Die drei größten Kryptobörsen der Welt heißen Coinbase, Binance und Kraken. Für die beiden letzteren war der Dienstag ein rabenschwarzer Tag, die Ereignisse haben sich überschlagen. Und die Branche steht vor einer weiteren Zäsur. Changpeng "CZ" Zhao, Gründer und Chef von Binance, trat am Dienstagabend von seiner Funktion zurück. Grund ist ein langjähriges Strafverfahren in den USA, das mit einem Vergleich endet, der Binance 4,3 Milliarden Dollar kostet.

Binance gibt Verstöße gegen Geldwäschegesetze zu und akzeptiert eine Strafe in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar, dazu kommen 2,5 Milliarden Dollar als Teil eines Deals mit dem Justizministerium. Zhao selbst muss 50 Millionen Dollar aus seinem Privatvermögen zahlen und das Schuldeingeständnis verbietet ihm für die kommenden drei Jahre jedes Engagement bei Binance, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht. Die Mehrheit der Firmenanteile darf er jedoch behalten.

Eine Genugtuung für US-Finanzministerin Janet Yellen, die alles andere als ein Fan der Kryptobranche ist. Es ist "die höchste Strafe, die das Finanzministerium je verhängt hat", sagte sie. Eine Klage der Derivate-Aufsicht CFTC wurde beigelegt, eine der US-Börsenaufsicht SEC steht noch aus.

Neuer Chef

Zhao schrieb bei der Online-Plattform X, ehemals Twitter, er sehe sich auch in der Zukunft nicht mehr als Chef eines Start-ups. Den Chefposten bei Binance übernehme Richard Teng, der bisher für lokale Märkte zuständig war. Er galt seit längerem als aussichtsreicher Kandidat.

Iran, Russland, Hamas

Seit Jahren liefen Ermittlungen der US-Behörden gegen Binance wegen Geldwäsche sowie der Missachtung von Sanktionen gegen Iran und Russland. Darüber hinaus besteht der Verdacht, dass die Terrororganisation Hamas ihre Mittel teilweise über Binance erhalten haben soll. Durch das Umgehen von Geldwäsche- und Sanktionsgesetzen seien zweifelhafte Zahlungen in Millionenhöhe möglich gemacht worden. Den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft zufolge wies Zhao Binance-Mitarbeiter unter anderem an, mit US-Kunden per Telefon zu kommunizieren, um keine Spuren zu hinterlassen. Verschiedene US-Behörden hatten die Ermittlungen bereits kurz nach der Gründung von Binance 2017 eingeleitet.

Die Sorge um die rechtlichen Konsequenzen in den USA haben die Binance-Kunden zuletzt zurückhaltend werden lassen. Gerade in den USA ist das Geschäft massiv eingebrochen. Während der vergangenen Monate haben immer wieder Führungskräfte das Unternehmen verlassen, und die Börse hat heuer mehr als 1000 Mitarbeiter entlassen, da das Unternehmen Schwierigkeiten hatte, sich mit den US-Ermittlungen auseinanderzusetzen.

Kollaps von FTX

Für CZ hat sich die Lage damit schnell gedreht. Der Binance-Chef hatte im vergangenen Herbst einen Bankrun auf FTX mit ins Rollen gebracht. Kurz darauf war der große Binance-Konkurrent FTX zusammengebrochen, und vor wenigen Wochen wurde FTX-Gründer Sam Bankman-Fried in einem aufsehenerregenden Prozess in New York von Geschworenen wegen Betrugs schuldig gesprochen. US-Ermittler konnten sie überzeugen, dass Bankman-Fried Kundengelder heimlich für Geschäfte seines eigenen Hedge-Fonds abzweigte.

Zhao steht vor einem großen Plakat und spricht.
Die Kryptowährungsbörse Binance gibt in den USA Verstöße gegen Geldwäschegesetze zu und wird eine Milliardenstrafe zahlen. Gründer und Chef Changpeng Zhao muss das Unternehmen für drei Jahre verlassen
REUTERS/COSTAS BALTAS

Kraken verklagt

Im Kampf um eine Regulierung des Kryptowährungsmarktes lässt die US-Börsenaufsicht nicht locker. Nach Binance und Coinbase verklagte die US-Börsenaufsicht SEC am Dienstag Kraken. Ähnlich wie in den anderen Fällen wirft sie dem Unternehmen vor, eine nicht lizenzierte Handelsplattform zu betreiben. Seit 2018 habe die Firma mit Kryptogeschäften Hunderte Millionen Dollar verdient und dabei Wertpapiergesetze zum Schutz von Investoren ignoriert.

"Die Entscheidung von Kraken, unrechtmäßige Gewinne über den Anlegerschutz zu stellen, ist eine, die wir in diesem Bereich viel zu oft sehen", heißt es bei der US-Börsenaufsicht. Kraken kündigte an, sich verteidigen zu wollen und bezeichnete die Klassifizierung von Bitcoin & Co als Wertpapier durch die SEC als "rechtlich falsch, faktisch falsch und politisch katastrophal". Die Börse betonte, dass es Aufgabe des US-Kongresses sei, über eine Regulierung der Branche zu entscheiden. Die aktuelle Klage habe keinen Einfluss auf das laufende Geschäft. Kraken wurde 2011 gegründet und gehört mit Binance und Coinbase zu den weltweit umsatzstärksten Kryptobörsen.

Prominente Branchengegner

Die US-Behörden haben in den vergangenen Jahren ihr Vorgehen im Umgang mit Kryptowährungsplattformen verschärft. Der Markt gilt grundsätzlich als wenig reguliert. SEC-Chef Gary Gensler und Finanzministerin Yellen sind bekennende Gegner der Kryptobranche und haben sich für deutlich strengere Regulierungen ausgesprochen. Dass entsprechende Gesetze verabschiedet werden, gilt im tief gespaltenen Washington derzeit jedoch als unwahrscheinlich.(and, Reuters, 21.11.2023)