Wenn Arno Kompatscher am Donnerstag im Südtiroler Landtag zum dritten Mal zum Landeshauptmann gewählt wird, dann wird sich bei ihm kaum ein Gefühl von Genugtuung oder gar Triumph einstellen. Denn diese Mitte-rechts-rechts-Regierung, die er in den kommenden fünf Jahren anführen wird, ist für den liberal Gesinnten alles andere als eine Liebesheirat. Bestenfalls eine Vernunftehe.

Arno Kompatscher (SVP)
Die Wahl zum Südtiroler Landeshauptmann steht an: Arno Kompatscher (SVP).
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Lange sind die Zeiten vorbei, in denen die Südtiroler Volkspartei (SVP) mit übergroßen Mehrheiten fast nach Belieben schalten und walten konnte. Doch diese oft fast absolutistisch ausgeübte Regentschaft nützte sich ab – schon vor der Ära Kompatscher, und seitdem immer schneller. Die Partei verstrickte sich in Skandale, Skandälchen und internen Streit – und die Wähler und Wählerinnen liefen in Scharen davon.

Das für die SVP ernüchternde Ergebnis bei der Landtagswahl im vergangenen Herbst sowie der für die autonome Provinz geltende Sprachenproporz ließen Kompatscher kaum eine andere Wahl, als gleich drei Rechtsparteien in die Regierung zu holen, zwei davon gehören zu der (in Südtirol) italienischsprachigen Minderheit. Dass er es entgegen seinen Ansichten tat, mag auch damit zu tun haben, dass er bis zum Ende seiner dritten und letzten Amtszeit die dringliche Reform des Autonomiestatuts über die Bühne bringen will. Und dafür benötigt er den guten Willen der aktuellen rechten Regierung in Rom. Es ist ein hoher Preis für ein politisches Vermächtnis. (Gianluca Wallisch, 17.1.2024)