Ein runder Fleck am Nachthimmel, mit zwei Hörnern auf der rechten Seite.
Der Komet 12P/Pons-Brooks mit seinen beiden "Teufelshörnern". Das Bild stammt vom Juli 2023, aufgenommen von dem Fotografen Eliot Herman. Links wurde ein roter Farbfilter verwendet, um das Zentrum besser aufzulösen, rechts ein Farbbild, das die grüne Färbung sichtbar macht.
Eliot Herman

In den kommenden Wochen steht ein Ereignis bevor, in dessen Genuss die meisten von uns nur einmal in ihrem Leben kommen. Derzeit bekommt das Innere des Sonnensystems Besuch von einem Kometen, der uns alle 71 Jahre mit seiner Anwesenheit beehrt. Der kosmische Eisbrocken, der mit 30 Kilometern etwa den Durchmesser der Stadt Wien hat, sollte mit freiem Auge zu sehen sein.

Kometen sind äußerst dynamische Objekte. Wenn sie sich der Sonne nähern, heizt diese das Material auf und bläst es als langen Schweif ins All hinaus, der für spektakuläre Bilder sorgt. 12P/Pons-Brooks steht schon seit Monaten im Fokus von Teleskopen. Zuweilen nahm er dabei ungewöhnliche Formen an, in denen manche Teufelshörner, andere wiederum die Silhouette eines Raumschiffs aus "Star Wars" zu erkennen glaubten.

Pons-Brooks wurde im Juli 1812 von Jean-Louis Pons in Marseille erstmals beobachtet. 1884 entdeckte ihn William Robert Brooks neu.
IMAGO/Christian Grub

China und Europa

Benannt ist 12P/Pons-Brooks nach den beiden Astronomen Jean-Louis Pons und William Robert Brooks. Ersterer beschrieb den Kometen im Jahr 1812, bevor ihn einige Wochen später zwei weitere Astronomen unabhängig davon entdeckten. In diesem Jahr gelang es auch, die ungefähre Umlaufzeit des Kometen zu berechnen. Daraus ergab sich, dass er in etwa um 1884 wiederkehren würde.

Die Prognose erwies sich als korrekt. Als William Robert Books 1884 einen Kometen entdeckte, schloss er richtig, dass es sich um den 1812 beschriebenen handeln musste. In diesem Jahr erreichte die scheinbare Helligkeit des Kometen eine Magnitude von etwa drei, was deutlich heller war als die Magnitude 4,5, die für heuer erwartet wird.

Heute ist bekannt, dass der Komet auch im 14. und 15. Jahrhundert bereits beobachtet wurde, und zwar unabhängig in Europa und China. Er wird zum Halley-Typ gezählt, weil er eine Periode zwischen 20 und 200 Jahren aufweist. Seine Aktivität geht auf Eisvulkanismus zurück: Beim Aufheizen durch die Sonne kommt es immer wieder zur Eruptionen wie jener, die auch für die markanten Teufelshörner sorgte.

Michael Jäger nahm dieses beeindruckende Bild von Pons-Brooks auf.

Tipps für Interessierte

Wer sein Glück versuchen will, findet Ende März gute Bedingungen für eine Beobachtung vor. Die beste Zeit ist unmittelbar nach der Dämmerung, wenn der Himmel noch nicht ganz dunkel ist.

"Der Komet 12P/Pons-Brooks ist derzeit in der Abenddämmerung im Westen zu sehen. Er ist im Moment etwa 15 Grad über dem Horizont gegen Ende der Abenddämmerung", sagt Matthias Pfragner vom Steirischen Astronomenverein. Er bewege sich gerade vom Sternbild Andromeda über Dreieck und Widder in Richtung Stier.

"Rund um das Perihel wird eine Helligkeit von ca. 4mag erwartet. Das gibt in dunklen Gegenden durchaus schon eine Chance, ihn mit bloßem Auge erspähen zu können. Mit einem Feldstecher sollte das auf jeden Fall möglich sein." Am 11. April werde der Komet kaum noch von unseren Breiten aus zu sehen sein.

Besonders günstig ist der 31. März. Dann ist er nur ein halbes Grad vom Stern Hamal entfernt, dem hellsten Stern des Sternbilds Widder.

Auftauchen bei Sonnenfinsternis

Ein besonderes Schauspiel erwartet Menschen in den USA am 8. April. Wenn sich an diesem Tag der Mond zwischen Erde und Sonne schiebt, sollte auf der einen Seite der Sonne die Venus sichtbar werden, auf der anderen Jupiter. Zwischen Sonne und Jupiter wird, wenn alles gutgeht und 12P/Pons-Brooks so hell wird wie erwartet, auch der Komet auftauchen.

Der Komet wird bei der totalen Sonnenfinsternis in Nordamerika womöglich kurz auftauchen.
EarthSky

Dass Kometen während Sonnenfinsternissen sichtbar werden, ist nicht ungewöhnlich. Im 19. Jahrhundert wurden so mehrere verschiedene Kometen entdeckt, die heute "Sonnenfinsternis-Kometen" genannt werden. Der Grund dafür: Kometen strahlen heller, je mehr sie sich der Sonne nähern. Das bedeutet allerdings, dass sie zum Zeitpunkt ihrer größten Helligkeit auf der Tagseite des Himmels zu finden sind und von der Sonne überstrahlt werden. Nur wenn der Mond das Sonnenlicht abblockt, werden sie in ihrer ganzen Pracht sichtbar.

Der Effekt betrifft auch uns, die wir den Kometen abseits der Sonnenfinsternis beobachten wollen. Je heller er wird, desto früher am Abend wird er auftauchen, bis sich sein Licht irgendwann in der Dämmerung verliert. Die Chance will gut genützt sein, das nächste Mal besucht uns 12P/Pons-Brooks erst im Jahr 2095. (Reinhard Kleindl, 18.3.2024)