Das Bild zeigt eine Hand, die eine Menge kaputter Platinenteile hält.
Das Recycling von Elektronikschrott kommt schon lange nicht mit dem Tempo mit, in dem der Schrott anwächst.
AP/Ben Curtis

Ständig auf dem neuesten Stand der Technik sein zu wollen und Elektrogeräte wegzuwerfen anstatt sie zu reparieren – das hat einen hohen Preis. In einem Alltag, der zunehmend von elektronischen Geräten dominiert wird, zeichnet sich hinter dem Glanz neuer Geräte eine düstere Realität ab: Der Berg an Elektronikschrott wächst unaufhaltsam an.

Diese veralteten oder defekten Geräte, von Smartphones über Monitore bis hin zu Großelektrogeräten, stellen eine ernste Bedrohung für die Umwelt und die menschliche Gesundheit dar. Ein aktueller Bericht der Vereinten Nationen wirft nun wieder ein Schlaglicht auf das alarmierende Ausmaß dieses Problems und unterstreicht die Notwendigkeit, globale Strategien zur Bewältigung dieser Krise zu entwickeln und umzusetzen. Die konkreten Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit: Weltweit steigt das jährliche Aufkommen an Elektroschrott um 2,6 Millionen Tonnen und wird bis 2030 voraussichtlich 82 Millionen Tonnen erreichen, was einen weiteren Anstieg um 33 Prozent gegenüber 2022 bedeuten würde.

Hinzu kommt, dass dieser Schrottberg nicht nur viel zu schnell anwächst, sondern nicht annähernd so schnell wieder abgearbeitet werden kann. Weniger als ein Viertel dieses Schrotts kann recycelt werden. Schlimmer noch ist die Prognose, dass sich eine Verlangsamung dieses Prozesses abzeichnet: Laut dem Bericht wird erwartet, dass die Wiederverwertungsrate von Elektroschrott von 22,3 Prozent im Jahr 2022 auf 20 Prozent im Jahr 2030 sinken wird. Dies liegt daran, dass die Bemühungen um das Recycling einfach nicht mit dem steigenden Aufkommen an Elektroschrott Schritt halten können.

Ein Milliardengrab aus Ressourcen

Die wirtschaftlichen Implikationen dieser Situation sind ähnlich beachtlich wie die ökologischen erschreckend sind. Die in den weggeworfenen Geräten enthaltenen Materialien – Eisen, Kupfer und Gold, um nur einige zu nennen – repräsentieren einen Wert von knapp 57 Milliarden Euro, der jedes Jahr verloren geht. Auch diese Verschwendung wertvoller Ressourcen unterstreicht die Notwendigkeit, die Recyclingraten deutlich zu steigern und die Kreislaufwirtschaft zu fördern, um die Abhängigkeit von der Neugewinnung von Rohstoffen zu reduzieren.

In den Bergen von Elektronikschrott, die sich aufgetürmt haben, befindet sich noch wertvolle Ressourcen.
AP/Anupam Nath

Die Herausforderungen beim Recycling von E-Schrott sind jedoch komplex. Unterschiedliche Geräte bestehen aus verschiedenen Materialien und Komponenten, was ihre Verarbeitung erschwert. Zudem enthalten viele dieser Geräte auch gefährliche Stoffe wie Kobalt, Flammschutzmittel und Blei, die bei unsachgemäßer Entsorgung und Verarbeitung sowohl die menschliche Gesundheit als auch die Umwelt gefährden können. Die Situation wird durch Recyclingpraktiken in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen verschärft, wo wertvolle Metalle oft unter gefährlichen Bedingungen extrahiert werden, ohne auf die Sicherheit oder Umweltverträglichkeit zu achten.

Ganzheitliches Umdenken nötig

Zwar gibt es bereits in 81 Ländern Gesetze zum Umgang mit E-Schrott, darunter Regelungen zur erweiterten Produzentenverantwortung, die Hersteller zur Finanzierung von Maßnahmen zur Abfallbewältigung verpflichten, doch dies offensichtlich nicht ausreichend. Die Studie fordert daher, dass die Effizienz des Recyclings gesteigert werden muss. Gleichzeitig muss auf der anderen Seite der Verbrauch durch nachhaltigere Praktiken wie das Recht auf Reparatur schneller angepasst werden. Dies würde nicht nur die Lebensdauer der Geräte verlängern, sondern auch die Nachfrage nach Neuprodukten und somit die Produktion von E-Schrott reduzieren.

Nicht zuletzt unterstreicht der Bericht, dass sich ein Umdenken abseits der Umwelt- und Gesundheitsrisiken buchstäblich auszahlen könnte: Wenn es den Ländern gelingen würde, die Sammel- und Recyclingraten für Elektronikschrott bis 2030 auf 60 Prozent zu steigern, würde der Nutzen die Kosten um fast 35 Milliarden Euro übersteigen. Tatsächlich ist die Elektronikschrottkrise, in der wir uns befinden, aber nicht nur eine Frage der Umweltpolitik. Auch die Innovationsfähigkeit der Industrie und nicht zuletzt die Verantwortung der Konsumentinnen und Konsumenten wird gefragt sein, damit der Schrottberg unseren Nachkommen eines Tages nicht endgültig über den Kopf wächst. (bbr, 21.03.2024)