In einer Volksschule in Wien-Floridsdorf formiert sich Widerstand. Denn die Schule in der Rittingergasse ist einer jener fünf Standorte, an denen ab September jeweils neun neue Schulklassen in provisorischen Containern unterrichtet werden sollen. Das hat Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) vor kurzem verkündet – zum Ärger vieler Eltern. Derzeit habe die Volksschule im 21. Bezirk nämlich zwölf Klassen. Mit den neuen Klassen in den Containern werde die Schülerzahl von einem Schuljahr auf das andere enorm steigen, kritisieren die Eltern: nämlich von knapp 300 auf fast 500. Für Dienstagnachmittag ruft der Elternverein daher zum Protest auf.

Ein Klassenzimmer in einer Volksschule
Platzmangel: Für das neue Schuljahr sind in Wien 45 Containerklassen geplant.
Regine Hendrich

Kritik an Kommunikation

Die Volksschule in der Rittingergasse ist nicht die erste Schule, die sich gegen die neuen Klassen wehrt. Bereits vergangenen Mittwoch wurde in Kagran protestiert. Die dortige Mittelschule steht vor derselben Situation wie die Volksschule: Neun Containerklassen sollen bis Herbst im Schulgarten errichtet werden. Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Personal versammelten sich auf dem Sportplatz, um ihren Unmut kundzutun. Mario Matschl, Direktor der Mittelschule Kagran, kritisiert besonders die Kommunikation des Projekts. Er bemängelt in einem Bericht des ORF Wien, dass er nicht ausreichend einbezogen worden sei. Er sei weder informiert worden, was genau passieren werde, noch "wo alles hinkommt".

Vor allem die Art der Kommunikation des Projekts stört auch den Elternverein der Volksschule Rittingergasse. Die Eltern hätten aus Medienberichten von der geplanten Aufstellung der Container in ihrem Schulgarten erfahren. Auch die Schulleiterin beteuert in einem Elternbrief, der dem STANDARD vorliegt, sie habe erst am 8. März, also nachdem Medien bereits berichtet hatten, erfahren, dass ihre Schule als Containerklassenstandort ausgewählt worden sei. Ein Sprecher Wiederkehrs widerspricht: Man habe am 7. März erst die Schulleitungen, einen Tag später die Medien über die Aufstellung der Containerklassen informiert. Weiters heißt es, man werde in den nächsten Wochen auf eine intensive Zusammenarbeit mit den Schulleitungen setzen. Im genannten Elternbrief liest sich das anders: Die Schulleiterin gibt an, sie habe bis Ende vergangener Woche keine weiteren Informationen erhalten.

Sorge um Unterrichtsqualität

Sorgen macht sich der Elternverein der Rittingergasse auch hinsichtlich der Unterrichtsqualität, die möglicherweise unter den Containerklassen leiden könnte. Das Schulgebäude verfüge über lediglich einen Turnsaal, der Speisesaal sei bereits jetzt zu klein. Auch das möglicherweise höhere Verkehrsaufkommen bei einer Steigerung der Schülerinnenzahl von 300 auf 500 erzeugt Unmut bei den Eltern. Ein Sprecher Wiederkehrs betont auf STANDARD-Anfrage, dass es der Stadt ein großes Anliegen sei, auf die räumlichen Gegebenheiten der einzelnen Standorte einzugehen. Zudem würden die Container auf dem Schulgelände so platziert, dass ein großer Teil des Gartens weiterhin nutzbar bleibe.

Das reicht den Eltern aber nicht. Bis zu ein Viertel des Schulgartens könnte für die Containerklassen benötigt werden, kritisiert der Elternverein den Verbau der Freifläche. Seitens der Stadt wird darauf hingewiesen, dass es sich bei den Containerklassen um temporäre Maßnahmen handle – so lange, bis fixe Zubauten fertiggestellt seien. Die "mobilen Klassen" würden zudem modernen Anforderungen entsprechen. Die notwendige Infrastruktur werde bereitgestellt.

Erhöhter Platzbedarf

Wofür es die Container überhaupt braucht? Multiple Krisen- und Kriegsereignisse, bundespolitischen Entscheidungen sowie Familienzusammenführungen hätten zu einer enormen Steigerung des Platzbedarfs an Schulen geführt, heißt es aus dem Büro von Wiederkehr. Es brauche die Containerklassen, um den Bedarf abzufangen. Es wird betont, dass bei der Beschulung geflüchteter Kinder und Jugendlicher auf eine gute Verteilung auf bereits bestehende Klassen in ganz Wien geachtet werde. Die Containerklassen würden nach "regionalen Bedarfen" belegt. Zusätzlich werden für die Containerklassen mobile Teams unterstützend im Einsatz sein, erklärt ein Sprecher Wiederkehrs. Das Hauptbewerbungsfenster für die Pädagoginnen und Pädagogen öffnet am 23. April. Aber schon jetzt haben viele Schulen Probleme, offene Stellen zu besetzen. (Antonia Wagner, 18.3.2024)