Kaffee, Barista, City
Daniel Danler von Macchiarte sagt, dass es in erster Linie auf eine gute Kaffeemühle ankomme.
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Das kleine Geschäft Macchiarte liegt in der Wiener Singerstraße, unweit des Stephansplatzes. Über viele Jahrzehnte war hier ein Friseur untergebracht. Mittlerweile führt an diesem Ort ein junger Mann namens Daniel Danler einen Laden, der vor allem die Herzen von Kaffeefreaks höher schlagen lässt. Danlers Sortiment besteht aus Kaffeemaschinen, Mühlen, allerlei Zubehör, Röstvollautomaten und über 40 verschiedenen Arten von Kaffeebohnen. Zum Gespräch serviert er einen Cappuccino, den man in den meisten Wiener Kaffeehäusern lange suchen kann.

STANDARD: Nehmen wir an, ich möchte so eine Maschine kaufen, mit der Sie gerade diesen Kaffee zubereitet haben. Was muss ich wissen?

Danler: In erster Linie sollte Ihnen klar sein, dass die Maschine zweitrangig ist. Die Kaffeemühle ist wichtiger als die Maschine. Ich vergleiche sie gerne mit den Reifen eines Autos oder dem Fundament eines Hauses.

STANDARD: Warum das?

Danler: Weil der Geschmack des Kaffees nicht von der Maschine, sondern von der Mühle gemacht wird. Es kommt auf Mahlgrad und Dosierung an.

STANDARD: Das heißt, Sie reden mit Ihren Kunden zuerst einmal über die Mühle?

Danler: Genau.

STANDARD: Ist die Bedeutung der Mühle Ihren Neukunden bewusst?

Danler: Vielen nicht. Es gibt Leute, die glauben, fertiggemahlenen Kaffee in eine 2.000-Euro-Maschine geben zu können. Können sie auch, es ist aber eben nur die halbe Miete. Ich bin sogar der Meinung, dass man bei der Maschine ruhig ein bisschen sparen darf. Bei der Mühle nicht.

STANDARD: Wo liegen wir bei einer solchen Mühle preislich?

Danler: Das geht so ab 400, 500 Euro los.

Kaffee, Barista, City
Zehn Tassen Kaffee trinkt Daniel Danler pro Tag – mindestens.
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STANDARD: Wer kauft eigentlich diese teuren, chromblitzenden Maschinen? Sind das Bobos, die so ein Gadget gern in der Küche stehen haben, oder Menschen auf der Suche nach gutem Kaffee? Oder fragen wir so: Wie verteilt sich das auf diese beiden Gruppen?

Danler: Der größte Teil der Kundschaft hat über Jahre Kaffee einfach nur irgendwie konsumiert. Irgendwann kommen viele drauf, dass sie mehr Genuss wollen und mehr Wert auf Qualität legen.

STANDARD: Wie lerne ich, eine solche Maschine richtig zu bedienen? Man drückt ja nicht einfach nur auf einen Knopf.

Danler: Richtig, deshalb biete ich auch Barista-Workshops an. In diesen geht es um Kaffeekunde, die richtige Zubereitung auf der Siebträgermaschine, die korrekte Einstellung des Mahlwerks, wie man mit der Dampflanze beim Milchschäumen passend umgeht und dergleichen mehr.

STANDARD: Wie lange dauert so etwas?

Danler: Circa drei Stunden. Und für zu Hause gilt auch hier: Übung macht den Meister. Nach zwei, drei Wochen sollte jeder sein eigener kleiner Barista sein.

STANDARD: Was sind die größten Fehler, die Menschen bei der Kaffeezubereitung machen?

Danler: Viele verwenden den falschen Kaffee.

STANDARD: Was ist denn ein falscher Kaffee?

Danler: Die Antwort auf diese Frage hängt mit der Erwartungshaltung der Kundschaft zusammen. Viele lassen sich noch immer von der Industrie täuschen, zum Beispiel mit dem Slogan "100 Prozent Arabica-Qualität". Arabica ist kein Qualitätsmerkmal, sondern lediglich eine Sorte.

STANDARD: Das bedeutet?

Danler: Wenn jemand einen cremigen Espresso mit viel Körper und Aroma genießen will, dann braucht er eine andere Mischung. Der Kaffeehändler des Vertrauens sollte Bescheid wissen, was die einzelnen Sorten mit sich bringen.

STANDARD: Wie viel kostete die teuerste Kaffeemaschine, die Sie je verkauft haben?

Danler: Das war eine amerikanische Slayer um 10.000 Euro. Die Komponenten, die darin verbaut werden, sind unglaublich hochwertig. Bei der muss man besonders genau wissen, wie man sie bedient.

STANDARD: Was halten Sie von der guten alten Bialetti-Kanne?

Danler: Egal ob es sich um Bialetti, Filterkaffee oder French Press handelt. Dabei geht es um Zubereitungsarten, die ganz andere Aromen und Geschmacksnoten aus dem Kaffee rausholen, als dies eine Siebträgermaschine machen würde.

STANDARD: Blicken Sie auf diese Methoden von oben herab?

Danler: Nein, gar nicht, das hat alles absolut seine Daseinsberechtigung. Das gilt auch für den Vollautomaten. Ich mache mir selbst sonntags zum Frühstück Filterkaffee per Handaufguss.

STANDARD: Wie viel Kaffee trinken Sie am Tag?

Danler: Ungefähr zehn Tassen, also zu wenig.

STANDARD: Das soll zu wenig sein?

Danler: Für mich schon, ich schlafe sogar besser, wenn ich mehr Kaffee trinke. Ohne Schmäh. In der Früh trinke ich Cappuccino und über den Tag verteilt Espresso.

STANDARD: Trinken Sie Cappuccino nach elf Uhr vormittags?

Danler: In Italien niemals, hier schon. (Michael Hausenblas, 17.3.2024)