Viel fehlt nicht mehr. Seit Ende Februar geht es mit dem Bitcoin steil nach oben, und das Allzeithoch von knapp 69.000 Dollar ist nicht mehr weit entfernt. Geht es im Tempo der vergangenen Tage weiter, könnte der Rekord sogar noch diese Woche fallen. Aktuell steht der Kurs des Krypto-Aushängeschilds bei knapp unter 67.000 Dollar und war Dienstag zwischenzeitlich sogar noch höher. Seit Jahresbeginn ist der Marktwert der größten Kryptowährung um mehr als die Hälfte gestiegen.

Ein Ende der Rally ist noch nicht in Sicht, denn das sogenannte Halving steht erst im April an.
REUTERS/Eric Gaillard

Doch das sind nur die Dollar-Zahlen. Umgerechnet in Euro hat der Bitcoin bereits Anfang der Woche seinen Rekord vom November 2021 eingestellt. Damals kostete ein Coin knapp unter 60.000 Euro, diese Schwelle ist durchbrochen. Grund dafür ist der sich ändernde Wechselkurs zwischen Dollar und Euro. Die dezentrale Währung ist offiziell im Mainstream angekommen. Davon war zwar schon öfter die Rede, doch dieses Mal sind die Rahmenbedingungen andere. Das hat vor allem mit den sogenannten Bitcoin-Spot-ETFs zu tun, die im Jänner in den USA von der Börsenaufsicht SEC genehmigt wurden.

Milliarden fließen in Bitcoin-ETFs 

Diese Bitcoin-ETFs sind vergleichbar mit Gold-Zertifikaten. Der Zugang zu Bitcoin wird deutlich vereinfacht – vergleichbar mit traditionellen Finanzprodukten wie Aktien oder Anleihen. Bei ETFs muss man sich nämlich nicht selbst um die Verwahrung in einer Wallet kümmern. Das übernimmt der Emittent des Fonds, der im Übrigen auch die tatsächlichen Coins kauft. Die größten Vermögensverwalter der Welt, darunter Blackrock oder Fidelity, bieten diese ETFs an und binden damit viel Geld von institutionellen Anlegern.

Die Zahlen zum Blackrock-Bitcoin-ETF veranschaulichen die Entwicklung deutlich: In weniger als zwei Monaten sind mehr als zehn Milliarden Dollar in den Fonds geflossen. Aufgrund dieser Entwicklung spielt es auch nur eine untergeordnete Rolle, dass aus dem Grayscale Bitcoin Trust, einem Treuhandfonds, der in einen besagten ETF umgewandelt wurde, viel Geld abfloss. Allein vergangene Woche beliefen sich die Nettozuflüsse in die zehn größten Bitcoin-ETFS auf mehr als 2,17 Milliarden Dollar, zeigen Daten des Analyseunternehmens LSEG.

Halving im April

Ein weiterer Grund für den aktuellen Bull-Run dürfte das sogenannte Halving sein, das im April ansteht. Ab diesem Zeitpunkt werden nur noch halb so viele neue Coins geschaffen. In der Vergangenheit führte das stets zu einer Kursrally. Das hat einfache volkswirtschaftliche Gründe: Wird das Angebot verknappt, steigt üblicherweise der Preis. Momentan werden täglich rund 900 neue Bitcoins geschürft, ab April sind es dann nur noch 450.

Macht der Preis eines Assets täglich derart große Sprünge, bewirkt das auf den Märkten auch psychologisch einiges. Bei Anlegerinnen und Anlegern steigt der Druck. Die Angst geht um, man könnte schnelle Gewinne verpassen. Das unterstreicht auch der aktuelle "Fear and Greed"-Index, denn die Zeichen stehen auf "extreme Gier". Dieser Indikator spiegelt die Anlegerstimmung am Kryptomarkt wider.

Die Angst, etwas zu verpassen, geht um. Die Zeichen stehen auf "extreme Gier".
Screenshot Coinmarketcap.com

Rentiert sich der Einstieg?

Wohin die kryptische Reise gehen kann, lässt sich unmöglich seriös prognostizieren – doch viele Expertinnen und Experten haben eine Meinung. Bei manchen ist die Rede von 150.000 bis 200.000 Dollar pro Bitcoin, andere wiederum gehen von einem Totalausfall aus. In einem Blogbeitrag der Europäischen Zentralbank – bekanntlich keine Krypto-Freunde – wurde kürzlich vor einem Crash gewarnt. Der Bitcoin-Preis sei kein Indikator von Nachhaltigkeit. Es gebe keine wirtschaftlichen Grunddaten und auch keinen fairen Wert, aus dem ernsthafte Prognosen abgeleitet werden können. Dass es Bitcoin zur Gänze zerreißt, erwarten allerdings nur noch wenige – auch wenn das Krisenjahr 2022 gezeigt hat, wie schnell es weit nach unten gehen kann. Zur Erinnerung: Damals implodierte unter anderem die Kryptobörse FTX.

Es ist nicht ausgeschlossen, immer noch Gewinne einzufahren, selbst wenn man jetzt erst in den Markt einsteigt. Garantie gibt es dafür aber keine, die gibt es im Krypto-Markt eigentlich nie. Die Vergangenheit zeigt zudem, dass nach so manchem Aufschwung schnell einmal die Ernüchterung folgt. Wer einsteigt, muss sich bewusst sein, dass es mit dem Kurs in beide Richtungen gehen kann.

Nötige Risikobereitschaft

Wer konservativ investieren möchte, große Kursschwankungen meiden möchte und keine Nerven für Risiko hat, sollte eher die Finger von Kryptowährungen lassen. Schlussendlich ist ein solches Investment immer nur eine Spekulation auf einen steigenden Kurs. Dividenden oder andere sichere bzw. regelmäßige Ausschüttungen gibt es nicht. Bitcoin und Co sind eine sehr junge Anlageklasse, vieles muss sich erst einpendeln, was noch viele Jahre dauern kann. Dementsprechend empfehlen Vermögensverwalter Kryptowährungen nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich im eigenen Portfolio zu halten. (Andreas Danzer, 5.3.2024)

Video: Was ist die Blockchain?
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