Außenansicht der Klinik Donaustadt, in welche die HNO-Abteilung der Klinik Favoriten im April übersiedeln wird.
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Der Wiener Gesundheitsverbund (Wigev) gab vor zwei Wochen bekannt, dass vier HNO-Abteilungen in Wien künftig zu zwei Schwerpunktkliniken zusammengelegt werden. Derzeit gibt es noch in den Kliniken Donaustadt, Landstraße, Favoriten, Hietzing und dem Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH) vollausgestattete HNO-Abteilungen. Das HNO-Team der Klinik Favoriten zieht aber demnächst in die Klinik Donaustadt und jenes aus Hietzing in die Klinik Landstraße, beides ab Mitte April. Ganz offiziell heißt es, dass das Ganze bis Ende April über die Bühne gegangen sein soll.

Als Vorteil dieser Zentrumsbildungen führt der Wigev die "Bündelung von Ressourcen und fachlichen Kompetenzen" an. Diese steigere die Qualität und biete mehr "Möglichkeiten der Spezialisierung durch höhere Fallzahlen", hieß es in einer Aussendung. Außerdem könnten Personalausfälle in größeren Teams besser kompensiert werden. Die Schwerpunktbildung sei auch international "State of the Art", teilte der Wigev mit.

Intern bereiten Teilaspekte der Zusammenlegungen aber offenbar einige Sorgen. Eine Person des ärztlichen Personals einer der HNO-Abteilungen wandte sich an den STANDARD und brachte vor, dass die Zusammenlegung nach derzeitigem Stand nicht mit einer entsprechenden Aufstockung der OP-Kapazitäten vor sich gehe. "Es ist eine starke Reduktion der Kapazitäten", sagt die Quelle, die aus Sorge vor Konsequenzen anonym bleiben möchte und mit der DER STANDARD mehrere Gespräche führte.

Sorge um OP-Kapazitäten

Beim Wigev wird dies aber ganz anders dargestellt: In der Klinik Donaustadt komme es nahezu zu einer Verdoppelung der OP-Kapazitäten, in der Klinik Landstraße sogar zu mehr als einer Verdoppelung. Die OP-Kapazitäten würden "vollumfänglich transferiert", teilte eine Sprecherin mit. Die involvierte Person fragte daraufhin intern nochmals nach, konnte dies in Bezug auf das künftige Zentrum in der Klinik Donaustadt aber weiter nicht bestätigen. Dadurch würde sich auch die Ausbildung verschlechtern, warnt die ärztliche Quelle.

Beim Wigev sieht man das diametral anders: Die OP-Zahlen würden nicht geringer, und die Zusammenlegung von Einrichtungen bringe vielmehr eine intensivere und effektivere Ausbildung aufgrund höherer Fallzahlen für komplexe Eingriffe.

Für Patientinnen und Patienten zählt vor allem, ob es zu OP-Verschiebungen kommen wird. Auch dazu existieren verschiedene Sichtweisen: Es seien bereits an allen Standorten OP-Termine für die nächsten Monate vereinbart worden, gibt die Person aus einer der betroffenen Abteilungen zu bedenken, und es sei noch unklar, wie die vereinbarten OP-Termine an den gemeinsamen Standorten dann wirklich durchgeführt werden sollen.

Seitens des Wigev heißt es dazu, dass das Terminmanagement von den Kliniken Donaustadt und Landstraße durchgeführt werde und "alle bereits vereinbarten Termine" mit Patientinnen und Patienten übernommen würden. "Vereinzelt kann es zu leichten Terminverschiebungen kommen", gesteht man zu. Man habe aber bereits mit dem Informieren von Patientinnen und Patienten begonnen, sagte eine Sprecherin.

Zwei HNO-Abteilungen weniger in Wien

Was sich mit der Zentrumsbildung auf jeden Fall ändert, ist, dass sich in den Kliniken Favoriten und Hietzing keine HNO-Ambulanz mehr befinden wird, an die sich Menschen mit akuten HNO-Problemen dann noch wenden können. HNO-Ärztinnen und -Ärzte werden dort nur noch Konsiliardienste versehen, für den Fall, dass an anderen Stationen HNO-Fachwissen gebraucht wird.

Da der Südwesten Wiens dann kein Spital mehr für HNO-Versorgung haben werde, sei zu erwarten, dass die HNO-Ambulanz der Klinik Landstraße aufgrund der zentralen Lage besonders viel Andrang selbstkommender Patientinnen und Patienten haben werde und es dort in der Folge zu einer Überlastung kommen könnte, lautet eine weitere Warnung der anonymen Quelle.

Diese Gefahr sieht man beim Wigev nicht: In der Klinik Landstraße würden für den zu erwartenden zusätzlichen Bedarf die Kapazitäten aufgestockt. Durch Terminplanung und -vergabe würden die Patientenströme zudem aktiv gelenkt, teilte der Wigev mit.

Ambulanzumbau nach Umzug

Es sei generell der Eindruck entstanden, dass zwar sehr lange über etwaige Zusammenlegungen gesprochen worden sei, nun aber plötzlich alles ganz schnell gehen müsse, kritisiert die Person aus dem Personal weiters. So sei unlogisch, dass die HNO-Ambulanz der Klinik Donaustadt nach der Zusammenlegung noch einem größeren Umbau unterzogen werde.

Die Argumente für einen Umzug noch vor den Umbauten hätten überwogen, sagt eine Wigev-Sprecherin dazu. Außerdem habe man bereits einiges adaptiert. Man müsse ohnehin immer bei laufendem Betrieb umbauen, argumentiert sie.

Insgesamt werden laut Wigev an den derzeit noch fünf Spitälern mit HNO-Abteilung rund 10.000 Patientinnen und Patienten im Jahr stationär versorgt. (Gudrun Springer, 25.3.2024)