Eine Person hält einen Vortrag vor einer Gruppe
Knapp ein Fünftel der Unternehmen plant einer neuen Umfragezufolge, heuer mehr in Weiterbildung zu investieren als in den vergangenen Jahren.
Getty Images

Am 24. Jänner findet jährlich der Welttag der Bildung statt. Ein Anlass, sich den diesjährigen Trends in der Erwachsenenbildung zu widmen. Einige Themen sind vorhersehbar, andere wiederum lassen aufhorchen. Ein kleiner Einblick in die neuen Schwerpunkte und Seminare gibt auch Aufschluss über die Entwicklungen, die in diesem Jahr auf uns zukommen werden.

Einen Hinweis darauf, was 2024 bringen wird, gibt das "Weiterbildungsbarometer", das vom Wirtschaftsförderungsinstitut (Wifi) der Wirtschaftskammer Österreich in Auftrag gegeben wurde. Laut ihm halten mehr als acht von zehn Unternehmerinnen und Unternehmern Weiterbildung für (sehr) wichtig. Das sind rund zehn Prozent weniger als in der Umfrage 2022.

Aber ist es sinnvoll, bei wirtschaftlich angespannter Lage in die Weiterbildung der Mitarbeiter zu investieren? Markus Raml, Kurator des Wifi Österreich, ist davon überzeugt: "Wir brauchen eine anhaltend hohe Bereitschaft zu Fortbildungen gerade in Zeiten des Rekord-Fachkräftemangels – alles andere wäre ein Alarmsignal für eine weitere Zuspitzung der Personalsituation." Tatsächlich plant knapp ein Fünftel der Unternehmen den Ergebnissen der Umfrage zufolge, auch trotz des Kostendrucks heuer mehr in Weiterbildung zu investieren als in den vergangenen Jahren.

KI und Nachhaltigkeit

Die mit Abstand wichtigsten Fortbildungsthemen sind laut dem "Weiterbildungsbarometer" die Bereiche IT und Digitalisierung sowie Technik. Gleich dahinter folgen Qualitätsmanagement, Nachhaltigkeit / Green Skills und Innovation / Digitale Transformation. Auch Rechnungswesen und Gesundheit sind sehr gefragt. Ganz klar sind die diesjährigen Trendthemen (wieder) künstliche Intelligenz (KI) und Nachhaltigkeit.

Aber können sich Mitarbeitende ohne spezielles IT-Wissen überhaupt im Bereich KI weiterbilden? Wie die Angebote zeigen: Ja, das funktioniert. Ein wichtiger Skill ist beispielsweise, Programmen, wie zum Beispiel ChatGPT, die richtigen Anweisungen zu geben, damit das gewünschte Ergebnis ausgespuckt wird. Das nennt sich Prompt-Engineering und kann auch ohne tiefgreifende IT-Kenntnisse erlernt werden.

Auch die WU Executive Academy legt dieses Jahr viel Wert auf den richtigen Umgang mit KI. "Als Faustregel gilt: künstliche Intelligenz dort einsetzen, wo sie einen Mehrwert für die Menschen im Unternehmen schafft, und dort weglassen, wo Komplexität erhöht wird oder Mitarbeitenden Nachteile durch die Anwendung von KI entstehen", erklärt Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy. Das Thema Nachhaltigkeit sei ebenfalls zentral, denn dessen Management ist in den meisten Unternehmen bereits Pflicht. Den Lernenden soll außerdem nähergebracht werden, wie Nachhaltigkeit die Reputation verbessert und die Firma langfristig finanziell stabil hält.

Dafür braucht es sogenannte Green Skills. Darunter versteht man Fähigkeiten und Wissen rund um das Thema Nachhaltigkeit. Kennen Sie sich zum Beispiel mit grünen Immobilienzertifikaten aus? Wie könnte man Produktdesigns umweltschonender gestalten? Oder wie werden das Transportwesen und die Logistik ressourceneffizienter? Sehr wichtig werden für Unternehmen auch die Berichterstattung der ESG, also Nachhaltigkeitsrichtlinien, und die Treibhausgasbilanzierung. All diese und noch viele weitere Bereiche und Themen können in zahlreichen neuen Kursen des BFI erlernt werden.

Attraktive Arbeitgeber

"Die Führungskräfteentwicklung konzentriert sich im neuen Jahr stärker als bisher darauf, das Individuum und seine Entwicklung als Leader in den Mittelpunkt zu stellen und gleichzeitig auch den aktuellen fachlichen Anforderungen zu entsprechen", erklärt Stöttinger. "Denn es ist nicht nur entscheidend, wer man als Führungskraft ist und was sowohl man selbst als auch die Organisation brauchen, sondern auch, ob man technologisch 'fit' und anschlussfähig ist." Immer mehr müssten Führungskräfte heute darauf achten, zwar die betrieblichen Ziele zu erreichen, trotzdem aber den Mitarbeitenden Sinn zu vermitteln und als attraktiver Arbeitgeber aufzutreten.

Daher werde die individuelle Haltung von Führungskräften immer wichtiger. Im neuen Plan der Academy würden sie daher lernen, deutlicher als bisher ihre eigenen Werte, Ziele und Pläne zu definieren. Ebenfalls wichtig würden dieses Jahr, meint Stöttinger weiter, das Peer-Coaching und das Mentoring. Im Austausch mit Gleichgesinnten sollen (werdende) Führungskräfte kreative Lösungsansätze erlernen und das Netzwerken als Unterstützung in schwierigen Lebenslagen wahrnehmen.

Probleme bei der Umsetzung

Mehr als die Hälfte der Mitarbeitenden stuft lebensbegleitendes Lernen im "Weiterbildungsbarometer" als "sehr wichtig" ein. An der praktischen Umsetzung scheitert es jedoch vielfach. Nur ein knappes Drittel konnte das Weiterbildungsvorhaben auch konkret in die Tat umsetzen. Am häufigsten werden von den Erwerbstätigen die Kosten, das ständige Up-to-date-Bleiben und die zeitliche Vereinbarkeit als Gründe genannt, weswegen sie keine Weiterbildung machen. (nick, 24.1.2024)