Eine Frau trägt eine smarte Sonnenbrille
Die Smart Glasses von Meta und Ray-Ban wurden mit KI-Funktionen ausgestattet. Das Testprogramm läuft derzeit in den USA.
Meta

In der Vorwoche hat ein Meta ein großes Update für die smarten Ray-Ban-Sonnenbrillen angekündigt. Dieses sollte vor allem KI-Features nachliefern. Jetzt ist es da, und die ersten Tester sind von den Funktionen begeistert, auch wenn die Privatsphäre des Umfelds offenbar keine große Rolle spielt.

Doch zuerst zu den KI-Funktionen: Bisher war die Brille von Meta vieles, aber nicht unbedingt smart. Zwar konnte man dank der eingebauten Mikrofone und Lautsprecher telefonieren oder mit der integrierten Kamera Fotos oder Videos aufnehmen, aber dann war auch schon Schluss. Die Augengläser bieten zwar moderne Technik, aber nichts, was andere Hersteller nicht auch in der einen oder anderen Form im Programm haben. Nun hat Meta die Ray-Ban-Brillen aber mit einem Update versorgt und die versprochenen KI-Features für ausgewählte Early-Access-Teilnehmer nachgeliefert, und diese scheinen im ersten Test beeindruckend zu sein.

"Sag mir, was du siehst"

"Hey Meta, sag mir, was du siehst", sagt der prominente Tech-Youtuber Marques Brownlee in einem knapp einminütigen Tiktok-Video. Die Antwort folgt prompt: "Ich sehe eine Person, die einen schwarzen Hoodie und schwarze Jeans trägt, die vor einem großen Fenster steht und eine Kamera vor den Augen hält", repliziert der Sprachassistent. Gemeint ist Brownlees Kameramann.

Gestartet wird der aktuell nur des Englischen mächtige Sprachassistent mit den Worten "Hey Meta, look at and tell me". So kann die KI etwa erkennen, um welche Topfpflanze es sich handelt und wie das etwas welke Grün gerettet werden kann. Die KI gibt auch noch Tipps zum richtigen Gießen. Später soll die KI noch smarter werden. So soll es künftig reichen, einen tropfenden Wasserhahn anzuschauen, und der Assistent liefert daraufhin eine Reparaturanleitung.

Noch ist der Funktionsumfang eingeschränkt

Von ähnlichen Erfahrungen berichtet "Cnet". So könne die KI aus einer Auswahl von vier Teepackungen erkennen, welcher davon koffeinfrei sei. Der Sprachassistent antwortete prompt: Der Tester möge doch zum Kamillentee greifen.

So beeindruckend die Funktionen auch sind, noch haben sie ihre Grenzen. Die KI kann nur erkennen, was mit der Brille fotografiert wird. Nach einer Sprachanfrage hört man den Auslöser klicken, und es gibt eine Pause von ein paar Sekunden, bevor eine Antwort kommt. Auch die Sprachbefehle zum Einsatz der KI-Features sind langatmig, kritisiert Scott Stein von "Cnet". Jede KI-Antwort und das Foto werden in der Meta-View-App gespeichert und bieten damit eine schriftliche und bildliche Aufzeichnung für später. Ein Overlay im Sichtfeld des Trägers gibt es übrigens nicht, in den Ray-Bans sind ganz gewöhnliche Brillengläser verbaut.

"Erosion der Privatsphäre"

Deutlich ernüchternder fällt das Fazit der "New York Times" aus. Tester Brian Chen sei froh gewesen, als er die Brille nach einem Monat wieder ablegen konnte. Zwar seien die Smartglasses bequem zu tragen, aber sie hätten seine Konzentrationsfähigkeit stark eingeschränkt, schreibt Chen. "Selbst wenn ich keine der Funktionen nutzte, fühlte ich mich beim Tragen der Brille abgelenkt. Aber das Hauptproblem ist, dass die Brille nicht viel kann, was wir nicht schon mit dem Telefon können", heißt es da.

Ein weiteres großes Problem sei die Privatsphäre. Recht schnell hat sich der Begriff "Glassholes" für Menschen entwickelt, die mit ihren smarten Brillen andere Personen fotografieren oder filmen. Meta selbst schreibt zu Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes: "Wir wissen, dass der Schutz der Privatsphäre an erster Stelle stehen muss, wenn wir smarte Brillen im täglichen Leben normalisieren wollen." Gleichzeitig betont man bei Meta, dass man selbst entscheiden könne, welche Informationen man mit dem Konzern teilt, und dass man zudem die Sprachsteuerung jederzeit deaktivieren könne.

Zum Schutz anderer Menschen habe man das sogenannte Capture Light eingeführt. Sobald die smarten Funktionen der Brille aktiviert werden, leuchtet ein kleines Licht an der Kamera auf. Das soll andere Menschen von der laufenden Aufnahme unterrichten. Ansonsten setzt man bei Meta auf Eigenverantwortung: Man möge doch bitte die Privatsphäre anderer Menschen respektieren und die Brille im privaten Umfeld deaktivieren, heißt es da.

Vor allem das Feature mit der Signalleuchte scheint laut dem Tester der "New York Times" keine besondere Wirkung zu haben. Er habe 200 Fotos im Zug, auf Wanderwegen und in Parks aufgenommen. Niemand hätte von dem Lämpchen in der Brille Notiz genommen oder ihn gar darauf angesprochen, so Chen, der von einer "Erosion der Privatsphäre" schreibt.

Der Datenschützer und Sicherheitsforscher Chris Gilliard kritisiert Kameras in Brillen besonders scharf. Es sei nicht so, dass man nicht auch mit einem Smartphone die Privatsphäre anderer Menschen verletzen könne. Smarte Brillen würden nicht etwas ermöglichen, das vorher unmöglich war. Aber: "Sie machen etwas einfach, was weniger einfach war."

Zunächst wird nur eine kleine Gruppe von Nutzern das neue Update erhalten, da Meta aktuell noch Feedback sammelt und kommenden KI-Funktionen vor der offiziellen Veröffentlichung verfeinern möchte. Das Early-Access-Programm steht darüber hinaus aktuell nur in den USA zur Verfügung.

Hierzulande ohne KI-Funktionen erhältlich

Die Ray-Ban-Meta-Smart-Glasses sind in Österreich noch ohne die KI-Funktionen zum Preis von 359 Euro erhältlich. Zwei Modelle (Wayfarer und Headliner) stehen zur Auswahl. Wahlweise gibt es die Gläser getönt und oder mit Sehstärken. An der Vorderseite der Smart Glasses befindet sich eine Zwölf-Megapixel-Kamera.

Diese kann Fotos mit 3024 × 4032 Pixeln und auch Videos in einer Auflösung von 1536 × 2048 Pixeln aufnehmen, was 3:4-Hochformat entspricht. Zudem sind fünf Mikrofone in der Brille verbaut. Die Audioausgabe erfolgt über Open-Ear-Lautsprecher. Die Akkulaufzeit beträgt etwa vier Stunden. Die Brille kann über das Etui wieder aufgeladen werden. Die Brille ist in Deutschland übrigens um 30 Euro günstiger zu haben. (pez, 22.12.2023)