Den Hinweis auf vorangegangene Beschuldigungen an den Niger aus den USA wollte sich Junta-Sprecher Amadou Abdramane nicht verkneifen. Der ehemalige US-Präsident George W. Bush (2001–2009) hatte bei seinen Rechtfertigungsversuchen zur Irak-Invasion anfangs mehrfach öffentlich behauptet, Saddam Hussein habe im Niger den Kauf von Uran für ein illegales Atomwaffenprogramm vorangetrieben. Im Jahr 2003 gestand Bush schließlich ein, dass seine vermeintlichen Geheimdienstinformationen falsch waren. Der Schaden für das westafrikanische Land war immens. Schließlich waren Uran-Exporte damals der einzige nennenswerte Devisenbringer.

Junta-Sprecher Amadou Abdramane (Mitte, sitzend) hat genug von den US-Truppen im Niger.
Junta-Sprecher Amadou Abdramane (Mitte, sitzend) hat genug von den US-Truppen im Niger.
AP

Im Niger erinnere sich man "immer noch an die falschen Beweise" zur Rechtfertigung der "amerikanischen Aggression gegen den Irak", sagte Abdramane am vergangenen Samstagabend im Staatsfernsehen. Da hatte er gerade den Rauswurf der noch rund 600 in Niger stationierten US-Soldaten verkündet, die in der Nähe der Wüstenstadt Agadez eine der größten amerikanischen Drohnenbasen überhaupt betreiben. Air Base 201 gilt als wichtige Institution im Kampf gegen Terrorgruppen der Sahelzone und in der Sahara bis in den Süden Libyens.

Anders als die französischen Truppen, die nach dem Putsch gegen die prowestliche Regierung im vergangenen Jahr binnen weniger Wochen ausgewiesen wurden, waren die Amerikaner und ihr 110 Millionen Dollar (101 Mio. Euro) schweres Investment bislang unbehelligt geblieben. Nun also die Kehrtwende, nachdem eine US-Delegation um Afrika-Beauftragte Molly Phee bei einem Besuch in Niger offenbar brisante Vorwürfe erhoben hatte.

"Falsche Anschuldigungen"

Nach Angaben der Junta steht diesmal der Vorwurf von geplanten Uran-Lieferungen an den Iran im Raum. "Die Regierung weist diese falschen Anschuldigungen zurück", sagte Abdramane, der zudem die angeblich "herablassende Haltung" der US-Politiker in den Gesprächen kritisierte. Das Militärabkommen mit den USA sei jedenfalls "mit sofortiger Wirkung" beendet – und die amerikanische Präsenz damit "illegal".

Das US-Außenministerium kommentierte den Vorgang zum Iran nicht, die Rede war am Sonntag (Ortszeit) lediglich von "offenen Diskussionen über unsere Bedenken hinsichtlich der Entwicklung" der (Militärregierung) CNSP. Man sei mit der CNSP "in Kontakt", hieß es weiter, was man als Indiz dafür verstehen kann, dass man die Hoffnung auf eine Kehrtwende noch nicht ganz aufgegeben hat. Ein frommer Wunsch, schließlich geht die Junta derzeit auch massiv gegen die EU-Polizeiausbildungsmission EUCAP vor, beschlagnahmte dort im Februar Waffen, die dem Eigenschutz der Europäer dienten. Zuletzt folgte der Vorwurf, EUCAP sei an der Destabilisierung des Landes beteiligt gewesen. Hochrangige Mitarbeiter der Mission dürfen das Land nicht verlassen.

Niger hat wie zuvor schon Mali und Burkina Faso eine Militärkooperation mit Russland abgeschlossen und macht keine Anstalten, in absehbarer Zukunft Wahlen abzuhalten. Die US-Zeitung "The Wall Street Journal" berichtete, dass die nigrische Militärregierung im Februar eine Absichtserklärung mit Teheran unterschrieben habe. Ein finalisiertes Abkommen gebe es aber noch nicht.

Mehrere Krisen gleichzeitig

Die Administration von Joe Biden hatte eigentlich die Zurückdrängung chinesischen und russischen Einflusses zum Ziel erklärt, zuletzt gab es deshalb deutlich mehr hochrangige politische Besuche und Investitionen in Afrika. Doch auch die Beziehungen mit Südafrika, einem der Wortführer auf dem Kontinent, kriseln. Die dortige Regierung steht in Washington wegen ihrer Nähe zu Russland und der Hamas in der Kritik.

Am Montag brach die südafrikanische Außenministerin Naledi Pandor zu einem Arbeitsbesuch in die USA auf. Berichte, denen zufolge der US-Kongress die Streichung von Zollbefreiungen für Südafrika erwägt, kommentierte sie im Vorfeld lapidarer, als es die beachtliche Bedeutung dieser Handelserleichterungen für die eher auf den Westen ausgerichteten Exporte ihres Landes vermuten lassen: "Das ist ihr demokratisches Recht", sagte Pandor. (Christian Putsch aus Kapstadt, 19.3.2024)