Es hat ein bisschen gedauert, doch nun dürfte der Mitte Jänner genehmigte Bitcoin-ETF das erste Mal wirklich Wirkung zeigen. Am Montagabend knackte das Krypto-Aushängeschild Bitcoin erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder die 50.000-Dollar-Marke, die ihn der Branche als psychologisch sehr wertvoll gilt. Aktuell (Dienstagmittag) notiert Bitcoin bei rund 50.100 Dollar.

Das kurze Tief des Vormonats dürfte damit vorerst der Vergangenheit angehören, damals fiel der Kurs zwischenzeitig auf 39.000 Dollar. Die vergangene Woche endete bereits mit einem Kursplus von 13 Prozent und wurde laut der Analyseseite Coinmarketcap somit zur stärksten Handelswoche seit Oktober – all diese Entwicklungen unterstreichen allerdings einmal mehr die hohe Volatilität dieser Anlegeklasse.

Einige Experten begründeten den vorübergehenden Kurseinbruch mit Gewinnmitnahmen von Langzeitanlegern und Minern, also jenen Menschen, die die Kryptowährung erzeugen. Der Kurs war von Oktober weg kontinuierlich gestiegen, weil alle auf die Genehmigung des ETFs warteten, die immer als sehr wahrscheinlich galt.

Die genehmigten Spot-ETF auf Bitcoin sind neuartig, weil sie den Anlegern erstmalig ermöglichen, in Bitcoin zu investieren, ohne die Digitalwährung selbst direkt erwerben zu müssen.
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Massive Kapitalzuflüsse

"Die Lancierung der ETF-Anlagevehikel trägt nun erste Früchte", sagt Kryptoexperte Timo Emden von Emden Research. Der Kapitalzufluss sei Wasser auf die Mühlen der Anleger. Tatsächlich zeigen die Daten, wie viel Liquidität in den Markt geflossen ist, seit die US-Börsenaufsicht SEC dem Spot-ETF ihren Sanktus erteilt hat. Insgesamt flossen dem Vermögensverwalter Coinshares zufolge im vergangenen Monat etwa 2,8 Milliarden Dollar in diese neuen Produkte. Die Bruttosumme liegt deutlich höher, allerdings handelt es sich dabei auch um Umschichtungen innerhalb der Kryptobranche.

Durch diese Kapitalzuflüsse steigt der Preis, denn besagte Bitcoin-Spot-ETFs von Anbietern wie Blackrock oder Fidelity sind mit echten Bitcoin hinterlegt. Kaufen Anleger mehr ETF-Anteile, investiert der Anbieter im Hintergrund in mehr Bitcoin. "Am Freitag haben die ETFs 12.000 Bitcoin gekauft", sagt James Butterfill von Coinshares zum Börsensender CNBC. Zuvor waren lediglich Bitcoin-Future-ETFs zugelassen, das sind Hebelprodukte, die den Preis nachbilden. Dabei gewannen oder verloren Anleger nur an Kursgewinnen, hielten aber die Kryptowährung nicht selbst – was strenggenommen immer noch so ist, weil die Coins beim Emittenten liegen, aber das Konzept funktioniert wie ein Goldzertifikat.

Insgesamt steht die Bitcoin-Marktkapitalisierung momentan bei knapp einer Billion Dollar, wodurch die Kryptowährung mittlerweile zu den wertvollsten Vermögenswerten weltweit gehört.

Anstehendes Halving

Unabhängig von den Entwicklungen rund um den ETF ist 2024 wieder ein sehr spannendes Jahr in der Kryptowelt. Im April steht das sogenannte Halving an, ab dem nur noch halb so viele neue Coins geschaffen werden. In der Vergangenheit führte das stets zu einer Kursrallye. Das hat einfache volkswirtschaftliche Gründe: Wird das Angebot verknappt, steigt üblicherweise der Preis. Momentan werden täglich rund 900 neue Bitcoins geschürft, ab April sind es dann nur noch 450.

200 Millionen von Peter Thiel

Im Zuge der aktuellen Kursrallye taucht außerdem einmal mehr der Name Peter Thiel auf. Founders Fund, das von dem polarisierenden Milliardär gegründete Risikokapitalunternehmen, hat laut der Nachrichtenagentur Reuters vergangenen Sommer und Frühherbst – also vor dem Bullrun – 200 Millionen Dollar in Bitcoin und Ether investiert. In der Branche deutet man das als neu entfachtes Interesse des Silicon Valley an den Kryptowährungen.

Peter Thiel, Mitbegründer von Paypal und Palantir, hat Bitcoin in der Vergangenheit öffentlich gelobt, vor allem weil die Währung unabhängig von Zentralbanken existiere.
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Thiel hat in der Vergangenheit in dem Markt bereits ordentlich Reibach gemacht. Als einer der frühesten institutionellen Krypto-Investoren begann Founders Fund 2014 aggressiv Bitcoin zu kaufen, verkaufte die Coins jedoch rechtzeitig vor dem Zusammenbruch des Kryptomarktes im Jahr 2022 und erzielte dabei etwa 1,8 Milliarden US-Dollar Gewinn.

Zur Erinnerung: 2022 war ein nie dagewesenes Krisenjahr für den Kryptomarkt. Erst stürzte TerraUSD ins Bodenlose, danach brach die Schwesterwährung Luna zusammen. Bei zahlreichen Unternehmen gab es schwerwiegende Probleme, und im Herbst zerriss es die Kryptobörse FTX rund um Sam Bankman-Fried. Bankman-Fried wurde in einem spektakulären Betrugsprozess schuldig gesprochen. (and, 13.2.2024)