E-Bikes sind kein Randphänomen mehr, sie sind regelrecht Mainstream. Laut Daten des deutschen Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) lag der Marktanteil der elektrisch betriebenen Zweiräder in Deutschland im Vorjahr bei 53 Prozent, mehr als die Hälfte der verkauften Fahrräder waren also E-Bikes. Eine ähnliche Entwicklung zeichnete sich 2022 laut Verband der Sportartikelerzeuger und Sportartikelhändler (VSSÖ) auch schon in Österreich ab: Von rund 506.000 verkauften Fahrrädern waren 246.728 – also knapp die Hälfte – motorisiert, Tendenz steigend: Während der Gesamtmarkt um 3,2 Prozent wuchs, stieg die Zahl der verkauften E-Bikes um elf Prozent.

E-Bike von Spusu
Das E-Bike von Spusu gibt es wahlweise als Tiefeinsteiger oder mit Diamantrahmen. Ob man das große Branding des Unternehmens auf der Seite mag, ist Geschmackssache.
Der Standard/Stefan Mey

Dass E-Bikes mit 1,03 Milliarden Euro 2022 rund 74 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachten, liegt auch an den höheren Verkaufspreisen: Für ein E-Bike zahlte man durchschnittlich 4.203 Euro, für ein nichtelektrisches Fahrrad 1.790 Euro und für ein Kinder- und Jugendfahrrad 473 Euro. Unter den E-Bikes sind E-Cityräder und E-Trekkingräder in Österreich die beliebteste Modellkategorie, dicht gefolgt von E-Mountainbikes.

E-Bikes aus dem Weinviertel

Entsprechend der hohen Nachfrage gibt es zahlreiche internationale Marken, die sich auf diesem Feld tummeln. Allerdings ist seit 2022 auch ein österreichisches Unternehmen auf in diesem Markt aktiv, das man sonst eher mit Mobilfunk im Verbindung bringt: Spusu.

Das Weinviertler Familienunternehmen hat nun zum Start der Radsaison eine neue Modellserie entwickelt, die komplett von eigenen Fahrradetechnikern in Wolkersdorf produziert wird. Im Vorjahresmodell war dies nur bei der Limited Edition der Fall gewesen. "Unsere Mitarbeiter kennen Kundenwünsche ganz genau und können das E-Bike auch dementsprechend anpassen", wird Franz Pichler, Gründer und Eigentümer von Spusu, dazu in einer Presseaussendung zitiert. Betont wird dort auch, dass jedes der E-Bikes mit Fokus auf Genauigkeit verschraubt wird.

E-Bike von Spusu
Motor und Scheibenbremsen zieren das Hinterrad.
Der Standard/Stefan Mey

Preislich kommen die E-Bikes von Spusu auf 3.990 Euro, womit man sich "im mittleren Preissegment für Premiumräder" bewegt. Wie eingangs erwähnt, haben Herr und Frau Österreicher vor zwei Jahren durchschnittlich mehr für ein E-Bike auf den Tisch gelegt, wiewohl es auch deutlich günstigere Modelle gibt: Die von TV-Star Joko Winterscheidt mitgegründeten Sushi Bikes kosten zum Beispiel knapp über 1.000 Euro pro Stück.

Reichweite ...

Die neuen Räder von Spusu wiegen je nach Ausstattung zwischen 25 und 27 Kilogramm – im Vergleich zu einem nichtmotorisierten Fahrrad schon ein deutliches Mehrgewicht, das beim Anheben auffällt, auch sind andere E-Bikes mit einem Gewicht zwischen 20 und 25 Kilogramm eher leichter als das Spusu-Bike. Das Ausmaß der motorisierten Unterstützung kann auf fünf unterschiedlichen Stufen eingestellt werden, auf der kleinsten Unterstützungsstufe und bei optimalen Verhältnissen wirbt Spusu mit einer Reichweite von bis zu 200 Kilometern pro Akkuladung.

Ein Wert, der nicht unangemessen wirkt: Bei einer 20 Kilometer langen Fahrt durch Wien mit viel Stop-and-Go-Verkehr und bei wechselnden Unterstützungsstufen waren schließlich zwischen zehn und 20 Prozent des Akkus verbraucht. Fürs Pendeln innerhalb der Stadt sollte man also locker auskommen, längere Touren sind ebenfalls möglich. Geladen wird der herausnehmbare Akku über Nacht in den eigenen vier Wänden, der Ladeanschluss ist proprietär. Er fasst 777 Wattstunden (Wh).

Im Gegensatz zu Akkus anderer Anbieter verfügt dieser über keine USB-Ports, lässt sich also nicht als Powerbank zum Laden anderer Gadgets verwenden. Im Fahrrad lässt er sich mit einem Schloss fixieren, um ihn gegen Diebstahl zu schützen. Auch das Fahrrad per se lässt sich mit einem eingebauten Schloss und zusätzlich mit einer Kette sichern – Letzteres wird aus versicherungsrechtlichen Gründen empfohlen.

