"Wir feiern dieses Jahr großes Jubiläum. 20 Jahre ist es her, dass wir den Concept-Store 'Park' hier in der Mondscheingasse in Wien aufgesperrt haben. Davor hatte ich eine Anstellung an der Universität für angewandte Kunst. Ich war in der Modeklasse als Assistent des damaligen Professors Raf Simons tätig. 2003 lernte ich Helmut Ruthner kennen, mit dem ich heute verheiratet bin.

Wir haben die Idee mit dem Geschäft geboren und das Ganze auch gleich in Angriff genommen. Wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt habe, ziehe ich das durch. Irgendwann wusste ganz Wien von meinem Vorhaben, ich habe alle möglichen Immobilienbüros durchtelefoniert, die hatten auch schon von mir gehört. Für uns war das Wichtigste: ein guter Raum. Wo sich der befindet, war zweitrangig. Die Immobilie hier stand lange leer. Das ist mir irgendwann zufällig aufgefallen. Über ein paar Ecken habe ich dann die Nummer der Hausverwaltung bekommen und bin so zu dem Geschäft gekommen. Alle, denen ich davon erzählte, haben die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Das wird niemals funktionieren, hieß es.

Dabei konnte man damals schon ahnen, dass sich das Viertel hier um die Neubaugasse mausern wird. Heute werden hier horrende Mieten verlangt. Unsere ist zum Glück vergleichsweise leistbar.

Seit 20 Jahren betreibt Markus Strasser gemeinsam mit seinem Ehemann Helmut Ruthner den Concept Store
Seit 20 Jahren betreibt Markus Strasser gemeinsam mit seinem Ehemann Helmut Ruthner den Concept-Store "Park".
Michael Steingruber

Vom Sortiment her wollten wir am Anfang das gehobene bis teure Feld abdecken. Wir hatten auch Streetwear. Es hat sich über die Jahre aber herauskristallisiert, dass eher teure Marken gut ankommen. Ich achte aber darauf, dass wir auch vergleichsweise leistbare Brands führen.

Beim Einkauf haben wir aber keine speziellen Kunden im Kopf. Wir ordern, was uns gefällt. Die Konditionen in der Zusammenarbeit mit den Modemarken haben sich auch verändert. Manche verlangen heute 30 bis 40 Prozent Anzahlung und schicken die Ware erst Monate später, wenn sie vollständig vorausbezahlt wurde. Bei anderen wiederum sind die Lieferkosten so hoch, dass wir sie wieder aus dem Sortiment nehmen mussten. Die Margen waren einfach zu gering, und wir wollen die Kosten auch nicht an unsere Kundschaft weitergeben.

Verändertes Kaufverhalten

Die Umsätze sind heute nicht mehr gut kalkulierbar. Früher konnte man noch ungefähr hochrechnen, wie viel man einnimmt. Heute geht das nicht mehr. Vor einiger Zeit gab es ein Wochenende, an dem wir extrem gut verkauft haben. Am darauffolgenden Wochenende waren die Umsätze sehr niedrig. Ich glaube, ein Grund dafür ist, dass ein gewisser Teil der Zielgruppe wegbricht. Ich meine damit jene Menschen, die eine Leidenschaft für Kleidung haben und sich ab und zu das ein oder andere Stück gönnen. Sie können sich das aber nicht mehr so oft leisten, weil Mode teurer und exklusiver geworden ist. Ein wichtiger Teil unserer Klientel sind jene Menschen, die sich über Preise keine Gedanken machen müssen. Und ich beobachte in letzter Zeit, dass viele Junge – vor allem Burschen – zu uns ins Geschäft kommen und sich sehr gut auskennen. Diese Generation hat ein anderes Kaufverhalten. Darauf muss man sich einstellen, um relevant zu bleiben.

Unser digitales Angebot ist ein wesentlicher Teil unseres Stores. Unser Onlineshop macht viel Arbeit und kann nicht mit den Big Playern der Branche mithalten. Er bietet uns aber Sichtbarkeit, und wir verstehen ihn als Werbefläche für uns. Auf Social Media hat natürlich Ernestine "Erni" Stollberg Wellen geschlagen. Die über 90-Jährige kam jeden Tag zu Besuch, irgendwann haben wir begonnen, sie mit unseren Stücken einzukleiden und die Looks auf Instagram zu posten. Sie war extrem fotogen und wurde zum Social-Media-Model. Die Geschichte haben dann Medien international aufgegriffen. Plötzlich standen viele Touristinnen und Touristen bei uns im Laden.

Park, Concept Store, Markus Strasser
Zur Jubiläumsfeier gibt's Park-Merch.
Michael Steingruber

Vor kurzem haben wir ihn neu ausgerichtet. Die Verkaufsfläche wurde auf das Erdgeschoß beschränkt. Im ersten Stock haben wir einen Kooperationsraum konzipiert. Alle zwei bis drei Monate gibt es dort ein neues Programm, wie zum Beispiel Kunstausstellungen. Die kooperative Arbeitsweise ist eines der wichtigsten Dinge in unserer Branche. Man unterstützt sich gegenseitig und teilt das Risiko. Unseren Kooperationsraum nennen wir 'parking space'. Am 20. März findet ab 19 Uhr dort auch unsere Geburtstagsfeier statt. Wir haben lange überlegt, wie wir das kreativ umsetzen können. Wir sind ein Geschäft, darum wird es 'Merch' zu kaufen geben: Webdecken, Badetücher und T-Shirts mit Schnappschüssen aus 20 Jahren Park. Danach gibt's noch eine Party im Club Ponyhof." (Michael Steingruber, 17.3.2024)