René Benko im Juli 2023 beim GP von Österreich auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg. 
Ein Bild des Tiroler Immobilieninvestors und Milliardärs René Benko aus besseren Tagen. Durchsichtig im Sinne von Transparenz war das Immobilienreich nie. Nun hat Benko "als Unternehmer" ein Insolvenzverfahren beantragt.
APA / Georg Hochmuth

Hamburg/Innsbruck – Investoren erheben erneut schwere Vorwürfe gegen den gestrauchelten Immobilienmagnaten René Benko. Karl Gernandt, Vermögensverwalter des Hamburger Logistikmilliardärs Klaus-Michael Kühne, sieht Investoren der Signa-Gruppe durch deren Gründer "hinters Licht geführt". Benko habe dafür sein Firmenkonstrukt mit mehr als tausend Firmen genutzt, "letztlich betrügerisch" gehandelt, berichtete "Der Spiegel"

Der Tiroler habe "in all den Luxemburger Zwischenholdings" Schulden versteckt, sagte Gernandt, Chef der Kühne Holding, wo es "verschleiert weitere Verpflichtungen anderen Geldgebern gegenüber" gegeben habe, ohne Wissen der Investoren seien Unterfirmen beliehen worden, "sodass wir faktisch gar keinen Zugriff auf die Immobilien mehr hatten. Nur wussten wir das nicht." Für ihn, zitiert das Nachrichtenmagazin Kühne-Manager Gernandt, sei dies "letztlich betrügerisch".

"Ohne jegliches Substrat"

Benkos Anwalt, Norbert Wess, weist dies zurück: "Wenn in diesem – ohne jegliches Substrat und damit inhaltsleer – meinem Mandanten ‚letztlich betrügerisches‘ Verhalten unterstellt wird, dann habe ich diesen Vorwurf genauso apodiktisch zurückzuweisen." Offensichtlich laufe eine Medienkampagne gegen Herrn Benko. Er werde seinen Standpunkt, seine Sicht der Dinge aber weiterhin nicht medienöffentlich transportieren, sondern ausschließlich gegenüber kompetenten Stellen und Ansprechpartnern, teilte Anwalt Wess mit.

Für Kühne stehen bei Signa laut "Spiegel" rund 500 Millionen Euro auf dem Spiel, er hält zehn Prozent an Signa Prime, der wichtigsten Immobiliengesellschaft der Signa-Gruppe, in der Immobilien in bester Innenstadtlage wie das Hotel Park Hyatt oder das Goldene Quartier gebündelt sind. Zu Benkos Geldgebern zählen auch der französische Autodynast Robert Peugeot, der über seine Familienholding rund 300 Millionen Euro investierte. Engagiert waren weiters Fressnapf-Gründer Torsten Toeller (rund 150 Millionen Euro), Unternehmensberater Roland Berger, der österreichische Industrielle und Investor Hans Peter Haselsteiner sowie Lindt-&-Sprüngli-Chef Ernst Tanner. Benko habe "die Gier der anderen erspürt", zitiert der Spiegel einen Weggefährten des nunmehrigen Pleitiers. Viele Jahre sei Benko das "neureiche Gehabe" gegönnt worden, doch das habe sich inzwischen geändert, auch wenn sich das Signa Mastermind kurz vor dem Untergang noch als "Schwerstarbeiter inszeniert" habe.

Privatdeals

Die "Kronen Zeitung" schreibt, dass Benko mit jedem Investor einen "Privatdeal" gehabt habe, der die Sache so habe ausschauen lassen, als habe jeder Investor einen jeweils besseren Deal.

Als der einstige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking aus der Signa ausstieg, sagten Insider dem STANDARD, wollten andere auch gehen. Sie habe Benko mit dem Versprechen höherer Ausschüttungen an Bord gehalten. Auch Put- und Call-Optionen auf die Stiftungen wurden eingeräumt. Vor vier, fünf Jahren habe er begonnen, Löcher zu stopfen – wann genau, das sei nun zu prüfen, heißt es in Juristenkreisen. Das werde wohl eine der wichtigsten Fragen bei der juristischen Aufarbeitung werden. Und man werde die Stiftungen genau unter die Lupe nehmen.

Benko selbst will inzwischen vor allem von seiner Mutter abhängig sein, wie er in seinem Privatkonkursverfahren als Unternehmer laut Bericht der Tiroler Tageszeitung (TT) angab. Er lebe von 3700 Euro im Monat. Mit früheren Zeiten ist das kaum vergleichbar: Als Angestellter der Signa-Holding hatte Benko bis November 2023 monatlich 60.480 Euro brutto bezogen plus eine jährliche Prämie von 2,5 Prozent der Vorsteuerergebnisse der Signa-Holding (machte bis zu eine Milliarde Euro Gewinn), zitierte die TT aus dem Bericht des Insolvenzverwalters. Hinzu kamen 200.000 bis 300.000 Euro an Honoraren aus Beraterverträgen mit Signa-Firmen. Allein 2019 belief sich die Gage auf 29 Millionen, wie aus dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss bekannt wurde.

Laut STANDARD-Informationen habe Benkos Mutter Ingeborg – sie ist Stifterin der Laura-Privatstiftung und der Familie-Benko-Privatstiftung – als Begünstigte Ausschüttungen aus der Stiftung bezogen (Steuer: 27,5 Prozent) und einen Großteil der Zahlungen an ihren Sohn weitergeschenkt. "Sein Cash bezog er hauptsächlich von seiner Mutter", berichten Insider. Das ist nicht illegal. (gra, red, APA, 24.3.2024)