Sie hebt den gelben Schwamm mit spitzen Fingern hoch und lässt ihn in eine Schale voller Wasser plumpsen. Als sie ihn kurze Zeit später wieder herausfischt und mit einer Faust ausdrückt, fließt das Wasser nur so aus ihm heraus. Der Schwamm, der optisch jenen ähnelt, die man in die Badewanne mitnimmt, hat einen speziellen Zweck: "Man verwendet ihn wie einen Tampon", erklärt Angelika Burgsteiner. Gegenüber der Wegwerfvariante habe er jedoch entscheidende Vorteile: "Man spürt ihn nicht." Selbst wenn die Vagina gegen Ende der Periode schon etwas trockener werde, fühle er sich nicht unangenehm an.

Seit 2022 vertreibt Burgsteiner nachhaltige Frauenhygieneprodukte in ihrem Onlineshop und auf Märkten. Seit 2023 auch in einem Geschäft in der Wiener Seisgasse. Früher habe sie nicht darüber nachgedacht, was den Müll angeht, der bei der Periode entsteht, sagt die Unternehmerin: "Ich war Tamponträgerin, ganz unhinterfragt." Vor zehn Jahren begann sie, sich mit den Alternativen auseinanderzusetzen. Zuerst machte sie schlechte Erfahrungen mit Menstruationshöschen. "Ich habe welche erwischt, wo offenbar massiv viel Plastik drin war", dann kam sie auf waschbare Binden, die sie bis heute verwendet.

Periodenschwamm; Rotmarie
Kein Badeutensil – sondern ein Periodenprodukt. Das Menstruationsschwämmchen funktioniert wie ein Tampon, kann aber wiederverwendet werden.
Lisa Breit

Tatsächlich fällt durch die weibliche Monatsblutung ganz schön viel Abfall an. Laut Schätzungen bekommen Frauen durchschnittlich 500-mal im Leben ihre Periode. Die allermeisten greifen dann zu Tampons und Binden. Einmal vollgeblutet, landen die im Restmüll, werden in letzter Konsequenz also verbrannt. Allein in der EU werden laut Schätzungen jährlich etwa 50 Milliarden Stück Menstruationsprodukte verbraucht.

Der Meeresschwamm hingegen muss nicht sofort entsorgt werden, frau kann ihn bis zu einem Jahr während ihrer Regel verwenden. Vor dem Einführen soll er unter fließendes Wasser gehalten und ausgedrückt werden, so wird er ganz klein. Mit zwei Fingern lässt er sich wieder herausfischen. "Oder man befestigt ein Bändchen", sagt Burgsteiner. Neben dem Schwamm hat sie noch weitere Produkte im Sortiment: Menstruationstassen, Menstruationsscheiben, waschbare Slipeinlagen, Binden und Periodenhöschen. "Bis man das Richtige gefunden hat, muss man tatsächlich oft ein bisschen durchprobieren."

Eine Tasse fürs Blut

Eine Menstruationstasse ist in etwa so groß wie ein Ei und besteht aus Silikon oder Naturkautschuk. Die Nutzerin faltet sie zusammen und schiebt sie in die Vagina ein, wo sie wieder aufploppt. Die Tassen sind dazu gedacht, das Blut aufzufangen, noch bevor es hinausläuft. Sie saugen sich an der Scheidenwand fest und erzeugen einen Unterdruck. Eine größere Menstruationstasse habe ein Fassungsvermögen von drei bis vier Tampons, sagt Burgsteiner. Sie wird am besten nach jedem Gebrauch ausgekocht und kann meist mehrere Jahre verwendet werden.

Eine Ökobilanz-Studie aus dem Jahr 2022 sollte zeigen, wie die Menstruationstasse gegenüber Wegwerfprodukten abschneidet. In Auftrag gegeben wurde sie von Einhorn, einem deutschen Hersteller von Kondomen, Menstruationstassen und Tampons. Wissenschafterinnen und Experten verglichen Produkte in 16 verschiedenen Umweltkategorien miteinander. Auch das österreichische Unternehmen Erdbeerwoche, das sich auf nachhaltige Menstruationsprodukte spezialisiert hat, war beteiligt.

Die Studie sollte erstmals das gesamte Leben der Produkte analysieren: von der Gewinnung und Verarbeitung der Rohmaterialien über die Herstellung, den Transport, den Einzelhandel, bis hin zur Nutzung und Verwertung.

Menstruationstassen; Rotmarie
Menstruationstassen fangen das Blut auf, noch bevor es hinausläuft.
Lisa Breit

Die Untersuchung ergab, dass die Tasse im Vergleich zum Tampon deutlich besser abschneidet, was ihre Umweltbilanz angeht. Ein interessantes Detail: Über 95 Prozent des Fußabdrucks der Menstruationstasse entstehen offenbar bei der Nutzung. Schließlich muss sie gründlich gereinigt oder sogar ausgekocht werden, was Energie und Wasser benötigt. Dennoch sei sie pro Jahr circa 63 bis 79 Prozent umweltfreundlicher als Tampons und Binden.

