Eine Frau hält eine Geldbörse in der Hand und nimmt Euro-Scheine heraus.
Das Bewusstsein für die Vorsorge ist bei Frauen ausgeprägter als bei Männern. Doch ihnen bleibt aufgrund des geringeren Einkommens auch weniger Geld übrig, das für eine Vorsorge verwendbar ist.
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Jedes Jahr weisen der Gender-Pay-Gap-Tag und der Equal Pay Day darauf hin, dass Frauen finanziell schlechter gestellt sind. Das liegt einerseits daran, dass sie seltener die Karriereleiter erklimmen als Männer. Aber auch daran, dass viele Frauen zur Teilzeitarbeit gezwungen sind, etwa weil die Möglichkeiten der Kinderbetreuung beschränkt sind oder ein Familienmitglied gepflegt werden muss. Diese nicht bezahlte Care-Arbeit lastet immer noch fast ausschließlich auf den Frauen.

Damit bleibt den Frauen in der Folge auch weniger Geld, um für das Alter vorzusorgen. Der Unterschied beim Einkommen und in der Möglichkeit der Karriereentwicklung zieht sich damit durch bis zur Pension. Frauen sind damit auch häufiger von Altersarmut bedroht – oder dieser ausgeliefert – als Männer. Diesbezüglich wird vom Vorsorge-Gap gesprochen.

Doppelt negativ

Eine Umfrage, die die Wiener Städtische durchgeführt hat, zeigt, dass Frauen im Schnitt um rund 46 Prozent weniger in ihre Alters- und Gesundheitsvorsorge investieren als Männer. Aktuell legen Frauen im Durchschnitt 170 Euro im Monat zur Seite. Das ist zwar deutlich mehr als im Jahr 2018, als der Wert bei 93 Euro lag – doch der Abstand zu den Männern bleibt weiter hoch. "Der Unterschied ist nach wie vor eklatant. Das ist in Hinblick auf die Pensionssituation sowie die Lebensqualität im Alter doppelt negativ für Frauen, denn sie erhalten deutlich geringere Pensionen und sorgen gleichzeitig weniger vor", sagt Sonja Steßl, Generaldirektor-Stellvertreterin der Wiener Städtischen Versicherung.

Die Umfrage zeigt aber auch, dass das Bewusstsein für das Thema Vorsorge bei Frauen deutlich stärker ausgeprägt ist als bei Männern. Auf die Frage, welche Bedeutung finanzielle Vorsorge für sie hat, antworten 90 Prozent der Frauen mit "deutlich wichtig" und "eher wichtig", während der Wert bei Männern bei 81 Prozent liegt. Und auch die Bedeutung der Vorsorge in der Zukunft sehen Frauen stärker ansteigen als Männer.

Die drei Top-Gründe für eine finanzielle Vorsorge sind für die weibliche Bevölkerung die Vorkehrung für etwaige Schicksalsschläge (69 Prozent), die Unverlässlichkeit der staatlichen Systeme (54 Prozent) und das vorsorgliche Denken an die Familie und die Kinder (47 Prozent). Gerade beim letzten Punkt zeigt sich eine deutliche Abweichung von Männern (39 Prozent). "Es ist eine sehr soziale Tugend von Frauen, dass sie die Familie immer an die erste Stelle setzen, doch gerade bei der finanziellen Vorsorge ist auch ein gesunder Egoismus gefragt", sagt Steßl.

Tradition bleibt Tradition

Geht es jedoch um die Frage, mit welchen Produkten Frauen vorsorgen, zeigt sich, dass Frauen vorwiegend auf traditionelle Formen setzen. Das Sparbuch rangiert mit 61 Prozent auf Platz eins, gefolgt von Lebensversicherungen (41 Prozent) und Bausparen (39 Prozent). Das spiegelt sich auch bei den Kriterien für die Auswahl von Vorsorgelösungen wider: Oberste Priorität mit 51 Prozent hat ein geringes Risiko, gefolgt von Flexibilität bei Ein- und Auszahlung (47 Prozent) und Transparenz (44 Prozent). Die Rendite spielt – ähnlich wie bei Männern – eher eine untergeordnete Rolle (32 Prozent). (bpf, 4.3.2024)