Im vergangenen Jahr sorgte die Handtuchbewegung in Griechenland für Schlagzeilen: So zogen unter anderem auf der Ägäisinsel Paros hunderte Inselbewohner zum Strand Santa Maria. Ein Unternehmer hatte den kleinen, malerischen Strand völlig mit Liegen und Sonnenschirmen zugpflastert und kassierte für deren Benutzung. Die Einwohnerinnen und Einwohner von Paros forderten freien Zugang zu dem Strand und Platz für ihre mitgebrachten Handtücher. Von Kreta im Süden bis zur Halbinsel Chalkidiki im Norden, von Korfu im Nordwesten bis nach Kos im Südwesten protestierten Griechinnen und Griechen für freie Nutzung ihrer Strände.

Ein Strand auf Kos im Juli 2023. Künftig soll jeder griechische Strand zu 70 Prozent frei von Strandliegen sein.
Ein Strand auf Kos im Juli 2023. Künftig soll jeder griechische Strand zu 70 Prozent frei von Strandliegen sein.
AFP/ARIS MESSINIS

Die griechische Regierung geriet unter Zugzwang, versprach Maßnahmen gegen den Sonnenliegen-Wildwuchs und erließ im März ein neues Gesetz. Demzufolge muss nun jeder Strand zu 70 Prozent frei von Strandliegen bleiben. In einigen Gebieten, die als geschützt eingestuft sind, sollen es 85 und teilweise sogar 100 Prozent sein.

Außerdem muss der Mindestabstand zwischen Wasser und Liegen künftig vier Meter betragen. Das soll einen besseren Zugang zum Wasser ermöglichen – ohne dass man sich zuvor an vollen Liegen vorbeischlängeln muss. Zusätzlich soll jeweils die Hälfte eines Strandes öffentlich sein. Damit wolle man vermeiden, dass sich Strandliegenvermieter und Bars dort breitmachen, wie es bei "Greek Reporter" heißt.

Geldstrafen

In den vergangenen Jahren wurden immer mehr Strände privatisiert, etwa durch Hotels oder andere Unternehmen. Wie der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis in einem Tiktok-Video erklärte, sollen Konzessionen für die Strände künftig über eine Online-Auktion vergeben werden. So will man mehr Transparenz schaffen und Deals, die unter der Hand laufen, vermeiden.

Wer eine solche Lizenz erwirbt, muss strenge Auflagen erfüllen. Die Strände müssen sauber gehalten werden, es muss Zugang für Menschen mit Behinderungen und Rettungsschwimmer geben. Wer dagegen verstößt, muss mit Geldstrafen oder sogar Schließung rechnen.

Kritik

Aber nicht alle sehen das neue Gesetz positiv. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtet, sprechen sich einige Umweltschutzorganisationen dagegen aus. Der Grund: Die bisherige Bestimmung, wonach Strände nur in einer Entfernung von 30 Metern von der Wasserlinie bewirtschaftet werden dürfen, fällt weg. Sie wurde zwar ohnehin fast nirgendwo eingehalten, aber ihre Streichung wird nach Überzeugung der Kritiker zur Zerstörung vieler Strände führen. Zum Vergleich: In Frankreich gilt eine Schutzzone von 100 Metern, in der nichts gebaut werden darf, in Deutschland sind es 150 und in Dänemark sogar 300 Meter.

Mit dem neuen Gesetz würden zudem historisch gewachsene Schutzzonen etwa auf Kos und Rhodos vollständig abgeschafft. Dies sei ein Zugeständnis der Regierung an die Tourismusunternehmer, fasst das RND einen weiteren Kritikpunkt der Umweltschützer zusammen. Auch die Regelungen des neuen Gesetzes zur Bewirtschaftung der Strände durch Liegestuhl- und Sonnenschirmunternehmer würden weit hinter den Hoffnungen vieler Inselbewohnerinnen und -bewohner zurückbleiben. Diese werden auch künftig Schwierigkeiten haben, an den Stränden ein freies Plätzchen zu finden, wird befürchtet. (red, 18.3.2024)