Grüß Gott Schild
Wer Fachkräfte finden und halten will, muss Willkommenskultur leben.
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Der immer drängendere Fachkräftemangel in zahlreichen Berufsgruppen ist für die Regierung ein Grund, um im Schnellverfahren mehr und mehr Rot-Weiß-Rot-Karten an Personen aus Drittstaaten auszuteilen. Nur noch rund zwölf Tage soll der bürokratische Aufwand dauern. 16.000 RWR-Karten sollen in vier Jahren ausgestellt werden, doppelt so viele wie in 2023. Das sind ambitionierte Ziele, wenn man bedenkt, dass Österreich im globalen Vergleich unattraktiv für ausländische Fachkräfte ist – das zeigt eine aktuelle OECD-Studie.

Das Problem liegt bei weitem nicht nur daran, dass bürokratische Hürden das RWR-Verfahren bremsen, oder an den komplizierten Anerkennungen von Ausbildungen. Österreich muss vor allem an seiner Willkommenskultur arbeiten und weniger Visa ablehnen, vor allem, wenn die Voraussetzungen ausreichend erfüllt werden.

Außerdem steckt der Teufel im Detail: Wer mit der RWR-Karte zwei Jahre lang nicht den Arbeitgeber wechseln darf, wird sich zweimal überlegen, ob er oder sie eine etwaige schlechte Arbeitsatmosphäre riskiert. Wenn die Liste der derzeit 110 Mangelberufe endlich kürzer statt Jahr für Jahr länger werden soll, darf nicht nur die schnellere Prüfung der Qualifikationen auf dem Plan stehen.

So wichtig wie der Bürokratieabbau muss auch die Unternehmenskultur sein. Und das heißt: Personen müssen sich am neuen Arbeitsplatz gut angenommen fühlen, ihre kulturelle Identität muss gelebt werden dürfen – und nicht zuletzt müssen Sprachbarrieren akzeptiert werden. (Melanie Raidl, 18.3.2024)