Fünfundzwanzig Stimmen Geflüchteter und vom Krieg Bedrohter: Marta Górnickas
Fünfundzwanzig Stimmen Geflüchteter und vom Krieg Bedrohter: Marta Górnickas "Mothers".
Esra Rotthoss

Leander Haußmann ist eine große­ Nummer als Regisseur (Burgtheater, Thalia-Theater Hamburg, Berliner Ensemble) und Filmemacher (Sonnenallee). Das Berliner RambaZamba-Theater ist aber eine ebensolche Nummer. 1990 wurde es in Berlin als Verein für "Menschen mit geistiger Behinderung und Andere" gegründet. Ziel: kreative Entfaltung jenseits therapeutischer Legitimationsmäntelchen.

Inzwischen haben Haußmann und die mittlerweile europaweit reüssierende Truppe mit Läuft! schon ihre zweite gemeinsame Arbeit produziert, sie ist aktuell im hauseigenen Theater in Berlin zu sehen. Erstmals arbeiteten sie im Herbst 2022 für Einer flog über das Kuckucksnest zusammen, zu sehen im Landestheater am 7. und 8. März.

Elektrisierende Giulietta

Auf dem 1962 veröffentlichten und 1975 sehr erfolgreich von Miloš Forman verfilmten Roman von Ken Kesey basierend, entwirft Haußmann eine eigene Version der Geschichte rund um den sich in eine Nervenheilanstalt einweisen lassenden McMurphy, der dort beginnt, sich gegen die Strukturen aufzulehnen. Gespielt von Menschen, die zu oft selbst mit Vorurteilen und Bevormundung konfrontiert sind, erhält der Abend eine neue Wucht.

Gesellschaftspolitisch ist auch das Tangente-Gastspiel Mothers: A Song for Wartime der polnischen Regisseurin Marta Górnicka am 5. und 6. Juni. 25 Stimmen umfasst ihr Chor der Geflüchteten: ukrainische, polnische und belarussische Mütter und Kinder. Die Gräuel des Krieges finden ihre aktuellsten Opfer in Mariupol oder Kiew.

Ebenso mit der Tangente gemeinsam holt man das Kollektiv Wunderbaum aus Rotterdam. In dessen Stückentwicklung Alfa Romeo und die elektrische Giulietta (am 15. und 17. Mai) geht es beim Familienessen einer Automobildynastie um Elek­troautos und Klimawandel. Ein flotter Abend. (Michael Wurmitzer, 12.1.2024)