Die Vorwürfe des Machtmissbrauchs im Theaterbetrieb haben uns in den vergangenen Wochen beschäftigt. Ein Teil davon: Das lesenswerte Interview mit der Schauspielerin Dolores Schmidinger, die eindrücklich beschreibt, wie es hinter der Bühne einst zuging und teils noch zugeht. Schmidinger beschrieb eine Szene aus dem Jahr 2007: Sie war vom Regisseur angeschrien, dafür von einem Kollegen in Schutz genommen worden.

Dolores Schmidinger
Dolores Schmidinger gab dem STANDARD ein lesenswertes Interview.
Regine Hendrich

Schmidinger nannte beide Männer namentlich, das Interview ging in Druck. Nach Erscheinen des Texts bat Schmidinger um einige Änderungen – unter anderem sollten die zwei Namen gestrichen werden. Wir kamen der Interviewten entgegen, adaptierten die gewünschten Passagen. Aufmerksamen Leserinnen und Lesern fielen die Unterschiede zur Printversion auf, in sozialen Medien wucherten teils wilde Theorien über den Grund für die an sich gut gemeinte Überarbeitung.

Unser Fehler: In der Onlineversion fehlte der Hinweis, dass wir den Text nach dem ersten Erscheinen verändert hatten. Das haben wir später nachgeholt.

Guter Text, Fehler im Vorspann

Viel weniger aufsehenerregend ist das Redigieren, wenn es vor der Veröffentlichung des Texts geschieht. Aber auch hier unterlaufen uns manchmal Fehler. Im Zuge eines antisemitischen Vandalismus-Akts wurde die Fahne der jüdischen Glaubensgemeinschaft beim "Campus der Religionen" in Wien heruntergerissen. Beim Kürzen erklärten wir die Fahne, die den Davidstern zeigt, kurzerhand zu einer "Fahne jüdischen Glaubens".

Nicht nur das Kürzen, auch das Finden passender "Drumherum"-Texte ist Aufgabe der Redaktion. Zur Inszenierung von Gioachino Rossinis Oper "Guillaume Tell" an der Wiener Staatsoper bekamen wir die einwandfreie Rezension eines freien Autors geliefert, die es online zu veröffentlichen galt. Wir kümmerten uns um Titel, Bildtext und den Vorspann: Dort schrieben wir das Stück dem falschen Komponisten, nämlich Giacomo Puccini, zu. Das wurde dem Text nicht gerecht.

Bühnenbild der Wiener Staatsoper, Wilhelm Tell zielt mit einer Armbrust auf ein Kind mit einem Apfel auf dem Kopf
Die Oper "Guillaume Tell" (hier inszeniert an der Wiener Staatsoper) stammt aus Rossinis Feder, nicht Puccinis.
Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Venus und Aphrodite

Apropos Verwechslungen. Wir zeigten ein Foto des Felsendoms in Jerusalem, behaupteten im Bildtext dazu aber, es handle sich um die Al-Aksa-Moschee. Dann bezeichneten wir Venus als griechische Göttin, sie stammt aber aus der römischen Mythologie (Venus' griechisches Pendant wäre Aphrodite). Und: Eva Perón schreibt man mit einem r, nicht mit zwei. Auch Ex-Verfassungsschutz-Chef Peter Gridling hat nur ein n im Namen, das überflüssige zweite haben wir noch dazu an die ungünstigste Stelle gesetzt.

Sebastian Kurz im Gerichtssaal
Trifft sich Ex-Kanzler Sebastian Kurz privat mit Richter Michael Radasztics? Davon ist nicht auszugehen.
REUTERS/LEONHARD FOEGER

Eine ganz andere Verwechslung unterlief uns bei einem Bericht über den Prozess gegen Altkanzler Sebastian Kurz. Bei der Verhandlung musste sich der Richter mit einem Befangenheitsantrag gegen sich selbst befassen. Es ging um seine früheren Kontakte zum damaligen Abgeordneten Peter Pilz. Der Richter wies den Antrag ab, weil er mit Pilz nur beruflich zu tun gehabt habe. Wir aber behaupteten kurzzeitig: Herr Rat hätte erklärt, er habe "mit Kurz nur beruflich zu tun gehabt". Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit pflegt der Richter auch zum Ex-Regierungschef keine privaten Kontakte. Das war aber nicht Thema im Prozess. (Sebastian Fellner, 19.3.2024)

ein affe der sich die augen zuhält darunter der schriftzug vermurkst die fehlerkolumne
"Vermurkst" ist die Fehlerkolumne des STANDARD
der standard