Von Fußmatten bis zu Schneekugeln, von Papierkörben bis Stehlampen: Das steirische Auktionshaus Aurena war schon bisher für die Versteigerungen in Sachen der insolventen Signa Holding im Palais Harrach auf der Wiener Freyung zuständig. Nun geht es weiter.

Außen vor blieb bisher der Kernbereich des Unternehmenssitzes, die Beletage. Deren Einrichtung kommt nun unter den Hammer, darunter auch das Interieur von René Benkos Büro. "Ein fast vier Meter langer Schreibtisch mit Steinsockel" steht nun laut Aurena etwa zum Verkauf, daneben "ein 54 Quadratmeter großer Teppich in Sonderanfertigung, ein drei Meter hoher Schaukasten des 'Chrysler Building' und schalldichte Besprechungskuben".

Magazin mit kritischem Benko-Artikel

Das Angebot umfasst auch Kleinigkeiten wie Signa-Wasserflaschen mit einem Rufpreis ab vier Euro. Gebote kann man bereits abgeben, die Zuschläge folgen am 24. Februar. Wie schon bei der ersten Versteigerungsaktion sind Vorabbesichtigungen der Räumlichkeiten nach Anmeldung möglich.

Büro des Signa-Gründers in der Beletage des Wiener Palais Harrach
Büro des Signa-Gründers in der Beletage des Wiener Palais Harrach.
Aurena

Neben anderen Repräsentations- und Konferenzräumen ist von der Versteigerung auch das prunkvolle Büro des Signa-Gründers selbst betroffen, das hundert Quadratmeter groß ist. Der Schreibtisch samt Beiwerk hat einen Rufpreis von 1.800 Euro, daneben gibt es Dinge wie Polstersessel, Zeitungshalter und Schwarz-Weiß-Bilder von Signa-Immobilien wie dem Hotel Bauer in Venedig zu ersteigern. Es finden sich auch manche Kuriositäten, etwa Abhörschutzboxen für Smartphones und vier alte Ausgaben des Nachrichtenmagazins "Profil" mit einem kritischen Benko-Artikel auf dem Cover. Rufpreis für alle vier Exemplare: ein Euro.

Die Aurena-Auktion umfasst insgesamt drei Versteigerungen, die jetzige ist die zweite. Der Schätzwert für die gesamte Holding-Einrichtung liegt laut Aurena bei 2,8 Millionen Euro. Um darüber hinaus noch mehr Geld zur Bedienung der Gläubiger zu lukrieren, hat die Holding auch Inventar an ihre – ebenfalls insolventen – Töchterunternehmen verkauft, die Signa Prime und die Signa Development. Das soll rund 320.000 Euro eingespielt haben. Im Vergleich zu den Gesamtschulden bleiben die Einnahmen aus derartigen Verkäufen, die der Insolvenzverwalter veranlasst hat, freilich nur Peanuts: Laut Kreditschutzverband 1870 sind insgesamt Forderungen in der Höhe von 8,6 Milliarden Euro angemeldet.

Kredite an Stiftungen

Hochverschuldet sind auch die Holdingtöchter Signa Prime Selection AG und Development Selection AG – und wie es scheint, haben auch die Stiftungen, die Benko zuzuordnen sind, Schulden. Wie der Schweizer Tagesanzeiger diese Woche berichtete, stand die Laura Privatstiftung im Juni 2023 bei ihren Gläubigern mit rund 202 Millionen Euro in der Kreide.

Bei ihren Geldgebern handle es sich um Banken innerhalb und außerhalb der Schweiz, unter anderem um die Schweizer Privatbanken Vontobel und Julius Bär. Ihr Chef ist kürzlich wegen fauler Kredite an die Signa im Ausmaß von rund 600 Millionen Euro zurückgetreten.

Abseits von Banken und Investoren, die direkt an Signa Holding und ihren Töchtern Prime und Development beteiligt sind, gibt es aber noch eine Reihe weiterer Gläubiger.

Anteilsscheine

Die Finanzierung der Gruppe ist so komplex wie ihre Struktur, auch die einzelnen Signa-Gesellschaften haben einander ja Geld gepumpt. Dann gibt es einzelne Investoren, die einzelne Projekte finanziert haben. Verkauft wurden auch Wertpapiere, in Deutschland etwa wurden Signa-Genussscheine begeben, die "over the counter" gehandelt werden, also abseits der Börse – wie viele dieser Anteilsscheine im Umlauf sind, ist gar nicht bekannt. Und dann gibt es noch diverse von luxemburgischen Fondsgesellschaften begebene Signa-Anleihen, auch deren Zeichner und Zeichnerinnen bangen nun um ihr Geld.

Die Frage, ob Benko seine Finanzierungszusage für die Insolvenzmasse der Signa Holding eingehalten hat, ist übrigens nicht zu beantworten. Eigentlich hätte Benko vorige Woche eine dritte Million überweisen sollen. Ob das geschehen ist, verrät der Insolvenzverwalter nicht. (Renate Graber, Joseph Gepp, 9.2.2024)