Wladimir Putin
Wladimir Putin sicherte sich eine fünfte Amtszeit.
AFP/POOL/NATALIA KOLESNIKOVA

Die Latte lag hoch, und erwartungsgemäß hat Wladimir Putin sie locker übersprungen. Es mussten schon mehr sein als die 80 Prozent, die 2020 Langzeitmachthaber Alexander Lukaschenko bei der international nicht anerkannten Präsidentschaftswahl in Belarus für sich reklamiert hatte, dem kleinen, aber wichtigen Verbündeten Russlands. Beim großen Bruder in Moskau verkündete die Wahlkommission nun mehr als 87 Prozent für Kreml-Chef Putin. Mission erfüllt.

Dass auch diese Wahl weithin als Farce gilt, hat vielfältige Gründe: Echte Gegenkandidaten wurden erst gar nicht zugelassen, die verbliebenen standen in zentralen Fragen wie der des Krieges gegen die Ukraine ohnehin allesamt an der Seite Putins. Zudem werden Opposition und kritische Öffentlichkeit längst systematisch marginalisiert. Da ist es fast schon eine Randnotiz, wenn auch das Fehlen internationaler Wahlbeobachter kritisiert wird, die wenigstens den Ablauf des Urnengangs selbst hätten unter die Lupe nehmen können.

Putin mag sich nun in seinem Gefühl, fest im Sattel zu sitzen, bestärkt sehen. Gleichzeitig aber schneidet er sich Schritt für Schritt vom offenen Dialog mit dem eigenen Volk ab, der langfristig eine wichtige Basis stabiler Gesellschaften ist. Er trauert der Sowjetunion nach und wiederholt dabei genau den Fehler, der einst zu deren Zerfall führte: Er lässt das System erstarren und regiert immer mehr im Blindflug. Genau das ist Putins Tragödie. Und genau das macht ihn so gefährlich. (Gerald Schubert, 18.3.2024)