Wo sind die Zeiten, als in einem traditionellen englischen Klub die Regel galt: "No Ladies, no Dogs"? In einer Ära des Genderns kann man nur resigniert feststellen: vorbei, verweht. Kurz keimte Hoffnung auf, als Anfang der Woche in der "Kronen Zeitung" von der Gründung eines ersten Clubs nach traditionell englischem Vorbild zu lesen war. Und das im ersten Wiener Gemeindebezirk! Dieser Club ist "very British", wurde den Leserinnen und Lesern der "Krone" versichert, also nicht so etwas wie einst der gleich ums Eck angesiedelt gewesene "Club 45".

Mit der Mitgliederauslese soll es dann aber doch nicht so weit her sein. 500 Männer und Frauen (!) will der exklusive Club aufnehmen. Den mäßigen Mitgliedsbeitrag von 4000 Euro bezeichnete die "Krone" als saftig, eine Formulierung, die sie als Zentralorgan des kleinen Mannes ausweisen sollte. Zur Einschreibegebühr von 5000 Euro fiel ihr dann nichts mehr ein, ebenso wenig zur Frage, ob man um dieses Geld wenigstens den Hund mitbringen darf. Ein wenig müssen sich Interessierte aber noch gedulden. Die Bauarbeiten im Palais Kaiserhaus in der Innenstadt laufen auf Hochtouren, bis Herbst soll alles fertig sein.

Dieser Club ist "very British", wurde den Leserinnen und Lesern der "Krone" versichert.
Foto: APA, Schlager

"Wein- und Zigarren-Tresorraum"

Für die Sicherheit ist gesorgt. Im Club ist ein Wein- und Zigarren-Tresorraum vorgesehen, in dem die bis zu 500 Mitglieder ihre Kostbarkeiten lagern können. Für Probierer: Jedes Mitglied darf beim Besuch drei Personen mitnehmen, aber Mitglied wird man nicht so leicht wie in einem Swingerklub der Lüsternen. Wer Mitglied werden kann, entscheidet ein zwölfköpfiges Gremium. Ziel sei ein Ort, an dem man sich zurückziehen und austauschen kann und nicht, um gesehen zu werden. Das ist wieder so ähnlich, wie es im Club 45 ablief.

"Alle anderen Clubs in Wien bedienen nicht den Anspruch, den sie in England haben", macht der Mann, der die Klubidee hatte, "Krone" -Leserinnen und -Lesern den Mund wässrig. Der Dresscode ist kein Problem, lediglich Smart Casual und Pflicht. Kein Wunder, dass sie in London schon ganz wurlert werden. Das Wiener Projekt hat in England Interesse geweckt. "Manche britischen Clubbesitzer haben begriffen, dass der Brexit keine so gute Idee war. Die Sehnsucht, sich wieder mit Europa zu verknüpfen, ist da", sagt der Manager. Jetzt sind als Partnerclub für das Kaiserhaus die Top 5 Nobelclubs aus London im Rennen. Daneben soll es im Wiener Pendant Musikevents und Finanzschulungen geben. Passt! Wer 4000 Euro Mitgliedsbeitrag aufbringen soll, muss auch lernen, wie man zu der Marie kommt.

Über "Bio-Kost hinter Gittern"

Einen Tag später bewies die "Krone" schon wieder ihre soziale Sensibilität, wo es um geschlossene Veranstaltungen geht. Während viele Haushalte beim Essen sparen müssen Luxus-Menüs für Häfenbrüder, hieß es groß auf Seite 1, und auf Seite 12 dann: Bio-Kost hinter Gittern. Ein Big Mac hinter Gittern sollte das Problem fotografisch erhellen, verdunkelte es aber eher. Denn die Unterschrift ließ auf einen redaktionellen Zwiespalt schließen. Ab sofort steht Bio-Fleisch im Gefängnis auf dem Speiseplan. Ein sinnvolles Unterfangen im Kampf gegen Tierleid. Für sozial schwache Menschen aber wohl ein Schlag ins Gesicht.

Während sozial benachteiligte Familien auf freiem Fuß zum Burgerladen gehen sollen, wie der Bundeskanzler es empfahl, wird hinter Gittern bald noch nobler gespeist. Laut "Krone"-Informationen müssen bald 25 Prozent der in Gefängnissen kredenzten Lebensmittel Bio-Qualität vorweisen. Ist der Dresscode, zu dem die Insassen beim Essen verpflichtet sind, auch nicht Smart Casual, haben sie immerhin den Trost, mit jedem Verzehr für ein sinnvolles Unterfangen im Kampf gegen Tierleid geradezustehen. Ob das österreichische Projekt in England Interesse geweckt hat und fünf Gefängnisse aus London als Partnerclub im Rennen sind, hat die "Krone" zu recherchieren versäumt.

FPÖ nicht ganz frei von Zweifeln

Auch wenn die Elite der FPÖ so tut, als wäre Kickl als Volkskanzler schon so gut wie im Amt, ist sie doch nicht ganz frei von Zweifeln. In "Zur Zeit" träumte ihr Generalsekretär Christian Hafenecker wieder von einer Koalition mit den österreichischen Bürgern. Wie diese aussehen sollte und warum sie eine solche nicht längst gebildet hat, wo doch die Systemparteien so schlecht regieren, blieb wieder ungeklärt. Warum er dann trotzdem in Verhandlungen mit anderen treten und schauen will, ob man eine Mehrheit zusammenbringt, erscheint nicht logisch. Er weiß ja doch, dass am Ende eine Mehrheit das ist, was eine Regierung ausmacht, und was man braucht, um ein Land zu regieren. Warum nicht gleich? (Günter Traxler, 4.2.204)