Studentin schreibt auf einem Arbeitsblatt mit offenem Laptop vor ihr
An der Uni wartet die große Freiheit, dafür ist viel Selbstorganisation gefragt. Fachhochschulen locken hingegen mit fixen Stundenplänen und einem schnelleren Weg ans Ziel.
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Jedes Jahr strömen zehntausende junge Menschen frisch an die Hochschulen. Die Gesamtzahl der Studierenden ist im Vorjahr erneut gestiegen – im Studienjahr 2022/23 waren mehr als 393.000 Menschen in ganz Österreich für ein Studium eingeschrieben. Doch bevor es mit der ersten Vorlesung losgeht, stehen viele noch vor der Qual der Wahl: In welche Richtung soll es gehen, und, wenn die Interessensfrage erst einmal geklärt ist, geht es an die Uni oder die FH?

Im heimischen Hochschulsystem wird zwischen vier Sektoren unterschieden: Insgesamt gibt es hierzulande 22 öffentliche Universitäten, 21 Fachhochschulen, 14 Pädagogische Hochschulen sowie 17 Privatuniversitäten und zwei Privathochschulen. Die Mehrheit der Studierenden – und zwar rund 280.000 – sind an einer öffentlichen Uni angemeldet, gefolgt von rund 70.000 FH-Studierenden.

Große Unterschiede

Doch was unterscheidet die beiden gängigsten Hochschultypen überhaupt? Während Universitäten sich in ihrer Forschung und Lehre der Entwicklung der Wissenschaft verschrieben haben, haben Fachhochschulen einen anwendungsorientieren Schwerpunkt auf wissenschaftlicher Grundlage. Konkret zeigt sich das meist beim Blick in die Lehrpläne: Statt Forschenden unterrichten an FHs in der Regel Fachleute aus der Branche, die lieber konkrete Praxisprojekte als wissenschaftliche Abschlussarbeiten sehen wollen.

"Wenn das Uni-Studium eine Backpacker-Reise wäre, wäre das FH-Studium ein All-inclusive-Urlaub aus dem Reisebüro", beschreibt Kollege Philip Pramer seine Erfahrung als ehemaliger Uni- und FH-Student. Die größten Unterschiede für Studierende sind also vor allem im Aufbau der Studiengänge zu finden. Die Universität setzt auf Selbstorganisation: Welche Vorlesungen man wann – oder ob man sie überhaupt – besucht, steht den Studentinnen und Studenten frei. Auf der anderen Seite gibt es oftmals nur begrenzte Plätze, und nicht immer klappt die Anmeldung für den gewünschten Uni-Kurs.

An einer Fachhochschule warten hingegen fixe Stundenpläne und Abschlussfristen. Individuelle Anpassungen an die eigenen Interessen durch eine Vielzahl an Lehrveranstaltungen gibt es dafür in der Regel nicht. STANDARD-User Flotsam berichtet in unserem Forum: "Ich muss sagen, für mich war die Uni eher ein Fehler, weil die Selbstdisziplin gefehlt hat. Abgeschlossen hab ich, aber das hat weit länger gedauert als geplant." Die Entscheidung, wo angehende Studierende am besten aufgehoben sind, ist also nicht zuletzt eine persönliche.

Gute Aussichten

Und wie sieht es nach dem Studium aus? Hat man sich für einen Weg entschieden und den Abschluss in der Tasche, sind die Aussichten gut, sagt Florens Ebilnger, geschäftsführender Gesellschafter der Personalberatung Eblinger und Partner. Das bestätigen auch die Zahlen des Absolvent:innen-Tracking der Statistik Austria: Die Erwerbstätigenquote liegt demnach 36 Monate nach dem Abschluss bei 85 Prozent – arbeitslos gemeldet sind zu diesem Zeitpunkt sogar nur 1,7 Prozent.

Unterschiede zwischen den Hochschultypen gibt es in puncto Jobperspektiven keine, versichert Personalexperte Eblinger. "Wenn ein Studienabschluss eine Voraussetzung für eine Stelle ist, gilt diese bei Absolventinnen und Absolventen als erfüllt – unabhängig davon, ob Uni oder FH", sagt er. Auch Armand Kaáli-Nagy, Geschäftsführer beim Österreichischen Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeits-Zentrum (ÖPWZ), betont, dass die Hochschule, an der der Abschluss erworben wurde, auch finanziell keinen nennenswerten Einfluss auf den Job hat.

Alle zwei Jahre führt das ÖPWZ eine Erhebung zu den Einstiegsgehältern nach Bildungsabschlüssen durch. Zuletzt ist diese Umfrage im Jahr 2022 erschienen. Demnach gleichen sich die Einkommen von Uni- und FH-Absolventen immer weiter an. Absolventinnen und Absolventen eines wirtschaftlichen Universitätsstudiums können mit einem Bruttomonatsgehalt zwischen 2.652 Euro und 3.283 Euro rechnen, mit einem FH-Studium liegt das Einstiegsgehalt bei 2.619 Euro und 3.340 Euro. Bei einem technischen Abschluss ist die Differenz ähnlich gering.

Finden, was Freude macht

"Mit Blick auf die Lohnabschlüsse der letzten Monate werden sich sicherlich auch Auswirkungen auf die Absolventengehälter zeigen", fügt Kaáli-Nagy hinzu. Außerdem habe sich in den letzten Jahren der Arbeitsmarkt gedreht, junge Menschen hatten viel bessere Chancen, und auch die Gehälter wurden dahingehend angepasst. Ein Trend lässt sich laut dem Experten vor allem bei der Fachrichtung ableiten: "Unsere Daten der letzten Jahre zeigen ganz deutlich: Je technischer eine Ausbildung ist, desto mehr verdiene ich. Je weniger anwendungsorientiert die Ausbildung ist, desto weniger verdiene ich."

Lohnt sich ein Studium in Zeiten des Fachkräftemangels überhaupt noch? "Eine Jobgarantie hat man nie", sagt Kaáli-Nagy. In Österreich würden viele junge Menschen studieren, einen Bachelor und Master machen und dann direkt im Anschluss einen gutbezahlten Job erwarten. "Wer lange an der Uni ist, sollte auch überlegen, was er oder sie daneben macht", erklärt er. Aktuell gebe es wenig Gelegenheit, Berufspraxis nebenbei zu sammeln. Viele Studienfächer sind seiner Einschätzung nach sehr verschult.

Sich nur wegen des zukünftigen Gehalts für ein Studium zu entscheiden, davon rät Kaáli-Nagy ab. Auch Personalexperte Flores Eblinger ist der Meinung: "Es muss nicht immer die Uni oder FH sein, solange der Ausbildungsweg zu einem passt und man sich dafür begeistern kann." Die beiden Experten sind sich einig: Lieber schauen, was wirklich Freude macht, und dann entscheiden, in welche Richtung es gehen soll. (Anika Dang, 26.3.2024)