Unter zahlreichen Causen, die nun im Zusammenhang mit René Benko und seinem Signa-Konzern ans Licht kommen, ist sie eine besonders aufsehenerregende: Ende Jänner berichtete die "Financial Times" ("FT"), dass vor der Insolvenz mehr als 300 Millionen Euro aus der Signa Development, der insolventen Immobilienentwicklungssparte, in Form von Krediten abflossen. Die Adressaten der Summe sollen zwei Unternehmen in Innsbruck gewesen sein, die "mit Benko verbunden" seien, wie die "FT" schrieb: die Laura Finance Holding GmbH und Laura Holding GmbH.

Was ist dran? Nichts, sagte die Insolvenzverwalterin Andrea Fruhstorfer nach Aufkommen der Causa im Jänner. Der Vorwurf sei "unrichtig". Zutreffend sei nur, dass es Forderungen gegen "nahestehende Gesellschaften der Signa-Gruppe" gebe. "Nach aktuellem Erhebungsstand sind die kolportierten 300 Millionen Euro für Immobilienprojekte der Signa verwendet worden." Darüber hinaus wollte die Insolvenzverwalterin nichts sagen.

Eigentümerwechsel

Was aber weiß man einige Wochen nach Bekanntwerden der Causa über den mutmaßlichen Geldabfluss? Auffällig ist zunächst, dass just zum Zeitpunkt der Signa-Insolvenz Ende 2023 bei einem der betroffenen Innsbrucker Benko-Unternehmen umfassende Eigentümerverschiebungen stattfanden. Konkret wanderten große Teile der Laura Holding GmbH von der Familie Benko Privatstiftung zu zwei von Benkos wichtigsten Großinvestoren: zum Schweizer Kaffeemaschinenhersteller Arthur Eugster, der mit zehn Prozent einstieg, und zur brasilianischen Unternehmerfamilie Arduini, mit 35 Prozent.

Unentwirrbare Stränge: Warum viel Geld zwischen Signa- und Benko-Unternehmen hin- und herfloß, weiß man auch Monate nach der Insolvenz noch nicht
Unentwirrbare Signa-Stränge: Warum viel Geld zwischen Signa- und Benko-Unternehmen hin- und herfloß, weiß man auch Monate nach der Insolvenz noch nicht.
APA/ROLAND SCHLAGER

Warum diese Verschiebung? Signa-Kenner behaupten, dass dahinter gar kein echter Eigentümerwechsel stecke – sondern die Offenlegung von Treuhandschaften. Heißt, bis Ende 2023 war die Familie Benko Privatstiftung zwar formell Besitzer jener Anteile, die später an Eugster und die Arduinis gingen. De facto gehörten sie aber schon zuvor den Investoren; Benkos Stiftung war nur Treuhänder. Die unsichere Lage rund um die Insolvenz und der allgemeine Vertrauensverlust im Signa-Konstrukt hat Eugster und die Arduinis möglicherweise dazu bewogen, die Treuhandschaften offenzulegen.

Und sonst? Weitere mögliche Aufschlüsse liefert ein Blick in die Bilanzen der Signa Development. Bereits Anfang November 2023 wies die Rating-Agentur Fitch darauf hin, dass sich aus dem Halbjahresbericht 2023 hohe "Darlehen an indirekte Aktionäre" herauslesen lassen. Fitch klassifizierte es als "Risiko", dass sich der Posten "sonstige Forderungen" in diesem Bericht im ersten Halbjahr 2023 um 215 Millionen Euro gestiegen sei. Bei den Schuldnern könnte sich um eben jene beiden Innsbrucker Benko-Firmen handeln – und alles zusammen deutet darauf hin, dass die Gelder nicht erst kurz vor der Insolvenz flossen, sondern bereits früher.

Bei all diesen Aspekten bleibt eine entscheidende Frage weiterhin unklar: Was war überhaupt der Zweck der Geschäfte zwischen der Signa und den Benko-Unternehmen? Das Büro der Insolvenzverwalterin wollte sich gegenüber dem STANDARD dazu nicht äußern. (Joseph Gepp, 7.3.2024)