Frans de Waal
Der Primatenforscher Frans de Waal spricht auf dem Podium in Köln im Jahr 2023.
IMAGO/Horst Galuschka

"Der Unterschied. Was wir von Primaten über Gender lernen können" war der Titel des letzten Buches des Verhaltensforschers Frans de Waal. Eines seiner Ansinnen war, mit biologischen Erkenntnisse gegen Homophobie und Transphobie ins Feld zu ziehen. Der geborene Niederländer hatte schon vor Jahrzehnten beobachtet, wie Bonobos durch gleichgeschlechtlichen Sex Konflikte vermeiden.

Es war das letzte Buch in 40 Jahren Forschung, die er Schimpansen und anderen Menschenaffen widmete. De Waal starb am 14. März im Alter von 75 Jahren an Krebs, wie die Emory-Universität in der US-Metropole Atlanta, an der er jahrzehntelang gelehrt hatte, am Wochenende mitteilte.

Der Affe in uns

De Waal wurde in seiner langen Karriere mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt und schrieb mehrere populäre Bücher über Menschenaffen, darunter "Wilde Diplomaten", "Unsere haarigen Vettern" und "Der Affe in uns". Im Jahr 2007 führte das Magazin "Time" ihn in seiner Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt.

Seine Forschungen trugen dazu bei, die Theorie zu widerlegen, dass Primaten von Natur aus bösartig und aggressiv seien. Zudem stellte er lang gehegte Vorstellungen darüber, was es bedeutet, ein Tier oder ein Mensch zu sein, auf den Kopf. Durch seine Studien über Konfliktlösung, Versöhnung, Zusammenarbeit, Mitgefühl, Fairness, soziales Lernen und Kultur bei Schimpansen, Bonobos und Kapuzineraffen habe er "die Wurzeln der menschlichen Natur bei unseren engsten lebenden Verwandten" aufgezeigt, hieß es vonseiten der Emory-Universität.

"Am Ende überschätzen wir immer die Komplexität dessen, was wir tun", sagte de Waal 2014. "So kann man meine Karriere zusammenfassen: Ich habe die Affen ein bisschen näher an die Menschen herangeführt, aber ich habe die Menschen auch ein bisschen heruntergeholt." (red, APA, 18.3.2024)