Man glaubt es kaum, aber das war's.
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Die österreichischen Legionäre Michael Gregoritsch, Philipp Lienhart, Junior Adamu und Co bekommen beim SC Freiburg einen neuen Trainer. Christian Streich zieht nach Saisonende einen Schlussstrich und wird seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Das gab der deutsche Fußball-Bundesligist am Montag bekannt. Der 58-Jährige coachte das Team bisher in 711 Pflichtspielen. Die Nachfolge ist noch nicht geklärt.

Streich wird nach einer Amtszeit von fast zwölfeinhalb Jahren ohne Unterbrechung bei einem Verein als der am zweitlängsten amtierende Coach unter den aktuellen Bundesliga-Trainern abtreten. Nur Frank Schmidt vom 1. FC Heidenheim ist noch ein paar Jahre länger im Amt, bestreitet mit dem FCH jedoch erst seine Premierensaison im Oberhaus.

Streichs sportliche Heimat war aber schon lange vor seiner Trainertätigkeit bei den Profis Freiburg. In der Saison 1987/88 bestritt er als Aktiver 22 Zweitligaspiele für den Klub. Seit 1995 war er dort in diversen Trainerfunktionen, beginnend im Nachwuchs, tätig. Im A-Team waren der Zweitliga-Meistertitel 2016, das DFB-Pokalfinale 2022 und die viermalige Qualifikation für den Europacup, wo zuletzt im Achtelfinale der Europa League gegen West Ham United das Aus kam, die Highlights.

Es ist an der Zeit

"Ich habe lange überlegt und viele Gespräche geführt, aber ich glaube, nach 29 Jahren ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um Raum zu geben für neue Energien, neue Leute und neue Möglichkeiten. Es war mir schon in der Vergangenheit sehr wichtig, dass ich den Zeitpunkt nicht verpasse, zu dem ich glaube, dass es richtig ist zu gehen", sagte Streich. Er habe hunderte außergewöhnliche Erlebnisse in seiner Zeit beim Sport-Club gehabt. "Dieser Verein ist mein Leben, und ich bin dankbar für die große Zuneigung und Unterstützung, die ich hier erfahren habe."

Streich, Sohn eines Metzgers, also Fleischhauers, aus Weil am Rhein, ist weit über die Stadtgrenzen hinaus legendär. Er spricht Dinge an, wird wegen seiner sozialen Kompetenz und seines Humors gelobt, er weist auf Missstände hin: "Wer jetzt nicht aufsteht, der hat nichts verstanden. Das steht außer jeder Frage. Es ist fünf Minuten vor zwölf. Wer jetzt nichts tut, hat in der Schule und in Geschichte nichts verstanden", sagte er über die politische Rechte in Deutschland und Europa. Er nahm an einer Massendemonstration gegen die AfD teil. Eine beliebige Auswahl seiner besten Sprüche: "Bodyguards? Ich brauche keine Bodyguards. Bodyguards haben die Stars." Ad Eventfußball: "Ein Fußballspiel ist kein Event. Wenn es ein Event ist, stimmt was nicht. Ich mag keine Events." Über den Sinn von Spielerberatern. "Es gibt Spielerberater, weil es Spieler gibt – und es gibt Immobilienmakler, weil es Häuser gibt." Weshalb er in der Coaching-Zone mitunter wild gestikuliert? "Weil ich seit 48 Jahren mit den Händen rede." Gefragt, ob er manchmal von der Champions League träume, antwortete er: "Ich träume manchmal davon, dass ich zu spät ins Training komme oder dass der SC spielt und ich sitze nicht auf der Bank – und dann bin ich gottfroh, wenn ich aufwache."

Die Entscheidung wurde einen Tag nach der 2:3-Heimniederlage gegen den überlegenen Leader Bayer Leverkusen verlautbart. Die Freiburger befinden sich nach 26 Runden mit 33 Punkten als Neunter im Liga-Mittelfeld. "Die Reise ist hier und heute nicht zu Ende. In den ausstehenden acht Bundesligaspielen gibt es gemeinsam noch zu viel zu erreichen", sagte Freiburg-Vorstand Jochen Saier. (hac, hag, APA, 18.3.2024)