Planted Steak
Das Aussehen ähnelt verblüffend der tierischen Version.
Alex Peric

In der Luft liegt ein dezenter Geruch von Frittierfett. Aus den Lautsprechern schallt der basslastige Club-Hit "Sexy Back" von Justin Timberlake. Süße, sprudelnde Getränke werden gereicht. Die Geschmacksknospen sind dadurch schon ein wenig betäubt. Der Schweizer Nahrungsmittelhersteller Planted lud Anfang der Woche dazu ein, sein neues Produkt, das vegane Steak, zu testen. Dem Ruf folgten einige Influencer, Kritikerinnen und Kritiker und Interessierte der Branche. Der STANDARD ließ diese Gelegenheit ebenfalls nicht aus und pilgerte in die Le-Burger-Filiale in der Mariahilfer Straße in Wien.

Bussis und Burger

Erster Tagesordnungspunkt auf dem Eventplan lautet: ankommen, neue Menschen kennenlernen und alte Freunde begrüßen. Influencerinnen werfen sich Bussis zu, schwirren umher, richten die Augen auf das Handy, zoomen auf das kleine Steak auf dem großen Tisch in der Mitte des Raumes. Dahinter ist eine neonpinke Leuchtschrift mit dem Firmenlogo und einem Herz angebracht. Darin steht: "Love at first bite". Dieser Satz ist allerdings nicht erleuchtet. Endlich ist es dann so weit, und Lukas Teschmit, der Chef der Le-Burger-Filiale, ergreift das Wort.

Stolz erzählt er, dass man ab dem 12. März 2024 das rein pflanzliche Steak und den veganen Steakburger für drei Monate exklusiv in den Le-Burger-Läden in Österreich essen kann (ausgenommen in der Wiener Filiale in der Rotenturmstraße und in Villach). Dass die Verkostung nicht in einem altehrwürdigen Steaklokal stattfindet, wo die argentinischen und japanischen Hinterteile der Rinder in den Auslagen hängen, hat also Vermarktungsgründe. Vielleicht sind die Welten der pflanzlichen und der tierischen Brutzler aber auch noch zu weit voneinander entfernt.

Würzig bis saftig

Neben Teschmit steht Lukas Böni, der Mitgründer von Planted, und begrüßt nun ebenfalls die Schar. "No chicken, no cry" steht auf der Rückseite seiner grauen Baumwollkapuzenjacke. Fünf Jahre Forschung flossen in das Produkt. Es besteht hauptsächlich aus Erbsen, Reis und Soja. Aus diesen Zutaten wird Mehl gewonnen. Das wird wiederum vermischt und extrudiert, also gepresst, und für 36 Stunden fermentiert. Dadurch entstünden mitunter die fleischähnlichen Fasern. "Die Masse kann man sich wie einen langen, dicken Muskel vorstellen, der dann tatsächlich wächst", erklärt Böni. Die Liste der restlichen Zutaten ist erstaunlich kurz. Die Firma setze bewusst auf möglichst wenig Zusatzstoffe.

Endlich wird serviert. Braunes Steak auf braunem Teller mit buntem Gemüse und Schnittlauchsoße. Die Männergruppe am Nebentisch beäugt das Servierte vor ihnen kritisch. Es wird hochgehoben, beschnüffelt und angeschnitten. Die Gabel hebt sich zum Mund. Noch kauend ziehen sich Augenbrauen nach oben, der Blick schweift nachdenklich gen Decke. "Sehr würzig", sagt der eine, "sehr saftig", der andere. Euphorische Ausrufe oder ekstatische Blicke sieht man im Raum kaum. Das kann aber auch kulturell bedingt sein. "Mir fehlen ein wenig die Röstaromen, aber das Aussehen und die Konsistenz sind einem Steak wirklich verblüffend ähnlich", sagt der Dritte im Bunde.

Pflanze wie Fleisch

Die veganen Bloggerinnen am anderen Tisch sind ebenfalls erstaunt wie "echt" das rein pflanzliche Steak aussieht. "Mir schmeckt es", sagt eine von ihnen, die sich seit über zehn Jahren rein vegan ernährt. "Gott sei Dank haben sie nicht das Blut nachgeahmt, das hinausrinnt", sagt sie. Die rosa Farbe bekomme das Fleisch durch den zugesetzten Rote-Bete-Saft, den man allerdings nicht schmeckt und der beim Drücken auch nicht hinausrinnt. "Das Steak ist immer medium rare, egal wie lange und wo man es brät", erklärt Böni.

Der Duft von Rosmarin und Paprika ist unverkennbar. Auch die leichte Kruste und die Fasern erinnern sehr an das Original. Beim Hineinbeißen ist das Fleisch zwar etwas wässriger, aber der Geschmack sehr ähnlich. Das faustgroße Steak ist im Vergleich zu seinem tierischen Zwilling mit 140 Gramm deutlich leichter. 17 Gramm Protein auf 100 Gramm Steak sind laut Hersteller in dem Produkt. Das ist um rund die Hälfte weniger als in derselben Menge Rindfleisch. Die meisten scheinen nach dieser Portion aber trotzdem satt zu sein. Den Planted-Steak-Burger, der danach serviert wird, essen nur mehr die wenigsten ganz auf. Ein Herr der Männergruppe am Nebentisch ergänzt: "Ich glaube, bei einer Blindverkostung wäre es für Normalverbraucher schwer, das pflanzliche von einem tierischen Steak zu unterscheiden."

Wie schätzten die Verkosterinnen und Verkoster die Verwandlung von Erbsen, Reis und Soja in Fleisch ein? Über die Tische hinweg ist man sich großteils einig: Man würde das Steak wieder bestellen. Wenn es gut angenommen wird und die Produktionskapazitäten ausreichen, soll es wahrscheinlich noch in diesem Jahr auch im Einzelhandel zu kaufen sein. (Natascha Ickert, 15.3.2024)