Beim Modeunternehmen Miu Miu setzt man im kommenden Herbst auf Hüfthosen.
Miu Miu

An sie haben sich viele schon wieder gewöhnt. Die Rede ist von der Hüfthose, jenem Kleidungsstück, das eine gute Handbreit unter dem Bauchnabel endet. Anfang der Nullerjahre wurde sie von Paris Hilton oder Britney Spears in Hollywood rauf- und runtergetragen, in Kombination mit dem bauchfreien T-Shirt zum Schrecken der Schulhöfe und zum Synonym für "Size Zero" sowie ein verzerrtes Körperbild. Die Low-Rise-Jeans gehörte damals zu den Katalysatoren des dünnen Schönheitsideals.

Dieses Image hielt lange an. Bis eine Generation heranwuchs, die die auf der Hüfte sitzende Hose nur aus den Fotoalben der Eltern kannte. Oder eben von Retro-Bildern einer Britney Spears oder Paris Hilton, die auf den Social-Media-Kanälen zur Inspiration herumgereicht werden.

Sie erklärte die Hüfthose in den vergangenen Jahren zum neuen Nonplusultra. Seither rücken auch die Modehäuser und Marken den Po immer wieder ins Rampenlicht. Anders lässt sich nicht erklären, dass neben dem Tanga auch dem luftigen Jockstrap die gesteigerte Aufmerksamkeit gilt.

Eine weitere Spielart der hüftig getragenen Hose – hier mit integrierten Schnüren.
IMAGO/ABACAPRESS

Nun rutscht der Hosenbund noch weiter hinunter – und legt das Hinterteil frei: Die Bumster ist zurück! Wer sich nun überhaupt nicht auskennt, kann im Modelexikon nachschlagen. Das Kleidungsstück, abgeleitet von "Bum", englisch Po, hat nämlich Geschichte geschrieben und lässt sich in Ausstellungen und Modesammlungen entdecken: Alexander McQueen, das Londoner Enfant terrible der Modewelt, hatte die Bumster, tiefsitzende Hosen, die das Gesäß zum Dekolleté erklären, Mitte der Neunzigerjahre erfunden. Kommentar des 2010 verstorbenen Designers: Das Ende der Wirbelsäule sei der erotischste Teil eines jedes Körpers – egal, ob bei Mann oder Frau.

Alexander McQueen’s Controversial "Highland Rape" Show - #TBT with Tim Blanks - Style.com
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Modefans feiern seine Kollektion Highland Rape, in der das gute Stück 1995 auftauchte, bis heute. Und nicht nur sie. Der in Brüssel geborene und in Paris aufgewachsene Modedesigner Ludovic de Saint Sernin bewies unlängst während seiner Show in New York, dass er ein würdiger Interpret des rückseitigen Dekolletés ist. Nur eine Frage bleibt: "Wird sie sich auch verkaufen?"

Der Verdacht liegt nahe, dass es sich bei der Bumster in erster Linie um ein Social-Media- oder Red-Carpet-taugliches Kleidungsstück handelt. Dass sie reihenweise auf dem Schulhof auftaucht? Ist wohl doch eher unwahrscheinlich. (Anne Feldkamp, 18.3.2024)