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Eine Ärztin gibt über ein Tablet einer am Bett sitzenden Patientin Anweisungen (Symbolfoto).
Xavier Lorenzo via www.imago-ima

Bei der Gesundheitsberatung 1450 in Wien wird seit 1. März in einem Pilotprojekt eine neue Einbindung von Ärzten erprobt. Künftig soll die Hotline für bestimmte Fälle die Konsultation von Ärztinnen und Ärzten über Video anbieten. Welche Anfrage dafür infrage kommt, wird von der Hotline entschieden. Nach STANDARD-Informationen wird dann ein Termin vereinbart, zu dem eine Videoschaltung mit dem Mediziner oder der Medizinerin stattfindet.

Derzeit befindet sich dieses Projekt in einer Pilotphase, daher gibt man sich seitens der Stadt dazu zugeknöpft. Auf der 1450-Homepage heißt es, Ärztinnen und Ärzte sollen dabei eine klinische Einschätzung treffen und Handlungsempfehlungen aussprechen sowie bei Bedarf ein E-Rezept ausstellen können. Die Beratungszeiten sind dabei aktuell auf Montag bis Freitag 8 bis 12 sowie 16 bis 18 Uhr beschränkt.

Kamerazugriff für Notfälle

Die Gesundheitsberatung 1450 in Niederösterreich testet Video ebenfalls. Die beiden Bundesländer sollen damit Vorreiter sein. Derzeit nutzen nach Auskunft eines Sprechers von Notruf NÖ, der in dem Bundesland die Gesundheitshotline betreibt, acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Software Emergency Eye. Sie ermöglicht es, auch auf die Handykamera zuzugreifen, wenn der Anrufer vorher zustimmt. Nach einer Testphase soll das Programm auf die gesamte Hotline in Niederösterreich ausgerollt werden. Man erhofft sich davon eine bessere Qualität und kürzere Dauer der Beratungen. Videokonsultationen bei Ärztinnen und Ärzten sollen künftig auch möglich werden.

Bei Notrufen kann Emergency Eye in Niederösterreich bereits genutzt werden. Für das Programm braucht man keine eigene App. Von der Rettungsleitstelle wird ein SMS an die anrufende Person gesendet, die dann einem Zugriff auf ihr Smartphone zustimmen kann, wie vergangene Woche in einer Pressekonferenz erläutert wurde. Dann kann die Leitstelle beispielsweise auf die Standortbestimmung zugreifen oder die Kamera des Handys nutzen. Notruf NÖ versichert, dass alle datenschutzrechtlichen Vorgaben eingehalten würden.

Auch Chats mit Übersetzung sind über Emergency Eye möglich. So könne man seitens der Leitstelle auf Deutsch Fragen stellen, und der Anrufer könne in seiner Heimatsprache schriftlich Antworten mitteilen, erläuterte Notruf-NÖ-Geschäftsführer Josef Schmoll in einer Aussendung. Es könnten Übersetzungen in mehr als zwölf Sprachen stattfinden. Die Übersetzungsfunktion könnte künftig auch in der Gesundheitsberatung Anwendung finden.

 Befundbesprechungen über Video

Dass Ärzte im niedergelassenen Bereich Videokonsultationen machen, ist noch wenig verbreitet. Ralph Simanek nutzt diese Form der Visite seit der Corona-Pandemie. "Ich bin Hämatologe, wir besprechen über Video Blutbefunde", sagt Simanek, der am Gesundheitszentrum Floridsdorf der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) tätig ist. Er nutzt das eigene Programm der Sozialversicherung namens VisitE, worüber auch Ö1 berichtete.

VisitE gibt es seit drei Jahren, daneben existieren Programme privater Anbieter. VisitE wird laut ÖGK aktuell von rund 350 Ärztinnen und Ärzten verwendet, ist also kaum verbreitet. Laut Ärztekammer gibt es bei der Benutzerfreundlichkeit von VisitE Luft nach oben. Zahlen über den Einsatz anderer Videoprogramme in den Arztpraxen liegen der ÖGK nicht vor.

Telefonieren reicht oft aus

Die Zusatzdimension des Bildes nutze er vor allem für kompliziertere Besprechungen, sagt Simanek. Wenn es nur darum gehe, einen Wert nachzukontrollieren, reiche ein kurzes Telefonat. "Eine Telefonvisite ist nach wie vor sehr praktisch, und es besteht oft nicht viel Unterschied zur Videokonsultation. Je mehr zu erklären ist, desto wichtiger ist aber die Bildkomponente", sagt der Hämatologe.

Zu Beginn der Pandemie sei das Videoangebot sehr gut angenommen worden, inzwischen habe die Begeisterung etwas abgenommen. Die Patientinnen und Patienten öffnen das Videoprogramm über eine App am Smartphone oder über einen Link am Computer. Die Kommunikation erfolgt dabei über eine verschlüsselte Verbindung.

Infrage komme dieser Besprechungsweg für Patientinnen und Patienten, die er bereits persönlich kenne. Oft seien es berufstätige Personen, die computeraffin sind. Auch Menschen, die immobil sind, die lange Anfahrtswege haben oder Betreuungspflichten, komme die Videokonsultation sehr entgegen. Ältere Personen würden sie noch kaum nutzen. Simanek sieht zum Beispiel im ländlichen Bereich noch großes Potenzial.

Über App oder Link zum Arzt

Im vergangenen Jahr gab es in den fünf ÖGK-Gesundheitszentren in Wien insgesamt rund 30.000 Visiten über Telefon und Video, das sind gerade einmal sechs Prozent aller dortigen Arztkontakte. Wie viele davon per Video stattfanden, ist nicht extra aufgeschlüsselt. Simanek gibt an, Video deutlich seltener als die Telefonvisite zu nutzen. (Gudrun Springer, 18.3.2024)