Eröffnung des Grazer Dramatiker|innenfestivals mit Phyllis Omido, einer kenianischen Umweltaktivistin und alternativen Nobelpreisträgerin.
Center for Justice Governance & Environmental Action (CJGEA)

Graz - Das internationale Dramatiker|innenfestival in Graz thematisiert vom 21. bis 26. Mai unter dem Motto "Umkehrbar?" Möglichkeiten des Kurswechsels. Zu sehen gibt es u. a. "Juices", das neue Stück von Ewa Benbenek, der Mülheimer Dramatikpreisträgerin von 2021. Eröffnet wird das Festival mit der alternativen Nobelpreisträgerin 2023, Phyllis Omido. Die kenianische Umweltaktivistin wird im Heimatsaal des Volkskundemuseums sprechen, hieß es im Pressegespräch am Donnerstag in Graz.

Der Wunsch umzukehren, die Richtung zu wechseln, das Blatt durch schöpferische Kraft zu wenden und die Hoffnung, dass das gelingen kann, seien Leitmotive des diesjährigen Festivals, wie Organisatorin Edith Draxl von der Kulturinitiative uniT erläuterte. Das sechstägige Festival wolle mit seinen Inszenierungen, Performances, Lesungen, Drama-Walks, Workshops, Diskussionen und einer Sattelschlepper-Skulptur zum Nachdenken anregen und zum aktiven Mitgestalten ermutigen, wie Draxl ausführte.

Benbenek, Haider, Schrefel

Mit der Frage, ob ein Einzelner überhaupt etwas an den zerstörerischen Verhältnissen ändern kann, beschäftigt sich "Juices" von Ewe Benbenek in einem Gastspiel des Nationaltheater Mannheim (23. 5., Theater am Lend). "Du Herbert" von Judith Goetz, Lydia Haider und Marina Weitgasser thematisiert männliche Gewalt in Beziehungen, am Arbeitsplatz und an öffentlichen Orten. Gezeigt wird das Gastspiel des Schauspielhaus Wien im Rahmen der "Österreichischen Theaterallianz" in einem verglasten Container im Burghof (23. - 25. 5).

"Die vielen Stimmen meines Bruders" der in Berlin lebenden österreichische Autorin Magdalena Schrefel wird hingegen im Schauspielhaus Graz (25. 5.) zu sehen sein. In dem autobiografisch geprägten Stück von Schrefel und Valentin Schuster in einem Gastspiel des Schauspielhaus Wien geht es um die Frage, wie man seine Stimme erheben kann, wenn man sie eigentlich schon verloren hat.

Neben Theatervorstellungen hält das Festival auch sogenannte Drama-Walks bereit. Das sind theatralische Spaziergänge durch Grazer Viertel, die den Blick auf gesellschaftliche Themen wie die Verletzung persönlicher Grenzen, die Auflösung der eigenen Identität und die Zerstörung von sozialen Systemen, bzw. die Bedrohung durch menschenverachtende Ideologien, thematisieren.

SagdochmalLuca

In Workshops geht es um utopische Entwürfe und "Das Sprechen von Morgen" (mit dem deutschen Schriftsteller Yannic Han Biao Federer) und um Strategien wie die eigene Wut als emotionale Kompetenz in Mut und Visionen umgewandelt werden kann, wie es etwa das Berliner Kollektiv "Radikale Töchter" versucht.

Für junges Publikum wird die Produktion "Der König, der alles hatte" von Verena Richter, im Grazer Next Liberty zu sehen sein (24. und 25. 5.), das Theater am Ortweinplatz - TAO! zeigt für Jugendliche ab 14 Jahren "SagdochmalLuca" (24. 5.) von Verena Gorelik - das Siegerstück des Retzhofer Dramapreises der Kategorie "für junges Publikum". Ebenfalls im TAO! werden in Kooperation mit dem Wiener Drama Forum und Dschungel Wien am 24. Mai auch noch weitere Performances für Kinder ab sechs Jahren zu sehen sein.

Umweltaktivismus

Als Eröffnungsrednerin wurde die kenianische Umweltaktivistin Phyllis Omido eingeladen (Heimatsaal, 18.00 Uhr). Die Alternative Nobelpreisträgerin 2023 macht immer wieder auf die Bleivergiftungen aufmerksam, unter denen ihre Landsleute in Owino-Uhuru leiden, seit dort eine Batterie-Recyclinganlage in Betrieb genommen wurde.

Bereits vor dem offiziellen Auftakt wird ab dem 15. Mai ein fruchtbarer Austausch von Dingen, Technik, Ideen und Handlungsweisen in Gang gesetzt werden, kündigte Draxl an. Die freischaffende Modeschöpferin Lisa D., die in Berlin und Graz lebt, arbeitet seit dem Vorjahr daran, eine Sattelschlepper-Skulptur zu verwirklichen. Sie soll auf die unzähligen Lkw-Ladungen von Alttextilien, die täglich entsorgt und verbrannt werden, verweisen. Produziert wird die Skulptur aus Alttextilien. Wer dabei mitarbeiten will, kann sich das erforderliche Wissen in den begleitenden Workshops - "es geht ums Weben, Tuften und Häckseln", so die Modeschöpferin - holen. (APA, 21.3.2024)