Das ultimative System für die Privatsphäre: Als solches wurde Tails vor nicht allzu langer Zeit an dieser Stelle gewürdigt. Nun gibt es wieder einen größeren Versionssprung für das anonymisierende Linux, der eine Reihe von signifikanten Verbesserungen mit sich bringt.

Tails 6 ist da

Die wichtigste Neuerung: Tails 6 setzt nun auf dem aktuellen Debian 12 (Bookworm) auf, womit eine deutliche Modernisierung der Softwareausstattung einhergeht. Neben einem besseren Hardware-Support äußert sich das vor allem darin, dass mit Gnome 43 nun eine etwas weniger veraltete Version des Linux-Desktops zum Einsatz kommt.

Tails 6.0
Tails 6.0, die Katze will anonym bleiben.
Proschofsky / STANDARD

Mit diesem Update gehen eine Reihe von Neuerungen einher, neben Verbesserungen an vielen der enthaltenen Tools gehören dazu auch eine gesteigerte Performance des Desktops selbst sowie bislang vermisste Features wie ein Dark Mode oder eine Nachtlichtfunktion.

Was hingegen nicht allen munden dürfte: Tails streicht die Anzeige von Icons am Desktop. Die dafür genutzte Erweiterung und das Feature als Ganzes hätten einfach zu viele Probleme erzeugt, so die Argumentation. Also folgt man jetzt den Gnome-Vorgaben, wo der Desktop-Hintergrund typischerweise komplett leer ist.

USB

Zu den Tails-spezifischen Verbesserungen gehört, dass das System nun davor warnt, wenn es beim Lesen oder Schreiben auf den USB-Stick, von dem Tails üblicherweise läuft, zu Fehlern kommt. Damit will man gerade mit Blick auf den persistenten Speicher frühzeitig warnen, um einen Datenverlust zu verhindern.

Apropos USB, in diesem Bereich gibt es nämlich eine interessante Sicherheitsverbesserung: Ist der Bildschirm gesperrt, ignoriert Tails nun frisch angehängte USB-Geräte komplett. Damit soll verhindert werden, dass auf diesem Weg unbemerkt Attacken durchgeführt werden können. Auch wenn der Rechner entsperrt, wird ein zuvor angehängter Stick nicht gleich automatisch verarbeitet. In so einem Fall braucht es noch eine explizite Zustimmung.

Neu ist die Möglichkeit, verschlüsselte externe Datenträger automatisch entschlüsseln zu lassen, also das Passwort lokal abzuspeichern. Das soll auch das Einhängen von mit Veracrypt verschlüsselten Partitionen vereinfachen.

Kein Wipe mehr

Gestrichen wurde die Wipe-Funktion, was natürlich die Frage nach dem Warum aufwirft. Das Tails-Projekt hat darauf eine recht simple Antwort: Wipen von einzelnen Dateien oder Verzeichnissen klappt bei SSDs oder Flash-Datenspeichern einfach nicht zuverlässig – aufgrund der Art, wie diese funktionieren, könne man nicht garantieren, dass keine Datenspuren übrigbleiben.

Insofern wolle man mit einer Wipe-Funktion keinen falschen Eindruck erwecken, weshalb sie entfernt wurde. Stattdessen rät man dazu, vollständig verschlüsselte Datenträger anzulegen und diese nach Gebrauch wieder neu einzurichten. Nur das garantiere, dass wirklich keine Daten wiederherstellbar sind.

Updates

Dazu kommen dann noch zahlreiche neue Versionen der zentralen Programme. Im Kern des anonymisierenden Systems steht wie immer der Tor Browser, hier in Version 13.0.10. Dazu kommen unter anderem der Passwortmanager KeepassXC 2.7.4 sowie der Metadata Cleaner 2.4.0. Beim Mail-Client Thunderbird wurde wiederum die Integration mit Gmail verbessert.

Tails 6.0 steht wie gewohnt von der Seite des Projekts zum Download. Da es sich um ein größeres Update handelt, kann dies nicht direkt im System vorgenommen werden, eine passende Anleitung findet sich auf der Webseite des Projekts. (Andreas Proschofsky, 2.3.2024)