Jugendliche vor einer Schule.
Bei einem Energietagebuch dokumentiert man den eigenen Stromverbrauch. Meist zeigen sich schon nach wenigen Tagen klare Muster und einfache Einsparungsmöglichkeiten.
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Energiesparen hört sich nicht gerade lustig an. Es klingt nach Verzicht und Langeweile. Wenn man sich mit dem Thema aber genauer beschäftigt, lassen sich viele Möglichkeiten entdecken, wie zu Hause, in der Schule oder in der Freizeit ganz leicht Energie gespart werden kann – und zwar ohne Spaßverzicht. Wir alle können schon mit kleinen Änderungen unserer Gewohnheiten im Alltag Klima und Umwelt etwas Gutes tun und damit sogar noch Geld sparen. Je mehr Menschen dabei mitmachen, desto besser ist es für uns alle.

In der Theorie sind sich alle einig, dass Energie zu sparen sinnvoll und notwendig ist. Doch oft mangelt es an der Umsetzung in der Praxis. Wie sparsam oder verschwenderisch mit Energie umgegangen wird, ist daher ein häufiges Streit­thema in Familien und Wohngemeinschaften. Der eine stößt sich daran, dass mehrere Zimmer hell erleuchtet sind, obwohl sich niemand darin aufhält. Die andere beklagt, dass ihr ständig viel zu kalt ist, und schon ist der Familienstreit voll im Gange.

Zwei Mädchen unterhalten sich über einen Schreibtisch gebeugt
Indem man sich mit Familie und Freunden über den eigenen Energieverbrauch austauscht, können kreative Lösungen gefunden werden, durch die sich der eigene Energieverbrauch drosseln lässt.
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Es stimmt es zwar, dass ein unnötig beleuchtetes Zimmer keinen Weltuntergang bedeutet – weder für das Klima noch für das Haushaltsbudget. Doch gerade beim Energiesparen hat das alte Sprichwort "Steter Tropfen höhlt den Stein" uneingeschränkte Gültigkeit.

Wie die Psychologin Wendy Wood in ihrem Buch Good Habits, Bad Habits schreibt, erledigen wir bis zu 43 Prozent unserer Handlungen, ohne dar­über nachzudenken. Wir sind also einen beträchtlichen Teil des Tages im Autopilot-Modus unterwegs und tun Dinge, ohne uns bewusst zu machen, warum wir so handeln. Die Macht der Gewohnheit kann uns dazu verleiten, viel länger als notwendig unter der heißen Dusche zu stehen und unnötig Energie zu verschwenden. Bewusst neue Gewohnheiten zu entwickeln kann andererseits einen enormen Beitrag dazu leisten, energiesparender und umweltfreundlicher zu leben.

Ein junger Mann wirft eine Plastikflasche in einen Recyclingcontainer.
Mit Mülltrennung und Recycling lässt sich in der Schule und zu Hause Energieverschwendung vermeiden: Die Herstellung von Glas ist sehr energieintensiv, seine Wiederverwendung aber kaum.
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Empfehlungen zum Stromsparen im Alltag klingen oft banal. Doch gerade beim Thema Energie hat die Summe kleiner Änderungen der Gewohnheiten eine große Wirkung. "Man spart selbst Geld, wenn man unnötigen Verbrauch kleiner Alltäglichkeiten, die einem sonst kaum auffallen, abstellt", sagt Stefan Büttner, Energieforscher an der Universität Stuttgart. Ein Beispiel: Geräte im Standby-Modus verursachen bis zu zehn Prozent des Stromverbrauchs in Haushalten. Wenn man sich angewöhnt, elektronische Geräte, die gerade nicht im Einsatz sind, ganz abzuschalten, statt sie in den Standby-Modus zu versetzen, lässt sich also der Stromverbrauch deutlich verringern.

Die größten Brocken im Haushalt, bei denen sich viel Energie einsparen lässt, liegen aber anderswo: Rund zwei Drittel des Gesamtenergieverbrauchs in Haushalten entfallen auf das Heizen, weitere 16 Prozent auf Warmwasser. Die durchschnittliche Innenraumtemperatur in Wohnungen in Europa beträgt 22 Grad Celsius. Dreht man die Heizung ein bisschen zurück, lässt sich viel einsparen: Als Faustregel gelten rund sechs Prozent Energieersparnis für jedes Grad weniger. "Eine Kombination einer Nachtabsenkung und einer Raumtemperaturreduktion auf 20 Grad reduziert den Heizenergiebedarf um bis zu 19 Prozent", sagt Dirk Müller, Energieexperte an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen.

Eine junge Frau stöbert durch das Jackenangebot eines Straßenhändlers.
Jedes Mal, wenn wir ein Produkt kaufen, treffen wir auch eine ökologische Entscheidung. Für die Herstellung von Kleidung wird oft viel Wasser benötigt. Secondhand kann Abhilfe schaffen.
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Die Innenraumtemperatur hat freilich auch viel mit dem persönlichen Wohlbefinden zu tun. Neue Gewohnheiten können auch hier helfen, sich mit niedrigeren Temperaturen einzurichten: Warme Hausschuhe oder ein kuscheliger Morgenmantel können Wunder wirken, wenn es darum geht, es sich bei etwas niedrigeren Zimmertemperaturen gemütlich zu machen.

Dabei können auch der Austausch mit Freunden oder das Führen eines Energietagebuchs nützlich sein: Indem man Tipps und Erfahrungen mit anderen teilt oder selbst den eigenen Energieverbrauch reflektiert, wird einem schneller bewusst, wo Energie verschwendet wird und wo Einsparungsmöglichkeiten einfach umzusetzen wären. "Wir müssten jetzt und unmittelbar vor ­allem alle Steine umdrehen, um die vielen Dinge zu entdecken, bei denen es leicht möglich ist, die Verschwendung zu reduzieren", sagt Büttner.

Ein Junge und ein Mädchen werden im Zug von einer dritten Person mit dem Handy fotografiert.
Ob wir unsere Freizeit hinter dem Bildschirm oder mit Freunden verbringen, hat Auswirkungen auf den Energieverbrauch. Die energiesparendere Variante bedeutet nicht unbedingt Spaßverzicht.
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Denn letztlich geht es nicht nur darum, Familienstreit zu vermeiden und Geld zu sparen, sondern darum, langfristig einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Der Ausstieg aus fossiler Energie wird nur dann möglich sein, wenn wir sparsamer mit Ressourcen umgehen. Die großen Weichenstellungen für eine klimafitte Zukunft muss die Politik vornehmen. Doch darüber hinaus können wir alle durch kleine Schritte einen großen Unterschied machen. Und manche energieschonenden Gewohnheiten können durchaus Freude machen: etwa ein geselliger Abend mit Freunden statt Onlinestreaming.