Eva Pinkelnig übte Kritik
EPA/Geir Olsen

Vikersund - Norwegens neue Skiflug-Weltrekordlerin Silje Opseth verzichtet aus Protest gegen Ungleichbehandlung auf einen Start beim Weltcup-Finale in Planica. Auch Raw-Air-Siegerin Eirin Marie Kvandal wird nicht in Slowenien antreten. Grund für den Ärger der Topspringerinnen: Während die Männer in Planica drei Wettbewerbe von der großen Flugschanze bestreiten dürfen, fühlen sich die Frauen mit einem Springen von der kleinen Normalschanze abgespeist.

"Wir werden tatsächlich mit Füßen getreten, haben keinen großen Wert", sagte Opseth der Tageszeitung Dagbladet: "Die Jungs dürfen zum Skifliegen und machen das coolste Ding der Welt, und wir sind daneben auf der kleinsten Schanze. Ich muss echt sagen, das ist enttäuschend."

Bei der traditionellen Abschiedsparty der Saison werden am Wochenende im "Tal der Schanzen" Zehntausende Fans erwartet, die ihre Flieger feiern - am Donnerstag dürfen die Frauen dann nach der Qualifikation der Männer gefühlt im Rahmenprogramm antreten.

Ersatzprogramm

Opseth, die am Sonntag in Vikersund beim ersten Frauen-Fliegen der Weltcup-Geschichte nach einem schmerzhaften Sturz in der Probe den Weltrekord auf 230,5 m gesteigert hatte ("Damit ist ein Kindestraum wahrgeworden"), hatte ohnehin mit ihren Eltern eine Urlaubsreise nach Thailand gebucht. Diese werde sie nun nicht absagen.

Opseth fliegt nach Thailand statt nach Planica.
via REUTERS/NTB

Das Frauen-Springen in Planica war kurzfristig vom Weltverband FIS als Ersatz für die beiden ausgefallenen Springer von der Normalschanze in Rasnov/Rumänien im Februar angesetzt worden. Ursprünglich war das Saisonende für den vergangenen Sonntag in Vikersund geplant gewesen. Als Weltcup-Gesamtsiegerin steht bereits die Slowenin Nika Prevc fest.

Pinkelnig mit Ansagen

Auch die Österreicherin Eva Pinkelnig sparte nicht mit Kritik in Richtung Jury und in Bezug auf den Stellenwert der Frauen im Weltcupzirkus. "Man könnte uns einfach noch ein bisserl mehr Speed geben. Man kann ja dann reduzieren, das machen sie ja sonst auch", sagte sie zur Skiflug-Weltcup-Premiere der Frauen. "Die Jury hat sowieso den ganzen Winter komische Entscheidungen getroffen. Wenn's ums Fliegen geht, braucht man einfach die Erfahrung. Du brauchst ein bisserl mehr Speed, dass du einfach in die Flugposition kommst und lernst, das Ganze zu bewältigen, da hat unsere Jury noch Lernpotenzial."

In Vikersund wurde der am Samstag ausgefallene Frauen-Bewerb im Gegensatz zu jenem der Männer nicht nachgeholt. Da fühlte sich Pinkelnig "auf gut Deutsch ein bisserl verarscht. Es wäre möglich gewesen, wir sind 17 Mädels. Es wäre sich locker ausgegangen und das ist ein bisserl schade."

Sie sei vom Kampf gegen solche Ungerechtigkeiten müde. "Es ist sehr viel passiert in den letzten Wochen und Monaten. Wir kriegen immer wieder gesagt, was wir alles nicht können und nicht dürfen. Es sind immer wieder Entscheidungen, die unglaublich schwer nachzuvollziehen sind. Nicht nur, was Skispringen anbelangt, sondern auch das Rundherum." Sie nehme den Kampf aber auch für die nächste Generation der Skispringerinnen an, damit diese es einmal leichter habe. (sid, APA, red, 18.3.2024)