Frauen, die sie verwenden, sind überwiegend zufrieden. Eine Befragte hat die Tassen bereits seit zwölf Jahren in Verwendung und sagt: "Am Anfang dauert es ein paar Monate, bis man den Dreh raus hat, aber dann ist sie einfach nur super." Eine andere nutzt die Tasse zwar gerne, sieht ihre Schwäche jedoch darin, dass sie naturgemäß nach ein paar Stunden ausgeleert und abgewaschen werden muss. Das könne unpraktisch sein, wenn man gerade unterwegs ist.

Aus Biobaumwolle

Waschbare Binden wiederum gibt es in unterschiedlichen Formen und Größen – für die leichten Tage, für eine mittelstarke Blutung bis hin zur starken Blutung. Manche Frauen würden sie zusätzlich zur Tasse verwenden, sagt Burgsteiner. Die Binden könnten ganz einfach mit der Kleidung in der Maschine mitgewaschen werden.

Angelika Burgsteiner; Rotmarie
Bei Rotmarie im vierten Bezirk in Wien vertreibt Angelika Burgsteiner unterschiedliche Alternativen zu Tampons und Binden.
Lisa Breit

Bei Menstruationshöschen wiederum ist die Binde bereits eingenäht. Kürzlich gerieten die Höschen in die Kritik. Eine Untersuchung der britischen Verbraucherorganisation Which? legt nämlich nahe, dass der hohe Silbergehalt in manchen Periodenpants gesundheitliche und ökologische Auswirkungen haben könnte. DER STANDARD berichtete.

Laut Burgsteiner ist es deshalb wichtig, "beim Kauf auf Inhaltsstoffe zu achten". Tatsächlich gebe es auf dem Markt Produkte, die nicht besonders hochwertig seien und neben Bioziden zum Beispiel auch nicht näher deklarierten Kunststoff enthalten. Die Slips, die sie verkauft, seien frei von Silberchlorid und bestünden aus geprüften Materialien, von recyceltem Polyester über Bambusfasern bis hin zu ihren Favoriten aus Biobaumwolle.

Bewusstsein schaffen

Aktuell zumindest scheint das Bewusstsein für nachhaltige Monatshygiene noch nicht besonders ausgeprägt. "Wir merken, dass sehr viele Jugendliche gar nicht darüber nachdenken, wie viele Tampons und Binden sie im Leben verwenden und wie viel Müll das eigentlich ist", sagt Rika Mader von Erdbeerwoche. Das Wiener Unternehmen vertreibt schon seit 2011 nachhaltige Monatshygiene. Neben einem Online-Shop hat das Team auch die digitale Lernplattform "Ready for Red" entwickelt. Regelmäßig halten die Mitarbeiterinnen zudem Workshops in Schulen ab. Darin informieren sie Jugendliche über die Periode, die immer noch ein Tabuthema ist, aber auch über ihre ökologischen Folgen.

In der spielerischen Anwendung erhalten die Mädchen und Buben Informationen zum weiblichen Zyklus. Sie werden auch über das Material herkömmlicher Hygieneprodukte aufgeklärt. "Oft erfahren sie dann zum ersten Mal, dass bei den meisten auch Kunststoff dabei ist", sagt Mader. Danach geht es um die richtige Entsorgung der Produkte und ihre Auswirkungen auf die Umwelt. Mit einem speziellen Tool können die Schülerinnen ausrechnen, "wie viel Müll sie durch die Periode produzieren und wie viel es im Laufe ihres Lebens noch sein wird".

Auf der Website der Erdbeerwoche findet sich dazu eine simple Beispielrechnung. Sie geht davon aus, dass eine Frau im Schnitt fünf Tampons oder Binden pro Tag verwendet und sieben Tage lang blutet. Ist das zwölfmal pro Jahr der Fall und das über 40 Jahre, verbraucht sie in ihrem gesamten Leben 16.800 Binden oder Tampons. Das Ziel der Workshops ist, wenig überraschend, dass die Schülerinnen Alternativen kennenlernen.

Der "Tangpon"

Und davon gibt es immer mehr. Der Schwamm wird künftig womöglich nicht das einzige Periodenprodukt sein, das aus dem Meer kommt. Zwei Berliner Gründerinnen wollen nämlich Tampons aus Algen herstellen. 2022 sammelten sie mittels Crowdfundings Geld, mit dem sie nun weiter an der Entwicklung des weltweit ersten "Tangpons" arbeiten.

Algen hätten viele gute Eigenschaften, heißt es in einem Werbevideo: Sie würden Treibhausgase binden, und ihr Anbau biete eine Lösung in der Klimakrise. Aus Algen lasse sich eine Faser herstellen, die eine gute Saugkraft habe und sich daher auch für Tampons eigne. Aber die Berlinerinnen denken größer: Klappt das mit dem Tangpon, sollen die Algen künftig auch für Windeln oder Inkontinenzwäsche herhalten. Angelika Burgsteiner kann sich jedenfalls gut vorstellen, die Tampons aus Algen einmal in ihr Sortiment aufzunehmen. (Lisa Breit, 27.3.2024)