Gerade war Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) noch persönlich vor und wohl auch für Kameras und Scheinwerfer auf dem Reumannplatz in Wien-Favoriten im abendlichen Medieneinsatz zur Jugendkriminalität, jetzt sitzt er bei Margit Laufer im "ZiB 2"-Studio. Österreichs gleichsam oberster Polizist hatte einen Montagabend wie einst aus dem Drehbuch für Rudi Carrells Show "Lass dich überraschen". Und das mit nur wenigen überraschenden, zwischendurch aber doch originellen Aussagen.

Bewaffnet bis auf die Zähne: Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) über Jugendkriminalität bei Margit Laufer in der
Bewaffnet bis auf die Zähne: Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) über Jugendkriminalität bei Margit Laufer in der "ZiB 2".
ORF ZiB 2 Screenshot

Teuflische Details

Wenn Karner die Polizeipräsenz erhöhen will, "wie wird sich das in Zahlen niederschlagen?", will Anchorwoman Laufer vom Innenminister zuallererst Konkretes hören. Der Vertreter einer Bürgerinitiative wusste im Beitrag über Karners Favoritenrolle am Reumannplatz gerade sehr genau, dass es rund 320 Polizistinnen und Polizisten im zehnten Wiener Gemeindebezirk gibt, aber "weit mehr als 666" benötigt würden. Teufel auch, der Bürger hat präzise Vorstellungen!

Karner will sich auch auf Nachfragen nicht festlegen. Eine "Personaloffensive" gebe es ja schon. "Ich will nicht nur für Favoriten mehr Polizisten, ich will insgesamt mehr Polizei letztendlich haben." Die Aktion, seine neue Einsatzgruppe Jugendkriminalität, "läuft noch, auch wenn keine Kameras dabei sind", kontert er einen süffisanten Kommentar aus dem Beitrag. Die "volle Härte des Gesetzes" kann ein Innenminister im "ZiB 2"-Studio nicht unstrapaziert lassen.

Einsatztaktisch planen

Aber Karner hat doch noch eine Überraschung im Halfter, als Laufer nachhakt: "Wie wird sich verstärkte Polizeipräsenz tatsächlich in Zahlen auf den Straßen niederschlagen?" Da sagt der Innenminister, und er klingt, als wäre es eine unerwartete Neuigkeit: "Dass wir einsatztaktisch hier die Einsätze auch planen." Da fühlt man sich gleich viel sicherer, nicht nur in Favoriten.

Einem im Beitrag zitierten Sicherheitsexperten lässt der Innenminister "unbenommen", dass Jugendliche ohnehin schon keine Messer haben dürfen, die unter das Waffengesetz fallen, und es keine Anlassgesetzgebung wie Karners nun gefordertes Waffenverbot brauche. "Meine Experten sind täglich vor Ort", und "wenn sich die Polizei etwas wünscht, macht es Sinn, wenn man das tut". Jausenmesser oder Jäger seien ohnehin nicht betroffen, fügt er an, von Jägerinnen sagt er nichts.

Unbewaffnete Zähne

Aber über die Bewaffnung Jugendlicher und ihrer Banden! Wer noch nie ein falsches Sprachbild formuliert hat, darf jetzt darüber schmunzeln, dass sie "bis auf die Zähne bewaffnet" sind. Zähne können ja selbst als Waffen eingesetzt werden, die brauchen keine. Wenig später aber wird Karner bis an eine passendere Steigerungsform gelangen und Jugendliche "bis über die Zähne bewaffnet" sehen.

ZIB 2: Innenminister Karner zu Jugendkriminalität
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) will eine Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Jugendkriminalität und ein Waffenverbot außerhalb der Wohnräumlichkeiten. Der Minister nimmt dazu in der ZIB 2 Stellung.
ORF

Könnte man nicht einfach Waffenverbotszonen wie auf dem Wiener Praterstern ausweiten, will Laufer wissen. Karner hat immerhin eingangs von "bestimmten Orten" der Jugendkriminalität gesprochen, wo man "ganz gezielt" vorgehen müsse. Aber nun antwortet er: "Die schnellere Maßnahme ist jene: klare Regeln für alle." Wie schnell, will Laufer wissen, für die ein neues Gesetz zu formulieren, zu beschließen und umzusetzen vielleicht auch nicht wirklich nach Ruck-Zuck! klingt. Die Landesdirektionen der Polizei würden jetzt "Vorschläge erarbeiten", sagt Karner.

Vorbeugung ist alles

Und Karner wundert sich bei der Gelegenheit gleich über die Skepsis der FPÖ in Gestalt seines blauen Vorvorvorvorgängers Herbert Kickl. Der FPÖ-Chef meldete im Beitrag Zweifel an der Umsetzbarkeit des Waffenverbots nach Karners Vorstellungen an. Der aktuelle Innenminister macht daraus doch recht steil zugespitzt: "Es wundert mich, dass die FPÖ dagegen ist, dass afghanische Messerstecher entwaffnet werden."

Keine Worte braucht der Innenminister aber in dieser "ZiB 2", um anschaulich zu demonstrieren, worum es eigentlich bei der Polizeiarbeit geht. Von Minute zu Minute neigt sich Karner, mal den Kopf, mal den ganzen Oberkörper, ein bisschen mehr der hinterfragenden "ZiB 2"-Anchorwoman entgegen. Um Vorbeugung geht es! (Harald Fidler, 19.3.2024)