Johan Eliasch FIS-Präsident
Johan Eliasch, Präsident der FIS, strebt eine zentrale Vermarktung der Ski-Weltcupbewerbe an.
EPA/Bott

Die Wetterfrösche quaken es längst aus den Lacken: Was vom alpinen Weltcupfinale noch über ist, droht im Wortsinn den Bach runterzugehen. Die Speedrennen am Wochenende in Saalbach sind akut gefährdet. Dieser Tage ist Regen angesagt, am und ab Mittwoch drohen Temperaturen von bis zu 19 Grad. Gut möglich, dass sich der Austragungsort der WM 2025 mit einer halben Generalprobe begnügen muss. So oder so darf, soll und muss man davon ausgehen, dass die Saalbacher die WM gut über die Bühne kriegen werden.

Wie sich der Wickel zwischen dem internationalen Skiverband FIS und den großen Skinationen entwickelt, ist völlig offen. Zuletzt hatte Wolfgang Maier, der Sportdirektor des Deutschen Skiverbands (DSV), heftige Kritik an den Vorhaben von FIS-Präsident Johan Eliasch geübt. "Er ruiniert diesen Skisport", sagte Maier im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk und fügte hinzu: "Natürlich macht er es nicht alleine, er hat viele Helfer dazu." Eliasch stößt bei vielen nationalen Verbänden mit seinen Plänen seit Monaten auf heftigen Widerstand.

Vision oder Utopie?

Die Eliasch-Vision: eine globale, zentral vermarktete Rennserie nach Formel-1-Vorbild. Sie soll mit Millionenpreisgeldern wie im Tennis einhergehen und auch ein junges Streamingpublikum in den Wachstumsmärkten Amerika und Asien interessieren. Diese Vision erscheint vielen Verbänden in Mitteleuropa und Skandinavien als Utopie. Ihre Drohkulisse: die Gründung einer unabhängigen "Super League" des Skisports. Eliasch besteht freilich darauf, dass er "ein klares Mandat zur Veränderung" habe und die FIS nicht der Verband "weniger Auserwählter" sein dürfe.

Wolfgang Maier DSV-Alpindirektor
DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier über Eliasch: "Er ruiniert diesen Skisport."
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DSV-Sportdirektor Maier schließt nicht mehr aus, dass es zu einem völligen Bruch zwischen den Nationalverbänden und der FIS kommt. "Das wäre mir ehrlich gesagt ganz recht. Man muss irgendwann mal klare Kante zeigen." Maier glaubt, "dass die Verbände viel eher als der FIS-Präsident bereit sind, einen Kompromiss oder eine Lösung zu finden". Die Verbände werfen Eliasch vor, er wolle alle Rennen gleichmachen. Auch dass der schwedisch-britische Multimilliardär und frühere CEO von Head noch keine nordische Veranstaltung besuchte, stößt vielen auf.

Good Cop, Bad Cop

Vom STANDARD in Saalbach auf Maiers Aussagen angesprochen, erklärte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer, dass der Deutsche für seine "direkten Aussagen" und "klare Meinung" bekannt sei. Da konnte man schon den Eindruck gewinnen, dass Österreich und Deutschland im Umgang mit der FIS quasi "Good Cop, Bad Cop" spielen. Scherer sagte, es gab in Saalbach schon Gespräche zwischen dem ÖSV und FIS-Generalsekretär Michel Vion, dem früheren Präsidenten des französischen Verbands. Schließlich sei der ÖSV beispielsweise daran interessiert, dass Hinterstoder ein Comeback im Weltcup gibt, und auch daran, dass Flachau kommende Saison einen Nacht-Riesentorlauf veranstaltet.

ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer fragt sich: "Wie geht es weiter mit der FIS?"
APA/GEORG HOCHMUTH

Laut Scherer werden "die nächsten Wochen entscheidend", wenn es etwa das Thema der von Eliasch angestrebten Zentralisierung zu verhandeln gilt. "Wie geht es weiter mit der FIS?", fragt sich auch der Osttiroler. Eine Loslösung sei aber nicht anzustreben, Scherer will lieber "auf demokratischem Weg" etwas bewegen. Mögliche Hebel dafür bieten bereits heuer eine FIS-Vorstandswahl und vor allem in zwei Jahren die nächste FIS-Präsidentenwahl. Spätestens da werde es gelten, "entsprechenden Einfluss zu nehmen". Denn ja, "bei einigen Punkten" sei auch Österreich "nicht einverstanden und natürlich nicht glücklich über das Agieren der FIS".

Zankapfel Zermatt/Cervinia

In Portorož in Slowenien hält die FIS Anfang Mai eine Frühjahrstagung ab. Einen Monat später folgt in Reykjavík in Island der 55. FIS-Kongress. Da wird es schon Gesprächsmöglichkeiten geben, bis dahin sollten freilich die Weichen für die kommende Saison längst gestellt sein. "Sölden findet in sieben Monaten statt", sagte Scherer in Saalbach. "Das ist ja nicht erst nächstes Jahr." Das große Fragezeichen hinter dem Kalander für die nächste Saison heißt Zermatt/Cervinia. Dort, auf dem grenzüberschreitenden Gletscher, hatte es im November 2022 und im November 2023 ausnahmslos Absagen geschneit, insgesamt nicht weniger als acht. Alles kein Zufall: Die Strecke ist windanfällig, das Wetter im November traditionell schlecht.

Doch Eliasch will an den Speedrennen am Matterhorn festhalten. Und die Schweizer Organisatoren betonten erst vor wenigen Wochen, dass es mit der FIS und dem italienischen Verband über die Austragung der Rennen einen Vertrag bis zur Saison 2026/27 gebe. Einen Fünfjahresvertrag also – für nichts und wieder nichts? Vielen Verbänden wäre es lieber, setzte sich die Saison nach Sölden mit Slaloms in Levi (Finnland) fort und folgten danach die ersten Speedrennen in Nordamerika. Scherer sieht Ende März als jenen "Punkt, wo man sich auf einen Kalender verständigen" sollte". (Fritz Neumann, Lukas Zahrer, 19.3.2024)