Der Wiener Sänger und Songwriter Bernhard Eder wohnt in Margareten inmitten von Onkel-Tanten-Möbeln, die ihn in seiner täglichen Arbeit inspirieren. Aber Achtung: Omas Couchtisch ist gefährlich!

"Den Zebra-Drehstuhl hab ich mir damals für meine allererste Wohnung gekauft, auch schon länger her. In all den Jahren danach hatte ich schon oft die Idee, ihn wegzugeben, weil ich das Muster irgendwann nicht mehr sehen konnte, eine Beleidigung für die Augen. Doch ich habe lang genug durchgehalten, und heute, glaub ich, find ich ihn wieder so richtig cool. Auch auf der Bühne trage ich hin und wieder ein Sakko mit Leopardenprint. Das hat schon was!

Bernhard Eder hat sein Zuhause im fünften Bezirk Wiens über einen Facebook-Aufruf gefunden.
Lisi Specht

Ich kann mich schwer von Möbeln trennen. Das liegt einerseits an den Geschichten, die die Möbel in sich bergen und mir tagtäglich erzählen, andererseits an einem gewissen Gedanken an Recycling und Kreislaufwirtschaft. Ich finde, es ist an der Zeit, umzudenken und unser Konsumverhalten neu zu definieren. Außerdem bin ich hier im März 2020 eingezogen, und eine Woche nach meinem Einzug kam der Corona-Lockdown. Da saß ich also ohne Schreibtisch, inmitten von Sackerln und Umzugskartons, und die einzige Möglichkeit, mich einzurichten, war Willhaben. Und so hab ich mir die Einrichtung in den ersten Wochen ein bisschen zusammengestückelt und zusammenimprovisiert. So richtige Onkel-Tanten-Möbel!

In seiner Wohnung, die er auch zum Arbeiten nutzt, hat Bernhard Eder ein buntes Sortiment an Instrumenten, darunter diverse Akustik- und E-Gitarren und sein Fender-Rhodes-E-Piano.
In seiner Wohnung, die er auch zum Arbeiten nutzt, hat Bernhard Eder ein buntes Sortiment an Instrumenten, darunter diverse Akustik- und E-Gitarren und sein Fender-Rhodes-E-Piano.
Lisi Specht

Viele Einrichtungsgegenstände sind schon ein bisschen anpatiniert und abgefuckt, mit abgesplittertem Lack und gerissenen Furnieren. So zum Beispiel auch der Couchtisch mit den wunderschönen Intarsien, den ich von meiner Oma bekommen habe. Ich müsste die Möbel längst reparieren lassen, aber dazu fehlt mir ehrlich gesagt die Motivation. Und so lebe ich mit den Gebrauchsspuren und riskiere, dass ich mich an den harten, abgeblätterten Lackschichten manchmal schneide und verletze. So überträgt sich die Verletzung des Möbels auf seinen Besitzer.

Ich wohne hier im fünften Bezirk, in einem echt schönen Teil von Margareten. Am klassischen Immobilienmarkt war es unmöglich, etwas Passendes in der richtigen Größe zu finden, das noch dazu ruhig liegt und leistbar ist. Kurz bevor ich verzweifelt bin, habe ich also auf Facebook gepostet, dass ich eine Wohnung mit 50, 60 Quadratmetern suche. Und schon wenig später hat sich ein Bekannter bei mir gemeldet und meinte, dass die Wohnung über ihm frei sei. Er wusste, dass hier ein Musiker einzieht, dass ich manchmal bis in die Nacht hinein Aufnahmen mache, und doch hat er sich auf einen musizierenden Nachbarn eingelassen. Eigentlich ein tolles Kompliment, oder? Danke, Christian!

 Eingerichtet hat Bernhard Eder sich während der Pandemie.
Eingerichtet hat Bernhard Eder sich während der Pandemie.
Lisi Specht

Das Haus stammt aus den Dreißigern, ich mag das Flair, den ruhigen Innenhof, den Blick rauf in den Himmel, wenn ich am Schreibtisch sitze. Mehr als zum Wohnen ist dies für mich eine Arbeitswohnung. In der Regel beginnt mein Arbeitstag mit Office, Office, Office, denn ich bin mein eigener Agent und Booking-Manager. Am Nachmittag startet die kreative Arbeit: Schreiben, Komponieren, Ausprobieren, Aufnehmen. Ich habe ein buntes Sortiment an Instrumenten: diverse Akustik- und E-Gitarren, Bass, Synthesizer, Heimorgel, Harmophon, mein heißgeliebtes Fender-Rhodes-E-Piano aus den Siebzigerjahren. Am Ende eines arbeitsreichen Tages, wenn alles geklappt hat, lege ich mich ins Bett und denke mir: Ja, das war heute ein Golden Day!

Ich bin gern hier, und ich finde, dass sich Wien in den letzten Jahren sehr zum Positiven entwickelt hat. Wirklich hart war nur die Rückkehr aus Berlin 2008. Als ich hier angekommen bin, zurück in Wien, tat ich mich anfangs etwas schwer, wieder Fuß zu fassen. Nach Berlin, wo ich mir in der Szene so richtig einen Namen erspielen konnte, mit bis zu 100 Konzerten pro Jahr, war der Kontrast recht heftig.

Der Couchtisch stammt von der Oma von Bernhard Eder und müsste eigentlich repariert werden.
Der Couchtisch stammt von der Oma von Bernhard Eder und müsste eigentlich repariert werden.
Lisi Specht

Heute taugt mir Wien wieder, ich werde definitiv hierbleiben. Ich hoffe nur, dass die Mieten nicht allzu krass steigen, dass die Gentrifizierung und der Ausverkauf der Stadt nicht so stark zuschlagen werden wie in Berlin. Eines Tages, wer weiß, werde ich vielleicht mal in einem kleinen Stadl mit alten Bäumen rundherum wohnen." (25.3.2024)