... und Leistung des E-Bikes von Spusu

Wie schon in der ersten Modellreihe setzt Spusu auch diesmal auf einen Hinterradmotor. Die hydraulischen Scheibenbremsen kommen von Shimano. Der Akku treibt nicht nur den Motor an, er versorgt auch die Lichter und den an der Federgabel angebrachten Bordcomputer mit Energie, der wiederum Akkuladung, aktuelle Geschwindigkeit und Unterstützungsstufe sowie bisherige Fahrzeit und zurückgelegte Kilometer anzeigt. Auf Knopfdruck lassen sich auch weitere Informationen anzeigen, wie die durchschnittliche Geschwindigkeit, die Maximalgeschwindigkeit und die Nutzung der fünf unterschiedliche Unterstützungsstufen.

E-Bike von Spusu
Über Schalter an der Lenkstange werden Grad der Unterstützung und Fixierung der Federung reguliert.
Der Standard/Stefan Mey

Diese besagte Geschwindigkeit belief sich im Test meist auf zwischen 20 und 30 Stundenkilometer, ohne dass viel eigene Muskelkraft in die Fortbewegung investiert werden musste. Bei einer rund 13 Kilometer langen Strecke von der Secession in den äußersten Westen Wiens wurde mit einer mitgeführten Sportuhr eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 16,2 Stundenkilometern gemessen, wohlgemerkt inklusive Wartezeiten an diversen Ampeln. Auf ebener Strecke, ohne Behinderungen, im höchsten Gang und mit maximaler elektrischer Unterstützung wurden vom Bordcomputer 31 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit gemessen.

E-Bike von Spusu
Der Bordcomputer liefert alle wichtigen Informationen.
Der Standard/Stefan Mey

Seinen Nutzen gegenüber nichtmotorisierten Fahrrädern zeigt das E-Bike aber vor allem, wenn es um Steigungen geht: Stellen, welche der Fahrer sonst nur unter heftigen Schweißausbrüchen und Pulssteigerungen bewältigen konnte, schaffte der Motor des E-Bikes ohne sichtliche Mühen. Inkludiert ist auch ein "Schiebemodus", bei dem der Motor unterstützt, wenn der Fahrer abgestiegen ist und das Fahrrad schiebt, etwa bei Fußgängerbrücken.

Bequemlichkeiten

Bei den Reifen kommt eine Einheitsgröße von 29 Zoll zum Einsatz – was bedeutet, dass kleinere Menschen sich unter Umständen recken müssen, um an der Ampel stehend mit den Fußspitzen den Boden zu erreichen. Gewählt werden kann dafür zwischen einem Tiefeinsteiger und Diamantrahmen: Unser Testmodell war zwar weniger sportlich, schaffte aber dafür durch den erhöhten Lenker ein angenehmes Fahrgefühl.

E-Bike von Spusu
Die Federung am Vorderrad lässt sich nach Belieben fixieren oder lockern.
Der Standard/Stefan Mey

Apropos Sportlichkeit und Fahrgefühl: Das Vorderrad ist durch eine Federgabel von SR Suntour gefedert, diese lässt sich mit einem Schalter an der Lenkstange auf Wunsch fixieren oder lösen, wenn man für ruppigeres Terrain einen entsprechenden Ausgleich sucht. Das ist zum Beispiel am Wienfluss praktisch, wenn zum Ausweichen immer wieder zwischen Asphalt und gepflastertem Weg gewechselt werden muss. Hier konnte im Test problemlos zwischen den beiden Modi hin und her gewechselt werden.

Keine Federung gibt es hingegen im hinteren Teil des Fahrrads, was bei empfindlicheren Bandscheiben gerade bei höheren Geschwindigkeiten und Unebenheiten der Straße zu Unwohlsein führen kann.

Fazit: E-Mobility, made in Austria

Abgesehen von Kleinigkeiten wie den fehlenden USB-Ports beim Akku und dem vergleichsweise hohen Gewicht kann das E-Bike von Spusu auch mit den Fahrzeugen der Konkurrenz mithalten, ein Upgrade zu herkömmlichen Fahrrädern ist es sowieso. Der Anschaffungspreis bewegt sich im Marktumfeld, die Leistung kann sich sehen lassen: Wo ich mit einem gewöhnlichen Fahrrad stets überholt wurde oder heftig ins Schwitzen geriet, bewege ich mich mit dem E-Bike mühelos.

Und da die Stadt Wien in den vergangenen Jahren die Radwege zunehmend ausgebaut hat, ist das E-Bike auch eine immer attraktivere Alternative zum Auto. Dass das Ganze im Fall von Spusu auch noch aus dem Weinviertel kommt, ist ein angenehmes Zuckerl obendrauf. (Stefan Mey, 23.3.2024)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Das E-Bike wurde von Spusu für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung gestellt.