe der Zeit haben sich die Hängebrücken im Hinblick auf Baumaterialien und Technologie weiterentwickelt, weswegen sie nicht mehr nur aus drei Seilen bestehen, sondern meist auch aus breiteren Holzbrettern, auf die man treten kann. (red, 29.3.2024)