Das Wiener Stadtbild ist schützenswert – kein Wunder, angesichts der schönen alten Häuser, die viele Grätzel ausmachen. Wer Veränderungen an der Fassade oder gar einen Abriss plant, braucht ein offizielles Placet. Auch wer angesichts immer heißer werdender Sommer eine Fassadenbegrünung oder nur Blumentröge vor dem Haus plant, muss sich in den Bürokratiedschungel wagen.

Der Weg zu den wuchernden Pflanzen vor dem Haus kann ein weiter sein.
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Nebelduschen gegen die Hitze

Ein Bekannter wohnt in einer schmucklosen Straße in einem Außenbezirk. Im Sommer knallt die Sonne auf den Asphalt und die vielen geparkten Autos und heizt die Umgebung auf.

Die Politik stellt in einer solchen Gegend im Sommer Nebelduschen auf, um zu zeigen, dass sie etwas gegen Hitzeinseln unternimmt. Doch wer in einem solchen Grätzel wohnt, weiß: Das reicht nicht. Das hat sich auch mein Bekannter gedacht, der nach Rücksprache mit der Hausgemeinschaft beschloss, aktiv zu werden und Blumentröge auf dem Gehsteig vor dem Haus aufzustellen. Hier soll bald Lavendel ranken, um der Betonwüste etwas Grün entgegenzusetzen. Nur wird daraus nichts. Die Tröge – es sind auffällig unauffällige aus dem Baumarkt – würden nicht ins Stadtbild passen, lautete das Urteil vonseiten der zuständigen Stelle. Daher: abgelehnt.

Endlose Parkspuren

Schön, dass der Schutz des Stadtbildes ernst genommen wird. Aber wieso Blumentöpfe für Architekturexperten ein Problem sind, nicht aber die gelben, grünen, orangen Balkone mitsamt der dazugehörigen klobigen Architektur von Vorsorgewohnprojekten der letzten Jahre – das ist schwer zu verstehen. Auch gesichtslose Garageneinfahrten, endlose Parkspuren und leerstehende Erdgeschoße dürften für das Stadtbild kein so großes Problem sein wie drei Blumentöpfe.

Aber keine Sorge: Mein Bekannter gibt nicht auf. Hoffentlich bleiben auch andere hartnäckig. (Franziska Zoidl, 23.3.2024)