Kosovo Polizei Soldaten
Nato-Soldaten patrouillieren zusammen mit Angehörigen der EU-Mission Eulex und kosovarischen Polizisten auf der nach Banjska führenden Straße.
REUTERS/FATOS BYTYCI

Ab den frühen Morgenstunden des Sonntags haben im Norden des Kosovo Feuergefechte stattgefunden. Bewaffnete Männer lockten die kosovarische Polizei in einen Hinterhalt nahe dem Dorf Banjska. Sie erschossen einen kosovarischen Beamten und verletzten zwei weitere. In den folgenden Stunden verschanzten sich die etwa 30 vermummte Männer in einem nahe gelegenen Kloster. Nach Erkenntnissen der kosovarischen Polizei wurden bei den Gefechten drei Angreifer getötet.

Die kosovarischen Sicherheitsbehörden gaben bekannt, dass sie die Kriminellen eingekesselt hätten. Der kosovarische Premierminister Albin Kurti sprach von einem Terrorakt und machte Serbien dafür verantwortlich: Die organisierte Kriminalität im Norden des Kosovo greife mit finanzieller und logistischer Unterstützung Belgrads das Land an, sagte er. Aus Sicherheitsgründen sperrten sich die Klosterbrüder und Pilger im Kloster ein. Am Sonntagabend sagte der kosovarische Innenminister Xhelal Sveçla, dass sich die Lage beruhigt habe: "Wir haben dieses Gelände wieder unter Kontrolle, nach mehreren Kämpfen." Es habe mehrere Festnahmen gegeben, eine große Zahl von Waffen und Ausrüstung sei sichergestellt worden.

Die Polizei hatte zunächst bemerkt, dass zwei Lastwagen ohne Nummernschilder die Einfahrt zu einer Brücke blockierten. Als sie Nachschau hielt, wurde sie mit Handgranaten und Schusswaffen angegriffen. Die Straßen zum Dorf Banjska wurden in weiterer Folge gesperrt. Der US-Botschafter im Kosovo, Jeffrey Hovenier, verwies darauf, dass die Polizei die volle und legitime Verantwortung für die Durchsetzung der Rechtsstaatlichkeit trage.

Vučić: Gruppe hat "Terror" von Premier Kurti nicht mehr geduldet

Die kosovarische Präsidentin Vjosa Osmani erklärte, die "serbischen Kriminellen" wollten mit ihren Angriffen "den Kosovo und die Region destabilisieren". Erst Ende Mai hatten nämlich serbische Kriminelle die Nato-geführten Kfor-Truppen im Kosovo angegriffen. Dabei wurden 30 Nato-Soldaten verletzt, einem Soldaten musste ein Bein amputiert werden.

APA

Nach einem Tag des Schweigens machte Serbiens Präsident Aleksandar Vučić am Abend eine Gruppe lokaler Serben für die Aktion verantwortlich. Sie hätten sich erhoben, weil sie den "Terror" von Premier Kurti nicht mehr dulden wollten. Es sei "nur eine Frage der Zeit" gewesen, bis Serben, die von der kosovarischen Polizei verfolgt würden, etwas unternehmen würden, um sich zu schützen, meinte Serbiens Präsident bei einer Pressekonferenz in Belgrad. Die Tötung des kosovarischen Polizisten sei allerdings nicht zu rechtfertigen. Dies komme niemanden, am wenigsten den im Norden des Kosovo lebenden Serben, zugute, unterstrich Vučić.

Eines der größten Sicherheitsrisiken im Kosovo ist der Umstand, dass auf Geheiß des serbischen Präsidenten im Vorjahr alle Serben aus der kosovarischen Polizei abgezogen wurden. Dieser Boykott von Institutionen ist eine alte Taktik, die schon in den 1990er-Jahren angewandt wurde. Der EU-Gesandte für den Kosovo-Serbien-Dialog, Miroslav Lajčak, brachte es nicht zustande, Vučić davon zu überzeugen, dass die Serben zur Polizei und den anderen Institutionen zurückkehren sollten.

Solange dies nicht geschieht, bleibt die Situation fragil. Innerhalb der EU-Staaten gibt es zunehmend Kritik an Lajčak und sogar Forderungen, dass er durch einen anderen EU-Gesandten ersetzt werden soll. Vučić wiederum forderte öfter, dass der Norden des Kosovo an Serbien angegliedert werden soll. (Adelheid Wölfl, red, 24.9.2023)