In Südarabien hat die islamistische Huthi-Terrormiliz am Mittwoch erneut für eine Eskalation in der Krise im Roten Meer und im Golf von Aden gesorgt. Bei einem Raketenangriff auf ein Frachtschiff vor der jemenitischen Küste starben drei Besatzungsmitglieder, wie das Zentralkommando der US-Armee am Mittwochabend berichtete. Erstmals kamen damit in dem Konflikt bei einem Huthi-Angriff auf ein Handelsschiff Menschen ums Leben. Dies könnte nun zur Folge haben, dass sich die internationale Gemeinschaft intensiver um die terroristische Bedrohung der wichtigen Handelsschifffahrtsroute durch das Rote Meer wird kümmern müssen.

Die True Confidence wurde von der Besatzung aufgegeben.
IMAGO/U.S. CENTRAL COMMAND

Frachter in Brand geschossen

Die unter der Flagge von Barbados fahrende True Confidence wurde am Mittwoch rund hundert Kilometer südwestlich der Hafenstadt Aden von einer Antischiffsrakete der Huthis getroffen und geriet in Brand. Am Mittwochnachmittag wurde gemeldet, dass vier Seeleute schwere Verbrennungen erlitten haben und drei weitere vermisst würden. Das Schiff wurde schwer beschädigt und wurde von der Besatzung mit Rettungsbooten evakuiert und aufgegeben.

Video: Erstmals Tote bei Huthi-Angriff auf Handelsschiff.
AFP

Die Huthis brüsteten sich am Mittwoch mit dem Anschlag auf die True Confidence. Yahya Sarea, der Sprecher der Terrormiliz, erklärte in einer Fernsehansprache, dass die Schiffsbesatzung Warnungen der "jemenitischen Seestreitkräfte" ignoriert habe, weshalb das Schiff mit Raketen angegriffen wurde und in der Folge ein Feuer an Bord ausgebrochen sei.

Huthi-Sprecher Yahya Sarea gab den tödlichen Terroranschlag auf die True Confidence zu.
IMAGO/Wang Shang

Nach dem Angriff auf die True Confidence haben die USA bekanntgegeben, dass das US-Militär im von den Huthis kontrollierten Gebiet zwei Drohnen angegriffen hat, die eine Bedrohung für Handelsschiffe und Schiffe der US-Marine darstellten. Ob die Angriffe erfolgreich waren, teilte das Zentralkommando nicht mit.

Asiatische Besatzung

Die griechische Betreiberfirma Third January Maritime erklärte, dass die True Confidence brennend im Meer treibe. Über den Status der Besatzung habe man keine Informationen. An Bord befanden sich 23 Menschen – zwanzig Mitglieder der Crew und drei zusätzliche bewaffnete Sicherheitsleute. Die Besatzung setzte sich aus 15 Philippinern, vier Vietnamesen und einem Inder zusammen, während die Wache aus zwei Srilankern und einem Nepalesen bestand. Das Schiff gehört der in Liberia registrierten Firma True Confidence Shipping. Sowohl Third January Maritime als auch True Confidence Shipping erklärten, keine Verbindungen zu den USA zu haben. Früher gehörte das Schiff der Firma Oaktree Capital Management in Los Angeles.

Das Department of Migrant Workers der philippinischen Regierung, das für die Belange von im Ausland tätigen Philippinern zuständig ist, erklärte am Donnerstag, dass zwei der Todesopfer philippinische Staatsbürger seien. Auch zwei der Verletzten seien Philippiner. Die Behörde forderte diplomatische Bemühungen zur Deeskalation. Die indische Marine veröffentlichte Bilder der Rettungsaktion für die überlebenden Besatzungsmitglieder der True Confidence, die per Hubschrauber aus ihrem Rettungsfloß geborgen und an Bord des Lenkraketenzerstörers INS Kolkata gebracht wurden.

Die brennende MV True Confidence, von der Brücke der INS Kolkata aus gesehen.
AFP/INDIAN NAVY/-
Mithilfe eines Hubschraubers wurden die Besatzungsmitglieder aus der Seenot geborgen.
AFP/INDIAN NAVY/-
Die vom Anschlag sichtlich gezeichneten Überlebenden wurden an Bord der INS Kolkata gebracht.
AFP/INDIAN NAVY/-

Auswirkungen auf den Welthandel

Die Huthis haben sich nach dem Massaker der islamistischen Terrororganisation Hamas am 7. Oktober in Israel an die Seite der terroristischen Machthaber im Gazastreifen gestellt und wiederholt Israel mit Drohnen angegriffen. Außerdem wurden seit November zahlreiche Schiffe attackiert, die von den Huthis in einen Kontext zu Israel, den USA oder Großbritannien gerückt werden. Unterstützt werden die Huthis vom Iran.

Die Huthis – hier mit dem "Flugzeugträger Rubymar" bei einer Parade in Sanaa – werden vom Iran unterstützt.
AP/Osamah Abdulrahman

Die Anschläge auf Handelsschiffe zwingen die Schiffsbetreiber dazu, um Afrika herum statt durch das Rote Meer zu fahren. Das bedeutet Lieferverzögerungen, Mehrkosten und eine entsprechende Umweltbelastung durch einen erhöhten Treibstoffverbrauch. Parallel dazu sind die Versicherungskosten für Fahrten durch das Rote Meer drastisch gestiegen. Außerdem zeigte sich, dass die Huthis ihre Terroranschläge keineswegs auf Schiffe mit Verbindungen zu Israel, den USA und Großbritannien beschränken, sondern wahllos vorgehen, wie auch der aktuelle Fall der True Confidence zeigt.

Umweltproblem

Zusätzlich wird die Krise zunehmend zu einem Umweltproblem. Am vergangenen Samstag ist im Roten Meer das Frachtschiff Rubymar gesunken, nachdem es am 18. Februar von einer Huthi-Rakete getroffen worden war und aufgegeben werden musste. Der terroristische Angriff auf das Schiff bedeutet nicht nur ein Verbrechen gegen die zivile Handelsschifffahrt, sondern auch ein Umweltverbrechen. Das treibende Schiff verursachte einen kilometerlangen Ölteppich im Meer, und die Ladung der Rubymar bestand aus 41.000 Tonnen Dünger, die nun zur Bedrohung für das regionale Ökosystem werden und eine Algenblüte auslösen könnten.

Die Rubymar ist am Samstag gesunken.
AFP/-
Nach dem Angriff der Huthis zog das führerlos treibende Schiff einen kilometerlangen Ölteppich im Meer.
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Während des sich abzeichnenden Untergangs der Rubymar hatte die legitime Regierung des Jemen vor einer heraufdräuenden Umweltkatastrophe gewarnt. In einer auch von der jemenitischen Botschaft in Wien verbreiteten Erklärung wurden die internationalen Organisationen und die Staatengemeinschaft dazu aufgerufen, sich um die durch den Schiffsuntergang zu erwartende Umweltkrise zu kümmern und der Regierung des Jemen technische Unterstützung und die nötige Ausrüstung zur Verfügung zu stellen, um gegen die Umweltverschmutzung vorgehen zu können. (Michael Vosatka, 7.3.2024)